"Du bist eine Waise, Melody!"

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Melody's Sicht:



"Lasst mich endlich los! Ich hab euch doch nichts getan! Lasst mich doch einfach gehen!", rief ich immer wieder und versuchte mich von starken Armen, die mich umklammert hielten, loszureißen. Doch vergebens!

Der stärkste der Jungs schubste mich immer tiefer in den Dschungel und ich wurde langsam unruhig. Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich ja immer noch 4 Messer unter meinem Mantel trug. Meinen Bogen und Pfeile hatte ein anderer mitgenommen. Ich seufzte innerlich auf.

Warum musste ich mich eigentlich immer selbst in Schwierigkeiten bringen?

Wir kamen nach einer Zeit bei einem kleinen Lager an. In der Mitte befand sich ein großes Lagerfeuer und davor saß wieder ein Junge so im Teenageralter und spielte eine seltsame aber wunderschöne Melodie.

"Peter! Wir haben hier einen ganz besonders schönen Fisch gefangen!", rief der Älteste.

Dieser drehte sich um und musterte mich mit einem hämischen Grinsen. Ich erstarrte.

Ich kannte ihn doch! Das war doch der, der damals auf dieser Zauberflöte gespielt hatte und mit Papa diesen Handel eingegangen war!

"Na Melody! Jetzt bist du trotz deines Vaters schlussendlich doch hier gelandet!", sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann kam er mir näher und strich mir über die Wange.

"Ich wusste, dass du zurückkommen würdest!", flüsterte er mir ins Ohr.

Ich schüttelte heftig meinen Kopf. "Glaub ja nicht, dass ich deinetwegen hier bin! Ich bin nur zufällig hier gelandet. Ich bin wegen meines Vaters hier!", fauchte ich ihn an.

"Uhhh!", rief er seiner Gruppe zu und grinste mich wieder an, "die Tochter des Dunklen kann ja ziemlich kratzbürstig sein!"

Ich kniff wütend meine Augen zusammen. Auf einmal spürte ich so ein Kribbeln in meinen Händen. Schnell schloss ich sie zu Fäusten.

"Lass sie los!", befahl er dem Ältesten und ich stand endlich wieder frei da. Doch ich musste mir einen guten Fluchtplan überlegen, wenn ich hier weg wollte. Nun umkreiste er mich wie ein Adler.

"Dein Vater hat dich also im Stich Gelassen!", stellte er ruhig fest.

"Woher willst DU das wissen?", zickte ich ihn an.

"1. Weil es in deinen Augen sehen kann und 2. Ich deinen Vater sehr gut kenne! Er hat sich für die dunkle Magie statt für dich entschieden!", zählte er auf.

"Das stimmt n......!", wollte ich schon einwenden, doch Peter unterbrach mich, indem er die Hand hob.

"Du brauchst mir nichts vorzumachen Melody! Ich weiß alles über dich! Nur wie du nach Neverland gekommen bist, ist mir ein Rätsel!", sagte er, während er mich immernoch umkreiste.

"Kannst du das mal lassen? Das macht mich ganz verrückt!", zischte ich genervt.

Peter blieb dicht vor mir stehen. Seine blaugrünen Augen schauten tief in meine. Sein Blick war so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, er könne tief in mich hineinsehen, ein Blick in meine Seele werfen! Ich hatte das Bedürfnis zurückzuweichen, doch ich wollte ihm die Genugtuung nicht gönnen, dass ich Angst vor ihm hätte oder so was. So starrte ich ihn weiter wütend an und hielt seinem Blick gekonnt stand. Irgendwann sah ich so etwas wie Bewunderung in seinen Augen aufblitzen. "Woow, die kleine ist nicht schlecht! Noch nie hat einer der Jungs meinem Blick solange stand halten können, wie du! Du bist echt gut!", lobte er mich.

"Kann ich jetzt bitte gehen!", flehte ich ihn an.

"Ich weiß gar nicht, warum du dich so zierst!", spottete er, "du bist allein auf der Welt. Genau wie wir es alle mal waren! Wir waren alle mal verlorene Jungs! Ungeliebt von unseren Eltern. Du bist genau, wie wir Melody! Weil dein Vater dich nicht geliebt hat!", redete er auf mich ein.

Ich hielt mir die Ohren zu. Ich wollte nichts mehr hören.

"Nein!", schrie ich, "lass mich in Ruhe! Ich gehöre nicht hierher!"

Auf einmal zog sich ein solcher Schmerz durch meinen ganzen Körper und ich schrie laut auf. Da war wieder das Brennen, dass sich in meinem ganzen Körper verteilte und mir die Luft abschnürte. Nach ein paar Minuten hörte es auf und ich schnappte erleichtert nach Luft. Ich spürte den kalten feuchten Boden unter mir und ich konnte kaum noch die Augen aufhalten. Dazu hatte ich die Kraft nicht mehr. Ich fühlte mich ausgelaugt, all meiner Kräfte beraubt. Ich sah gerade noch so, wie Peter sich zu mir herunterkniete. Er nahm mein Kinn in die Hand und zwang mich so ihn anzusehen.

"Vergiss nicht Melody, dein Vater wird dich nicht retten! Du bist eine von uns! Du bist eine WAISE!", hörte ich ihn mein Ohr flüstern.

Dann wurde ich in eine dunkle Höhle gesperrt. Ich blieb einfach am Boden liegen. Mir war alles egal geworden. Ich konnte mich nicht bewegen. Dazu fehlte mir die Kraft.

"Papa, wo bist du?", flüsterte ich leise.

Once upon a time ~ The beast's daughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt