Part45

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Amars Sicht
Es waren 3 Tage vergangen, seit sie angeschossen wurde.
Seit 3 Tagen hatte ich nicht geschlafen oder gegessen, ich bewegte mich nur für die kurzen Toilettengänge von ihrem Bett weg.
Die Ärzte gaben uns nicht besonders große Hoffnungen, dass sie wieder aufwachen würde.
Die Kugel hatte zwar knapp ihr Herz verfehlt, jedoch hatte sie so viel Blut verloren, dass ihr zierlicher Körper das nicht einfach so verarbeiten konnte.
„Amar du solltest etwas essen" gab Ali leise von sich.
So hatte ich ihn noch nie gesehen, schwach und fertig.
Tiefe Augenringe trug er unter seinen Augen, auch er war seit 3 Tagen nicht von ihrer Seite gewichen.
Nachdem mein '' Bruder" auf sie geschossen hatte verließ er ohne sie eines Blickes zu würdigen das Restaurants.
Ein Krankenwagen fuhr sie ins nächste Krankenhaus, doch schon im Wagen wurde uns fast jede Hoffnung genommen.
Seit dem saßen wir hier und blockten jeden Versuch der Ärzte ab, mit uns zu sprechen.
Ich war immer sehr gläubig, doch ich hatte nie regelmäßig gebetet.
Seit diesem Tag schwor ich mir es zu tun.
Ich flehte in meinen gebeten meine Frau und mein Kind zu retten.

Es war jetzt genau eine Woche vorbei, doch ihr Zustand besserte sich nicht.
Es stand gerade eine Untersuchung des Babys an, als ich jedoch die kritischen Blicke des Arztes wahrnahm, Rutsche mein Herz in die Hose.
„W..was ist los?" fragte ich ihn stotternd und ich war nie der Typ gewesen, der so schwach war.
„Es ist unglaublich, bei ihren Verletzungen hätte ihr Körper längst aufgeben müssen, doch irgendetwas hält sie am Leben. Sie haben eine starke Frau." sagte der Arzt mit so viel Anerkennung in seiner Stimme, dass mein Herz nur noch schneller schlug.
„Der Schuss verfehlte ihr Herz nur um Millimeter und traf eine große Arterie, es hätte sie umbringen müssen" sagte er noch leise und erschrak sich selber über diese Aussage.
„Es tut mir leid, das war absolut nicht professionell. Aber es fasziniert mich einfach, wie es möglich ist sowas zu überleben und selbst hier an den Maschinen noch so zu kämpfen" sagte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, denn mir war klar, dass das alles nur meine Schuld war.
Ich war schuld dass Kalif es auf sie abgesehen hatte, ich war schuld dass er überhaupt noch lebte.
Doch das würde ich ändern, heute.
Er hatte mir meine Frau und mein Kind genommen, mein Herz ihm gegenüber war aus Stein.
Da es nicht so aussehen würde, als würde sie in der nächsten Zeit aufwachen, entschuldigte ich mich bei Ali und verließ den Raum.
Ich telefonierte kurz und nur wenige Minuten später sah ich auch schon Hamudi. (Bester Freund von ihm, falls ihr das nicht mehr wisst)
Brüderlich klopfte er mir auf die Schulter, denn er war der einzige, den ich im Moment in meiner Nähe ertragen konnte.
Er hatte sofort als er erfahren hat, was passiert war, entschieden hier her zu fliegen.
„Bruder ich stehe hinter dir" sagte er, als wir gemeinsam zu dem Haus meines Bruders fuhren.
Ich war noch nie so entschlossen etwas zu tun, wie in diesem Moment.
Ohne nachzudenken schoss ich jeden nieder, der mir in den Weg kam.
Erstaunlicherweise hatte er nicht all zu viele Wachmänner, weshalb ich schneller als erwartet durch seine Eingangstür gehen konnte.
Etwas schockiert sah er mich an.
Da stand er, mein Spiegelbild.
Flashback
Ich sah in seine eiskalten Augen, die uns anstarrten.
Meine Mutter hatte sich wimmernd vor mich und meinen kleinen Bruder gestellt.
Mein Vater stand schützend vor ihr und redete ruhig auf Kalif ein, der mit einer geladenen Waffe vor uns Stand.
Wir waren 14, mein kleiner Bruder 10.
Meine anderen Geschwister waren an diesem Abend zum Glück nicht zuhause gewesen, denn diese Bilder hätten sie nicht verkraftet.
Angetrunken und voller Drogen stand Kalif vor uns und brüllte unverständliche Dinge.
Das einreden meines Vaters schien ihn nicht zu beruhigen.
„Ihr habt mein Leben zerstört, ich war immer der schlechte Bruder, Amar habt ihr immer viel mehr geliebt." brüllte er woraufhin mein Vater ihm versicherte, dass er alle seine Kinder gleich liebte. Es stimmte, meine Eltern behandelten uns alle gleich, sie waren gerechte Menschen.
Ein Schuss ertönte und das letzte was ich sah war mein Vater, der in sich zusammen sackte.
„Ich liebe euch" sagte er schwach, bevor er seine Augen für immer schloss. Das Bild in meinen Gedanken verschwomm. Doch nie wieder werde ich diesem Moment vergessen können, den Moment in dem mein Bruder uns alles nahm.
Flashback ende

Ohne zu zögern richtete ich meine Waffe und zielte auf seinen Kopf.
„Du hast mir meinen Vater genommen. Du hast mir meine Frau genommen und Kalif du hast mir mein Kind genommen." brüllte ich mit seinem solchen Hass in meiner Stimme, wie ich es selbst noch nie von mir gehört hatte.
Seine Augen weiteten sich, als er realisierte, dass aleyna schwanger war.
Doch das war mir egal, nicht ein Funke Mitleid breitete sich in mir aus, als ich weiterhin auf ihn zielte.
Konnte ich es? Konnte ich meinen Zwillingsbruder erschiessen? Diese Fragen schossen mir gerade durch den Kopf, doch ich musste es tun.
Ich ließ meinen Finger über den abzieher streichen und stoppte, als er die richtige Position gefunden hatte.
Meine Hände zitterten, was er wohl mitbekommen hatte.
„ich sage ja du packst es nicht, du warst schon immer ein Schwächling, wenn es um deine Familie ging. Du packst es nicht mich zu töten" lachte Kalif höhnisch, doch bevor er seinen Satz vollständig beenden konnte ertönte ein lauter Knall.
Sein lachendes Gesicht verzerrte sich, er rang nach Luft.
Mein Blick haftete an der blutlache, die sich auf deinem T-shirt ausgebreitet hatte.
Geschockt betrachtete ich meine eigene Waffe, doch es war nicht meine Waffe aus der dieser Schuss fiel.
„Du solltest niemals mit dem Gefühl leben deinen Bruder getötet zu haben!" sagte hamudi brüderlich und zog mich hinaus zum Auto.
Er hatte es getan, er hatte mir diese schwere Entscheidung abgenommen.
Die Autofahrt über schwiegen wir, erst als er vor dem Krankenhaus anhielt Löste ich das schweigen.
„Danke Bruder" sagte ich so ehrlich und dankbar, wie ich lange nichts mehr gesagt hatte.
Egal was mein Bruder getan hatte, er war mein Fleisch und Blut. Hamudi hatte es mir abgenommen.

Only Mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt