Die Zauberbohne

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Melody's Sicht:

Ziellos streifte ich umher. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. Diese Gegend war mir vollkommen fremd! Ich versteckte mich meistens tagsüber im Wald und lief nachts dann weiter. So ging das nun schon seit Tagen.

Ich hatte noch nicht mal einen Plan, wie ich einen Weg finden wollte. Die Sonne war mittlerweile schon das 112. Mal untergegangen. Es waren tatsächlich schon 16 Wochen her, seitdem ich von Zuhause weg bin.

Doch ich würde nicht aufgeben! Und wenn das suchen Jahre bedeuten würde! Ich würde meinen Vater befreien! Wieder das Gute in ihm hervorholen!

Nun ging die Sonne schon wieder unter und ich war noch keinen einzigen Schritt weiter.

Was sollte ich denn nur tun?

Langsam wurde es dunkel und kalt. Ich machte ein Lagerfeuer, um mich daran zu wärmen. Als ich so da saß, vor dem warmen Feuer und in die glühenden Flammen starrte, dachte ich an früher. An die glückliche kleine Familie, die wir mal gewesen waren und an die schöne Zeit, als mich Vater schlussendlich allein aufgezogen hatte. Wir hatten zwar nicht immer viel zum leben gehabt, doch es hatte immer für uns beide gereicht!

Plötzlich tauchte vor mir ein greller hellblauer Lichtschein auf, der mich blendete, sodass ich mir schützend die Hände vor die Augen hielt. Kurze Zeit später hörte es auf und ich sah vorsichtig wieder hin. Zuerst sah ich einen großen blauen Leuchtball, doch bei genauerem Hinsehen, erkannte ich eine kleine Fee. Ich riss verwundert die Augen auf.

Wie konnte mich denn bitte die blaue Fee finden?

"Ich finde jeden, der verzweifelt nach Hilfe ruft! Und ich habe deinen lauten Ruf gehört!", sprach sie mit einer sanften Stimme. Sie klang so annehmbar, dass ich mich sofort bei ihr wohl fühlte.

"Aber wie? Ich hab doch gar nicht nach dir gerufen!", sagte ich verwirrt.

"Allein der Gedanke reicht aus!", erwiderte Sie, "du wünscht dir eine Möglichkeit zu finden, deinen Vater von diesem dunklen Fluch zu befreien, der auf ihm liegt!"

Ich sprang auf. "Und du kannst mir dabei helfen?", rief ich aufgeregt und neue Hoffnung machte sich in mir breit.

Die Fee machte ein schuldbewusstes Gesicht.

Leider nicht!", sagte sie traurig, "Aber ich kann dich an einen Ort bringen, an dem du deine Antwort finden wirst!"

"Und wie?", hauchte ich. Ich war gegenüber Magie immer noch skeptisch.

Doch ich würde jedes Risiko und jede Gefahr für meinen Vater eingehen!

"Öffne deine Hände Melody!"

Ich streckte ihr meine geöffnete Hand hin und sie schwang dabei ihren blauen Zauberstab. Ein weißer Lichtstrahl erschien und erhellte den Wald. Ich öffnete die Augen wieder, da ich sie erneut wegen dem hellen Licht schließen musste. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, was dort in meiner Hand lag.

Da lag eine weiß schimmernde Bohne!

"Wozu eine Bohne?", fragte ich verwirrt.

"Dies ist eine Zauberbohne! Die Letzte,  die wir Feen besitzen! Sie öffnet ein Portal und bringt dich zu dem Ort. Du musst sie nur auf den Boden werfen!", erklärte die blaue Fee mir.

"Hab keine Angst Melody! Du wirst eine Möglichkeit finden! Dein Vater kann befreit werden!", fügte sie noch hinzu und verschwand in einem blauen Rauch.

Ich schloss meine Faust um die Bohne, schloss die Augen.

Sollte ich das wirklich tun? Wohin würde mich diese Zauberbohne bringen? Ich würde ins Ungewisse fallen!

Dann kam mir wieder ein Bild meines Vaters in den Sinn, als er diesen Mann in eine Schnecke verwandelt und getötet hatte.

Nein! Ich wollte nicht mehr so leben!

Mit neu gewonnenem Mut warf ich die Bohne auf den Boden und ein Portal öffnete sich. Es war ein grüner Strudel und sah nicht besonders einladend aus. Ich atmete einmal ganz tief ein und aus und sprang in den Strudel.




Rumpelstilzchens Sicht:

Seit 4 Monaten war sie nun schon verschwunden. Für jeden Tag, an dem ich sie nicht fand, gab ich mir mehr und mehr die Schuld für Ihr Verschwinden.

Ich hab seit Tagen nicht mehr geschlafen, doch das wollte ich auch nicht. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, da sah ich mein kleines Mädchen! Wie sie so traurig und hilflos in der Tür stand, ihre rot verweinten Augen blickten in meine. Und dieser Blick sagte nichts als Enttäuschung aus.

Ich saß in einer Taverne und starrte nur auf die kleine Bleistifzeichnung, die damals Milah von ihr angefertigt hatte. Eine einzelne Träne lief auf das Pergament.

Wie konnte ich nur jemals meine Tochter im Stich lassen??

Da setzte sich auf einmal eine Person zu mir an den Tisch.

Ohne aufzublicken, sagte ich zwar ruhig aber bestimmt:"Geh weg!"

"Aber du hast dir doch noch gar nicht angehört, was ich zu sagen habe!", sagte eine mir allzu bekannte Stimme triumphierend.

Once upon a time ~ The beast's daughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt