Einige Tage waren vergangen und ich hatte härter trainiert, als jemals zuvor.
„Wir brechen in 10 Minuten auf, ich hoffe du weißt was du da tust" sagte Luc ernst und klopfte mir auf die Schulter.
Das wusste ich, ich musste es tun.
Mit nassen Händen griff ich nach einer Waffe und steckte sie in die Halterung an meiner Hüfte.
Weitere Waffen platzierte ich an ihrem Platz und lief zum Auto, das bereits warm lief.
„Bist du bereit?" fragte mich Hamudi und sah mich nachdenklich an.
Es passte ihm nicht, dass ich mitfuhr, doch er hatte sowieso keine Chance mir das auszureden.
Ich nickte nur und versuchte meine Nervosität zu verstecken, denn das war nicht besonders nützlich.
Heimlich wischte ich immer wieder meine Hände an meiner Hose ab, während wir auf dem Weg zu Jack waren.
Es war schon dunkel, als wir an einer ziemlich verlassenen Halle ankamen.
Mein Herz pochte schnell, doch ich wollte ihn endlich wieder sehen, weshalb ich zielstrebig hinter den Jungs herlief.
Leise schlichen wir um die Halle herum und gelangten an ein Fenster, welches uns einen Einblick verschaffte.
Mein Atem stockte, als ich Amar erblickte, der in Mittel dieser großen Halle an Ketten aufgehängt war.
Sein Körper blutete, was selbst auf diese Entfernung gut zu erkennen war.
Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuweinen. Ihn so verletzt und schwach zu sehen, löste einerseit Trauer, andererseits aber auch unglaublichen Hass auf Jack aus.
Laute Schüsse rissen mich aus meinen Gedanken und jetzt passierte alles sehr schnell.
Die Männer von Jack hatten uns entdeckt und wir versuchten uns hinter den wenigen Gegenständen hier zu verstecken.
Mittlerweile waren wir in die Halle vorgedrungen und drängten die Männer immer mehr zusammen.
„Du gehst zu Amar und versuchst irgendwie ihn loszumachen, ich gebe dir Rückendeckung." flüsterte Luc und deutete auf Amar.
Geschickt fischte ich das kleine Werkzeug aus meiner Tasche, mit dem ich zuhause schon jegliches schlossknacken geübt hatte.
Daher waren auch diese Schlösser nicht schwer und ich hatte Amar kurz danach befreit.
Immer wieder waren Schüsse zu hören, doch die versuchte ich auszublenden.
Amar war kaum ansprechbar, sein Körper war voller blutiger Risse und ich konnte mir nicht vorstellen, welche schmerzen er dadurch erlitten hatte.
„Aleyna pass auf" hörte ich plötzlich eine panische Stimme schreien, doch das war zu spät.
Ein Schuss streifte meinen Oberarm, weshalb ich das Gleichgewicht verlor und mir Amar hinfiel.
So gut es ging zog ich uns beide hinter einen Palettenhaufen, der uns etwas Schutz geben sollte.
Behutsam legte ich ihn dort ab, um den anderen zu helfen.
Das Adrenalin floss durch meinen Körper und verdrängte den eigentlich unerträglichen Schmerz.
Ich musste Jack umbringen, für alles was er uns angetan hatte.
Von Palettenhaufen zu Palettenhaufen lief ich näher an die Feinde heran, ohne ganz meine Deckung aufzugeben.
Es waren ungefähr 10 Männer, wovon schon 2 reglos am Boden lagen.
Ich versuchte diese auszublenden, denn obwohl ich wusste weshalb wir hier waren, fiel es mir immer noch Schwer über leben und Tod eines anderen zu bestimmen.
Als mich von hinten eine Hand packte, drehte ich mich ruckartig um und griff nach meinem Messer.
Ein großer Mann, größer noch als Ali stand vor mir und sah mich amüsiert an.
„Kleine hast du dich verlaufen?" fragte er mit einem dreckigen grinsen auf mich herab, ohne seinen schmerzenden griff von meinem Arm zu lösen.
Mein Puls stieg immer höher, doch ich versuchte mich an Alis Worte zu erinnern.
Nutze deine Größe, er wird stärker sein als du, aber niemals flinker.
Hallten mir seine Worte im Kopf und das stimmte.
Ruckartig riss ich meinen Arm aus seiner Hand, die er in einer Sekunde der Ablenkung nicht genug zu drückte.
Gekonnt rutschte ich auf dem Boden lang und kam genau hinter dem Riesen zum stehen.
Ich hatte freies Schussfeld, ich musste nur abdrücken.
Zitternd drückte ich meine Waffe gegen seinen Kopf und legte meinen Finger an den Abzug.
Für Amar. Für Hamudi.
Ein Schuss ertönte und der große Mann sackte in sich zusammen.
Zitternd ließ ich meinen Arm sinken und blickte auf das, was ich getan hatte.
Plötzlich durchzog mich Eine Welle der Schuldgefühle, ich hatte gerade die größte Sünde begangen, die man begehen kann.
Doch lange hatte ich keine Zeit zum überlegen, da die Schüsse immer näher kamen.
„Aleyna pass auf" hörte ich den Satz, den ich vorhin schon gehört hatte, doch dieses Mal war es anders.
Es hörte sich so entschlossen an.
Es passierte zu schnell, um es realisieren zu können.
Ich spürte nur noch, wie ich zur Seite gestoßen wurde und auf den harten Boden prallte.
Doch dieser Schmerz verflog sofort, als ich sah, was passiert war.
Luc lag beinahe reglos auf dem Boden, er hatte die Kugel, die für mich bestimmt war, abgefangen.
Keuchend hielt er sich seine Brust, aus der immer mehr Blut floss.
Panisch kroch ich zu ihm, jedoch nahm es mir jede Hoffnung, dass er das schaffen würde.
Schwach sah er mir in die Augen und öffnete vorsichtig seinen Mund.
„Bring es zu Ende aleyna, für Amar und für Hamudi. Ihr seid immer meine Familie gewesen, niemals hätte ich zulassen können, dass es dich trifft" röchelte er leise, doch ich verstand jedes Wort.
Tränen flossen meine Wangen hinab, doch es war zu spät.
Leblos fiel Lucs Kopf zur Seite und ich spürte, dass er uns verlassen hatte.
Wie in einem Tunnel stand ich auf und bewegte mich langsam auf den Mann zu, der das getan hatte.
Er musterte mich amüsiert und wartete auf den nächsten Schritt.
Er schien keine Angst zu haben vor mir, doch ich war entschlossen, entschlossen ihn zu töten.
Ohne zu zittern erhob ich meine Waffe und zielte genau auf seinen Kopf.
Mein Arm war gestreckt und mein Blick fokussiert.
Seine Waffe war ebenfalls auf mich gerichtet, doch das war mir egal.
Ich wollte nur Luc rächen, Jack würde das heute nicht überleben.
Wir beide bewegten uns keinen Millimeter und wir wussten beide, egal wer abdrückt, der andere hätte noch genug Zeit um ebenfalls abzudrücken.
„Jack" hörte ich eine laute Stimme brüllen, was ihn für genau eine Sekunde ablenkte, die ich nutzte.
Ohne zu zögern drückte ich ab und sah emotionslos auf Jack, der zu Boden sackte.
Keine Schuld machte sich in mir breit, nichts fühlte ich.
Scheinbar waren alle Männer von Jack tot, denn nach diesem Schuss fiel kein weiterer mehr.
Doch das alles spielte keine Rolle, wie in Trance ging ich zurück zu Luc und strich mit meinen Händen vorsichtig über seine Augen, um sie für immer zu schließen.———
Heute mal etwas länger, was sagt ihr?
Danke für diese unfassbar vielen Reads und votes!!!

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Only Mine
Roman d'amourAleyna ist ein ganz normales Mädchen, die seit sie denken kann von ihren Brüdern überbehütet wird. Doch als sie eines Tages entführt wird, wird ihr auch klar warum. Diese Geschichte handelt von krankhafter Eifersucht, Gewalt, Liebe und sehr viel meh...