Um 13:30 Uhr setzen Sammy und ich uns in ein Taxi und fahren zur Kirche.
Ich trage meine schwarze Jeans und eine dunkelblaue Jacke und Sammy trägt ebenfalls eine schwarze Jeans und eine schwarze Jacke.
Auf der Fahrt schweige ich und starre aus dem Fenster. Am liebsten würde ich die Beerdigung so schnell wie möglich hinter mich bringen und ich freue mich jetzt schon auf heute Abend wenn Sammy und ich wieder in unserem Hotelzimmer sind.
Der Taxifahrer hält nur wenige Meter vom Eingang der Kirche entfernt an und Sammy bezahlt ihn wieder.
"Also ab jetzt bin ich nur noch dein Lehrer."
Sammy lächelt mich noch ein letztes Mal an, dann richtet er seinen Blick nach vorne und wir laufen auf den Eingang der Kirche zu.
Gerade als wir sie betreten wollen höre ich jemanden meinen Namen schreien."Mia?"
Ich drehe mich um aber weiß allein anhand der Stimme schon genau wer auf mich zugerennt kommt. Es ist Jette. Hinter ihr laufen ihre Eltern. Jette umarmt mich fest und auch ihre Eltern umarmen mich.
Ich habe mich eigentlich immer gut mit Jettes Eltern verstanden, doch jetzt schauen sie mich mit diesem mitleidigen Blick an, vor dem ich schon heute Nacht Angst hatte. Das letzte was ich will ist Mitleid, niemand kann den Unfall mehr rückgängig machen.
Zu fünft betreten wir die Kirche und laufen die Gänge entlang auf der Suche nach einer freien Reihe. Die Kirche ist bereits jetzt schon fast voll und wir haben Probleme damit freie Plätze zu finden. Wahrscheinlich ist die komplette Firma meiner Eltern gekommen. Relativ in der Mitte auf der rechten Seite werden wir schließlich doch fündig. Jettes Eltern sitzen ganz außen und Jette und Sammy setzen sich neben mich.
Alle paar Minuten schaue ich verstohlen auf Sammys Armbanduhr um die Minuten zu zählen, die es noch dauert bis der Gottesdienst endlich anfängt.
Um Punkt 14 Uhr betritt Mr. Moore die Kirche, die Orgel beginnt zu spielen und alle stehen auf. Sobald Mr. Moore uns ein Zeichen gibt setzen wir uns wieder. Erst jetzt fällt mir auf dass die beiden Särge meiner Eltern hinter dem Altar stehen. Bestimmt sitzen sie gerade irgendwo hier in der Kirche und hören dem Gottesdienst zu. Ich hingegen bekomme kaum mit was der Pfarrer redet, ab und an nehme ich die Namen meiner Eltern wahr und der Pfarrer erzählt etwas von deren Firma, ansonsten höre ich aber nicht zu. Einige Male stehen wir auf um irgendwelche Lieder zu singen, ich singe nicht, sondern bewege nur die Lippen, den Blick auf meine Schuhe gerichtet.
Laut Sammys Armbanduhr stehen wir nach einer Stunde auf und machen uns auf den Weg zu dem benachbarten Friedhof. Die Särge werden von 4 Männern in dunkeln Anzüge getragen. Wir überqueren den halben Friedhof und die Menschentraube bleibt schließlich vor einem ausgehobenen Doppelgrab stehen. Wieder beginnt der Pfarrer zu reden und ich betrachte den Grabstein. Ich weiß nicht wer ihn ausgesucht hat, aber meinen Eltern hätte er sicherlich gefallen. Es ist ein dunkler Stein, der abgerundete Ecken hat, an beiden Seiten über dem Stein ist ein eisernes Kreuz angebracht und die Namen meiner Eltern und die Geburt- und Sterbedaten sind tief in den Stein gemeißelt.
Mr. Moore beendet seine Rede und macht einen Schritt auf das Grab zu. Vor dem Grab steht ein Mann mit Rosen in der Hand und neben ihm steht ein Eimer mit Erde, in dem eine Schaufel liegt. Ich war noch nie in meinem Leben auf einer Beerdigung und habe darum keine Ahnung was mit den Rosen und der Erde passieren soll.
Die Särge meiner Eltern werden jetzt in das Grab hinabgelassen. Sammy beugt sich zu mir hinunter.
"Ich denke wir sollten uns vorne an die Reihe stelle und danach neben das Grab, wahrscheinlich will dir jeder, der an dem Grab vorbei gelaufen ist, noch seine Hand geben."
"Und was ist mit den Rosen und der Erde?"
"Normalerweise ist es so dass jeder eine Rose in das Grab wirft und dann eine Schaufel Erde."
Ich nicke nur und Sammy und ich laufen vor an die Spitze der Reihe. Einige Menschen lächeln mir aufmunternd und freundlich zu während ich an ihnen vorbei gehe. Vorher habe ich nicht auf die Gesichter der Menschen geachtet, doch jetzt erkenne ich einige meiner Verwandten, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe, unter anderem meine Tante Edna, die Schwester meines Vaters, Mr. Clark und auch bekannte Gesichter von der Firma meiner Eltern.
Als Mr. Moore seine letzte Predigt beendet hat, tritt er vor, wirft eine Rose auf den rechten Sarg und wirft eine Schaufel Erde über beide Gräber. Nun stehen Sammy und ich ganz vorne an der Reihe. Sammy macht einen Schritt nach vorne und tut es Mr. Moore gleich. Er wirft seine Rose ebenfalls auf den rechten Sarg. Nun trete auch ich direkt vor das Grab. Ich kann es immer noch nicht glauben dass da unten die toten Körper meiner Eltern liegen sollen. Ein Mann reicht mir mit einem Lächeln eine Rose und ich nehme sie in meine Hand. Kurz betrachte ich sie, die Rose ist eine Mischung aus Rosa und Rot und die Stacheln wurden alle entfernt. Ich werfe die Rose auf den linken Sarg und nehme dann eine Schaufel voll Erde und werfe sie in die Grube vor mir. Sammy steht schon neben dem Grab und wartet auf mich. Ich stelle mich neben ihn und er hatte recht, jeder, der seine Rose und die Schaufel voll Erde ins Grab geworfen hat, kommt auf uns zu und schüttelt erst Sammy, dann mir die Hand. Wahrscheinlich fragen sich alle wer Sammy eigentlich ist. Die meisten murmeln mir noch aufmunternde Worte zu und umarmen mich. Ich sehe wie Jette Tränen über die Wangen laufen als sie mich lange umarmt und ich höre auch ein unterdrücktes Schluchzen.
Die Schlange der Menschen, die noch vor dem Grab anstehen wird immer kürzer. Manche verlassen bereits den Friedhof, andere hingegen bleiben noch stehen und betrachten das Grab.Nach einer halben Stunde sind alle durch und ich habe gefühlt über 100 Hände geschüttelt, was vermutlich sogar ziemlich gut geschätzt ist.
Sammy und ich sind eine der letzten, die den Friedhof verlassen. Neben dem Friedhofstor wartet Jette mit ihren Eltern auf mich. Sie hat aufgehört zu weinen, doch ihre Augen sind noch rot. Wir verabschieden uns voneinander und dieses Mal bin ich diejenige, die Jette in die Arme nimmt und tröstet.{1061 Wörter}
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Forbidden Love
Teen FictionIch, Mia wechsle auf ein Internat nach Deutschland, da meine Eltern für ein Jahr auf Geschäftsreise gehen. Ursprünglich komme ich aus England. Jedoch ist hier nichts so, wie ich es mir vorgestellt habe, ich verliebe mich das erste Mal, und dann auch...