Kapitel 45

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Ich wache auf. Heute Abend fliegen Sammy und ich also nach London. Sammys Arme umschließen noch immer meinen Bauch. Ich öffne die Augen und setzte mich auf. Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen und es ist fast komplett dunkel im Zimmer. Sammy schläft noch. Soll ich ihn wecken? Nein, ich wüsste sowieso nicht was ich dann machen würde. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir dass es gerade einmal kurz vor 7 Uhr ist.

Ich stehe auf und nehme ein paar Klamotten von dem Kleiderstapel, den Sammy und ich gestern aus meinem Zimmer mitgenommen haben. Im Badezimmer schließe ich die Tür aus Gewohnheit zu. Die Klamotten lege ich auf einen Hocker, der mir hier noch nie aufgefallen ist. Ich ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche. Ich nehme nicht einmal wirklich wahr ob das Wasser warm oder kalt ist während ich die Wassertropfen, die nebeneinander an der Scheibe der Dusche herunterlaufen, beobachte. Ich benutze wieder Sammys Shampoo und wickle mich dann in ein weiches Handtuch ein. Der Spiegel ist schon total angelaufen, zuhause hätte mein Dad mir wieder erzählt, ich sollte nicht so lange duschen. Schon wieder spüre ich diesen Kloß im Hals, nie wieder wird er mir das erzählen.

Ich ziehe mich an und schließe die Badezimmertür wieder auf. Sammy liegt noch immer schlafend auf seinem Bett. Sogar im Schlaf lächelt er. Mittlerweile ist es schon halb acht, ich habe gar nicht bemerkt dass ich so lange unter der Dusche stand. Sollte ich die Klamotten, die ich gestern den ganzen Tag an hatte wieder in mein Zimmer bringen? Ja, ich werfe noch einen letzten Blick auf Sammy und verlasse dann das Zimmer. Normalerweise müssten jetzt alle gerade in den Klassenzimmern sein, da der Unterricht in wenigen Minuten anfängt.
Die Flure sind leer, ich bin froh darüber niemandem zu begegnen, auf den Boden starrend laufe ich den Flur zu meinem Zimmer entlang. Langsam kommen Schritte näher, ich ignoriere sie und laufe unbeirrt weiter.

"Mia?"

Es ist Elisas Stimme.

"Mia warte bitte mal einen Moment."

Ich bleibe stehen und drehe mich langsam um. Elisa läuft auf mich zu.

"Ich habe schon gehofft dich noch zu sehen bevor du naja, nach London fliegst."

"Hm."

Elisa nimmt mich in die Arme, ich bleibe steiff stehen.

"Kann ich irgendwas für dich tun? Dir irgendwie helfen."

Elisa hat Tränen in den Augen. Warum kann sie für Menschen weinen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat, aber ich bin nicht in der Lage um meine Eltern so zu trauern?

"Nein, ich glaube nicht."

Elisa kullert eine Träne über die Wange. Der Kloß in meinem Hals wird immer größer, Tränen spüre ich trotzdem nicht.

"Mia. Ich..."

Elisa bricht ab.

"Elisa, ich will nicht das du weinst. Bitte."

"Ich habs nur Nele und Laura erzählt, ich dachte du willst nicht dass es in der ganzen Schule die Runde macht."

"Ja, danke, aber die erfahren es sowieso alle irgendwie. Aber ich will trotzdem nicht von allen bemitleidet werden."

"Ach Mia. Und ich kann wirklich nichts für dich tun?"

"Nein."

Elisa drück mich nochmal kurz und ich erwiedere ihre Umarmung.

"Elisa, ich hab dich lieb, auch wenn ich niemand bin, der sowas oft sagt."

"Mia, ich dich auch."

Mit diesen Worten drehe ich mich um laufe weiter zu meinem Zimmer und Elisa läuft in Richtung Aufzug.
Mein Zimmer ist leer, Alice ist natürlich im Unterricht, der seit 10 Minuten begonnen hat. Elisa wird wohl keine Ärger bekommen wenn sie Frau Zenkert sagt dass sie noch mit mir geredet hat. Die Lehrer haben wahrscheinlich auch alle Mitleid mit mir.
Ich packe aus meinem Schrank noch einen Stapel Klamotten und werfe sie in meinen Reisekoffer, die Sachen, die Sammy und ich gestern geholt haben werden wahrscheinlich nicht reichen.

Aus dem Spiegel an dem Schrank starrt mich ein blasses Mädchen an mit Augenringen und einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck. Ich wende mich schnell von meinem Spiegelbild ab und mache die Schnalle von meinem Koffer zu.

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Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt