Kapitel 47

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So sitzen wir minutenlang da. Niemand von uns sagt auch nur ein Wort. Ich starre die Decke an, Sammy die Wand gegenüber.
Ich will mit Sammy reden, ihm alles erzählen was mich belastet, doch gleichzeitig will ich auch schweigen, in dem Gedanken dass es mir besser geht wenn ich nicht darüber rede.
Am Anfang des Schuljahres war ich so glücklich und unbeschwert, ich dachte dieses Gefühl würde länger anhalten.

Wie aus dem Nichts setze ich mich auf und beginne zu reden. Ich erzähle Sammy von dem Traum und wie es mir in Wirklichkeit geht, als ob ich innen taub, gefühllos wäre. Er hört mir aufmerksam zu und seine grünen Augen ruhen auf mir.
Ich rede lange, sehr lange, doch irgenwann habe ich mir alles von der Seele geredet was mich belastet und ich fühle mich ein klein wenig besser.
Sammy nimmt mich in die Arme. Ich sitze auf seinem Schoß und will ihn gar nicht mehr loslassen, es tut so unendlich gut und für einen kurzen Moment lässt mich dieses Gefühl die Trauer um meine Eltern fast vergessen, aber sobald ich mich von ihm löse ist alles wieder da.

"Mia, du packst das. Ich kenne dich mittlerweile echt gut und ich weiß dass du ein unendlich starkes Mädchen bist."

"Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist. Ich kann keine einzige Träne um meine Eltern weinen."

"Glaub mir, das kommt noch. Willst du mir packen helfen?"

"Nein, mach du das lieber."

Ich lasse mich wieder zurück in Sammys Kissen sinken während Sammy Klamotten aus seinem Schrank holt und sie ordentlich aufs Bett legt.

"Glaubst du die schwarze Jeans und die Jacke hier kann ich ähm..."

Er macht eine kurze Pause.

"zur Beerdigung anziehen?"

Er hält eine schwarze Jacke und eine schwarze Jeanshose in die Luft.

"Ich denke schon. Ich muss nochmal kurz hoch in mein Zimmer."

Verstohlen werfe ich einen Blick auf Sammys Wecker, der neben dem Bett steht. Mittlerweile ist es 11 Uhr, also sollte mir kein Schüler hier im Gebäude begegnen.
Ich stehe auf, ziehe mir meine Schuhe an und mache mich auf den Weg hoch in mein Zimmer. Die Flure sind wie ausgestorben. In meinem Zimmer angekommen ziehe ich ebenfalls eine schwarze Jeans aus meinem Schrank und entscheide mich für ein schwarzes Langarmshirt und eine dunkelblaue Jacke, eine schwarze Jacke habe ich nicht. Mit den Klamotten auf dem Arm laufe ich wieder die Treppen runter, im Eingangsbereich kommt mir Herr Schöfer, mein Biologielehrer entgegen. Er lächelt mir aufmunternd zu.

"Mein Beileid."

"Danke."

Ich zwinge mich zu einem künstlichen Lächeln und laufe an ihm vorbei. Sammy ist immer noch mit Packen beschäftigt. Ich öffne meinem Koffer wieder und lege die Klamotten hinein, dann lege ich mich wieder auf Sammys Bett.

"Um wieviel Uhr fliegen wir heute Abend eigentlich?"

"Also um 20:30 Uhr fliegen wir in Stuttgart los. Wir müssen aber mindestens zwei Stunden früher da sein, das heißt, wir fahren am besten hier schon um  15:30 Uhr los, dann haben wir genug Zeit falls wir in einen Stau kommen. In London werden wir dann direkt am Flughafen von irgendjemandem  vom Hotel abgeholt."

"Und was machen wir in den nächsten vier Stunden bevor wir gehen?"

Sammy schaut mich gespielt nachdenklich an, dann springt er neben mich aufs Bett und ich spüre seine Lippen auf meinem Mund. Ich glaube so lange haben wir uns noch nie geküsst.

"Na? Immer noch langweilig?"

"Nein."

Ich schnappe nach Luft und grinse. Sollte ich nicht eigentlich um meine Eltern trauern? Sofort wird mein Gesichtsausdruck wieder ernster.

"Ey Mia. Hör mir mal zu."

Sammy schaut mich ebenfalls ernst an.

"Du kannst dich nicht zwingen zu Trauern. Vielleicht dauert es noch ein wenig bis du um deine Eltern weinen kannst, aber glaub mir, früher oder später wirst du es. Es nützt nichts wenn du keinen einzigen glücklichen Gedanken mehr an dich ran lässt. Verhalte dich einfach so wie du dich fühlst, sei du selbst und zwing dich zu nichts. Ich will keine gespielt glückliche oder traurige Mia. Ich will einfach nur dich."

Stumm nicke ich, den Blick auf die weiße Bettdecke gesenkt. Sammy drückt schnell meine Hand, dann steht er auf und räumt die Klamotten, die auf seinem Bett liegen, in seinen Koffer ein.

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Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt