......die das Gute in mir erkennt!

996 44 1
                                    

Belle's Sicht:



Seit dem Vorfall oben im Turm war ein halbes Jahr vergangen. Oder  war es länger? Oder doch kürzer? Ich hatte den Überblick verloren. Doch seitdem war Rumpelstilzchen nicht mehr so fies zu mir. Er gab mir nicht mehr so viel Arbeit und ich durfte sogar mit ihm zusammen essen. Doch er hatte mir deutlich klar gemacht, wenn er sich zurück zog oder am Spinnrad saß, wollte er nicht gestört werden und das akzeptierte ich auch.

Auf seine Tochter hatte ich ihn seitdem auch nicht mehr angesprochen, ich konnte verstehen, wenn er darüber nicht reden wollte, jeder hatte doch seine Geschichte und auch seine Geheimnisse. Ich fing langsam an die Zeit hier bei ihm zu akzeptieren und nicht mehr so schlimm zu finden. Es war zwar immer noch sehr schwer für mich, meine Familie nie wieder sehen zu können, doch da ich wusste, dass sie in Sicherheit sein würden, solange ich bei ihm blieb, machte es mir erträglicher.



Rumpel saß mal wieder an seinem Spinnrad und sponn sich die Finger wund. Ich beobachtete ihn dabei heimlich aus der Entfernung und da fiel mir etwas auf. Es war stockdunkel im Raum.

Wie konnte er da nur etwas sehen?

Ich beschloss etwas mehr Licht in diesen Raum zu lassen. Ich holte mir eine Leiter und stieg hinauf. Ich zog an den Vorhängen, doch sie ließen sich echt schwer beiseite ziehen.

"Was machst du da?", hörte ich von unten Rumpel's argwöhnische Stimme.

"Hast du die Vorhänge zu gemacht?", rief ich ihm von oben zu.

"Ja und sie sollten.....", doch weiter kam er nicht, denn ich hatte es inzwischen geschafft sie zu öffnen und fiel dabei herunter.

Doch ich landete nicht auf dem harten Fußboden, so wie ich es vermutet hatte. Ich öffnete meine Augen, die ich vorher vor Angst fest zusammengekniffen hatte, und schaute direkt in Rumpels schokoladenbraunen Augen.

Er hatte mich aufgefangen!

Er starrte mich sekundenlang entgeistert an, bevor er mich schnell wieder herunterließ. Das Licht der Sonne schien ihm auf seinen Körper und ließ das Gold auf seiner Haut noch mehr schimmern. So sah er wunderschön aus.

Moment was dachte ich denn da? Er ist dein Entführer Belle! Du wirst dich ganz sicher nicht in ihn verlieben!

"Du kannst jetzt in dein Zimmer gehen! Du hast genug gearbeitet! Und wegen der Sonne, ich werde mich schon daran gewöhnen!", sagte er schnell, bevor er sich wieder an sein Spinnrad setzte.

Vielleicht war er doch kein Monster!





Rumpelstilzchen's Sicht:



Ich saß gerade an meinem Spinnrad und sponn Stroh zu Gold, die ich für das Elexier brauchte, als ich plötzlich ein Geräusch zu meiner Linken hörte. Ich drehte mich um und sah Belle, die sich abmühte, die Vorhänge zu öffnen. Sie stand dafür auf einer langen Leiter.

"Was machst du da?", rief ich zu ihr hinauf.

"Hast du die Vorhänge zu gemacht?", rief sie von oben zurück.

"Jaa und die sollten......", doch weiter kam ich nicht, denn sie hatte sich so weit herausgelehnt, dass sie herunterfiel. Ich reagierte sofort und fing sie auf. Sie hatte die Augen vor Angst fest zusammengekniffen, doch als sie merkte, dass sie in meinen Armen lag, schlug sie die Augen auf. Sie starrte mich mit ihren blauen Augen, die mich jedes Mal an das Meer erinnerten, fassungslos an. Mich überkam plötzlich ein komisches Gefühl. Mir war heiß und kalt gleichzeitig und dieses Gefühl zog sich durch meinen ganzen Körper. Schnell ließ ich sie herunter. Das Gefühl war aber immer noch da.

Was war nur mit mir los?

Die Sonne schien mich nun voll an. Das Gefühl, der warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut hatte ich schon so lange nicht mehr gespürt. Ich musste zugeben, dass es doch nicht so schlecht war.

"Du kannst jetzt in dein Zimmer gehen! Du hast genug gearbeitet! Und wegen der Sonne, ich werde mich schon daran gewöhnen!", sagte ich schnell und ich hoffte sehr, dass sie mir meine Nervosität nicht anmerkte. Ich setzte mich an mein Spinnrad und sponn das Gold weiter.

Wieso hatte mein Herz so schnell geklopft, als ich sie berührt habe? Ich hatte doch um mein Herz eine feste Mauer errichtet! Ich wollte doch keine Gefühle mehr an mich heranlassen! Mist verdammt!












Belle's Sicht:



"Komm Belle ich will dir was zeigen!", rief Rumpel aufgeregt, als er meine Zimmertür aufgemacht hatte.

"Was denn?", fragte ich und ich konnte nicht verhindern, dass ich neugierig klang.

"Eine Überraschung!", flüsterte er geheimnisvoll und lächelte mich dabei an.

Sofort fing mein Herz an, schneller zu klopfen.

Belle STOP!!! Gefühle außen vor! So wie du es dir vorgenommen hast!

Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass ich zurück lächelte.

Ich liebte Überraschungen!

Ich lief also Rumpel gespannt hinterher, der immer wieder vor Aufregung wie ein kleines Kind auf und ab hüpfte. Ich grinste.

So kannte ich ihn ja gar nicht!

Dann schließlich blieb er vor einer großen Holztür stehen. Er öffnete sie, indem er einmal seine Hand schwang und ließ mich eintreten. Der Raum war hell und warm, die Sonnenstrahlen ließen alles erleuchten. Mit offenem Mund starrte ich meterhohen Bücherregale an, die über und über mit Büchern vollgestellt waren. Ich spürte förmlich, wie mein Herz einen Freudesprung machte. Ich kreischte kurz auf und umarmte Rumpel stürmisch. Doch dann fiel mir wieder ein, wen ich da eigentlich umarmte und ging schnell einen Schritt zurück. Doch die vermutete Reaktion blieb aus. Stattdessen lächelte er mich an. Ich hatte mit allen Reaktionen gerechnet, nur nicht mit dieser.

"Gefällt es dir?", fragte er mich.

"Ob es mir gefällt?", rief ich überschwänglich, "ich finde es großartig! Oh Rumpel, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich Bücher liebe und wie sehr mich das freut! Diese Bibliothek ist ja noch viel größer, als die in unserem Schloss!"

Dann sah ich ihm ernst in die Augen. "Ich habe mich in dir getäuscht Rumpel! Du bist kein Monster! In dir steckt auch Gutes! Ich danke dir so sehr!", sagte ich leise und küsste ihn auf die Wange.





Rumpelstilzchen's Sicht:

Du bist doch kein Monster! Du bist doch kein Monster! In dir steckt Gutes!

Diese Worte hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gehört. Sie hatten das Eis in meinem Herzen bröckeln lassen. Ich hatte sehr gehofft, ihr mit der Bibliothek, die ich errichtet hatte, eine Freude machen zu können. Ich wollte ihr das Gefühl geben, dass es bei mir nicht so schlimm war. Ich wollte auf einmal, dass sie mich nicht mehr für das Monster hält, das alle in mir sahen!

Du bist kein Monster!

Sie glaubte an das Gute in mir!

Once upon a time ~ The beast's daughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt