Eine dreiviertel Stunde später verlassen Sammy und ich das Hotel. Draußen ist es stockdunkel und weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Die Straßen und die Gehwege sind geräumt, aber alles andere ist von einer zentimeterhohen Schneeschicht überzogen. Es muss mindestens minus zehn Grad haben und mein ganzer Körper bebt vor Zittern, meine Zähne klappern und ich versenke meine Hände tief in meinen Jackentaschen, was sie aber auch nicht wirklich wärmt.
Wir laufen minutenlang schweigend nebeneinander und Sammy schaut ab und zu auf das Display seines Handys, damit wir wissen wann wir wo abbiegen müssen. Mir war es relativ egal wo wir essen gehen, also hat Sammy wieder eine Pizzeria in der Nähe des Hotels ausgesucht.
Nach etwa zehn Minuten stehen wir vor einem Restaurant und klopfen uns den Schnee von den Schuhsohlen, zum Glück hat es nicht wieder angefangen zu schneien und wir mussten nur in der Kälte hier her laufen.
Eine junge Kellnerin mit einem tief ausgeschnittenen weißen T-Shirt, die ihre langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat, bringt uns zu einem Zweiertisch inmitten des Restaurants. Die Kellnerin müsste etwas jünger sein als Sammy und sie wirft ihm einen anschmachtenden Blick zu. Sammy ignoriert sie total, was mich innerlich zum Grinsen bringt, äußerlich bleibt mein Gesichtsausdruck unbewegt.
Die Kellnerin eilt wieder davon, Sammy und ich ziehen unsere Jacken aus und setzten uns. Mein Blick schweift über das voll besetzte Restaurant bis die Kellnerin mit den Speisekarten wieder zurückkommt. Sie reicht mir die Karte und beugt sich extra weit vor als sie Sammy die Speisekarte reicht. Sein Blick hingegen schweift nur kurz über sie bevor er die Karte mit einem freundlichen Nicken entgegennimmt. Es ist unübersehbar dass sie enttäuscht darüber ist, dass Sammy keinen Blick in ihren nicht gerade kleinen Ausschnitt geworfen hat, jedoch fängt sie sich schnell wieder und zückt einen kleinen Block und einen Kulli um zu notieren was wir zu Trinken wollen. Ich bestelle eine Fanta, Sammy ein Bier. Noch bevor sie den Tisch verlässt vertieft sich Sammy schon in der Speisekarte, auch ich schlage sie auf und lese mir ein Gericht nach dem anderen durch. Minuten später habe ich mich für Spaghetti Carbonara entschieden und Sammys Zeigefinger zeigt auf irgendeine Pizza soweit ich das kopfüber erkenne.
Beim Essen schweigen wir, als Sammy fertig ist lehnt er sich zurück und schaut mich an.
"Sollen wir morgen nochmal zum Grab deiner Eltern?"
Ich hebe meinen Kopf und schaue ihn an. Er lächelt mich leicht an und ich nicke. Ich lege mein Besteck nebeneinander in den halb ausgegessenen Teller und schiebe ihn zu Sammy.
"Ich habe keinen Hunger mehr. Willst du den Rest voll essen?"
"Sicher?"
"Ja."
Sammy zieht den Teller zu sich heran und hat ihn innerhalb weniger Minuten leer gegessen.
Wir bleiben nicht mehr lange sitzen, sobald wir leer getrunken haben gibt Sammy der Kellnerin ein Zeichen, dass wir bezahlen wollen. Sofort kommt sie auf uns zugeeilt und strahlt ihn an, ohne den Blick von Sammy zu wenden diktiert sie ihm wie viel er bezahlen muss. Mit einem leichten Lächeln gibt er ihr einen Geldschein und murmelt etwas von Trinkgeld auf Englisch. Wie kann ein Mensch nur so fröhlich schauen? Sammy und ich ziehen unsere Jacken über und sie begleitet uns noch bis zur Tür. Als sie die Tür für uns öffnet schlägt uns sofort eiskalte Luft entgegen. Es hat wieder angefangen zu schneien. Wir treten hinaus und Sammy nimmt meine Hand. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch den Gesichtsausdruck der Kellnerin als mir Sammy einen Kuss auf die Lippen gibt. Ihre Augen verengen sich und sie starrt mich mit einem Blick, der töten könnte an. Mehr sehe ich nicht mehr von ihr, da sich eine dichte Schneewand zwischen uns schiebt.
Beim Laufen peitscht uns der eiskalte Wind ins Gesicht sodass ich den Kragen meiner Jacke bis über meine Nase ziehe. Meine rechte Hand habe ich in der Jackentasche zu einer Faust geballt, was aber auch nicht gerade viel Wärme zurückhält. Bereits nach wenigen hundert Meter sind meine Schuhe komplett durchweicht und meine Socken vollgesaugt mit Wasser. Meine Zehen und Hände spüre ich nicht einmal mehr.
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Forbidden Love
Teen FictionIch, Mia wechsle auf ein Internat nach Deutschland, da meine Eltern für ein Jahr auf Geschäftsreise gehen. Ursprünglich komme ich aus England. Jedoch ist hier nichts so, wie ich es mir vorgestellt habe, ich verliebe mich das erste Mal, und dann auch...