Kapitel 48

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Die nächsten Stunden verbringen wir auf Sammys Bett sitzend und redend. Um kurz vor halb vier verlassen wir mit unseren Koffern im Schlepptau Sammys Zimmer und laufen zu seinem Auto auf dem Lehrerparkplatz. Einige Schüler werfen mir auf dem Weg zwar neugierige Blicke zu, angesprochen werden wir aber nicht.
Sammy läd unsere Koffer in den Kofferraum ein und wir fahren los. Die zwei Stunden bis zum Flughafen in Stuttgart erscheinen mir endlos, vor allem weil wir schon allein über eine halbe Stunde im Stau stehen. Im Auto läuft der Radio nur ganz leise und wir verbringen die meiste Zeit damit zu schweigen. In Gedanken bin ich die ganze Zeit bei der bevorstehenden Beerdigung. Sammy regt sich ab und zu nur über manche Autofahrer auf, die ihm die Vorfahrt nehmen. Irgendwann, nach einer Ewigkeit sind wir schließlich da und betreten das Flughafengebäude. Mittlerweile ist es 18 Uhr und wir beeilen uns um zum Einchecken zu kommen. Die Schlange ist nicht allzu lange und so müssen wir nur wenige Minuten warten. Sammy reicht mir seinen Personalausweis kurz bevor wir vorne an der Schlange stehen. Ich betrachte das Bild und lese den Namen genau.

"Ich wusste garnicht dass du Samuel Luca Nagel heißt?"

"Ich hasse meinen Zweitnamen."

"Warum? Luca ist doch ein schöner Name."

"Naja."

Sammy schaut mich genervt an und ich muss das erste Mal seit Tagen richtig lachen. Schnell nimmt mir Sammy wieder seinen Personalausweis ab und wir sind an der Reihe.

Nachdem wir auch noch unser Gepäck abgegeben haben und die Security festgestellt hat dass wir wohl kaum Terroristen sind und daher auch keine Waffen bei uns tragen, sitzen wir eine Stunde später auf Wartebänken und auf einer Anzeigetafel uns gegenüber kann ich ablesen dass wir um 20 Uhr, also in etwa einer halben Stunden, ins Flugzeug dürfen.

Als endlich eine halbe Stunde vorbei ist betreten wir durch einen Tunnel das Flugzeug. Sammy und ich haben die Sitznummern 52 und 53. Die Plätze sind direkt am Fenster und ich sitze außen. Schon als kleines Kind haben mich meine Eltern immer im Flugzeug am Fenster sitzen lassen.

Das Flugzeug füllt sich nach und nach und neben Sammy setzt sich eine junge Frau, die aufgeregt auf Englisch mit irgendjemandem telefoniert. Um genau 20:30 Uhr beginnt unser Flugzeug langsam anzufahren, beschleunigt immer mehr und hebt schließlich ab. Sammy hat seine Hand um meine Hüfte gelegt und starrt verträumt aus dem Fenster neben mir. Etwa eine halbe Stunde später kommt eine Stewardess mit einem Getränkewagen und fragt uns was wir trinken möchten. Ich nehme Mineralwasser, Sammy Cola.

"Ich dachte du bist Sportlehrer und achtest auf deinen Sixpack?"

"Bin ich auch, aber die Cola trainiere ich easy wieder ab."

Sammy grinst mich schräg an und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Die Frau neben Sammy starrt uns verwirrt an. Wahrscheinlich dachte sie, er wäre mein zehn Jahre älterer Bruder.

Nochmal eine halbe Stunde später kommt die selbe Stewardess wieder und fragt uns was wir zum Essen möchten. Ich entscheide mich für Nudeln, Sammy nimmt Reis.
Nachdem wir gegessen haben lehne ich mich wieder zurück.

"Wusstest du eigentlich dass der Pilot und der Copilot immer was unterschiedliches essen müssen, falls eines der Essen schlecht ist?"

Ich richte mich wieder auf und schaue Sammy verwirrt an.

"Ähm? Und? Muss man das wissen?"

"Schon."

Sammy schaut mich mit einem gespielt ernsten und entsetzten Gesichtsausdruck an. Lachend lehne ich mich wieder zurück und schaue aus dem Fenster. Ich finde es jedes mal aufs Neue faszinierend dass die Welt von oben aussieht wie wenn man auf eine Landkarte runter schaut, auch wenn ich gerade kaum etwas sehen kann da es draußen schon dunkel ist.

Etwa eine halbe Stunde später sind wir über London, können aber noch nicht landen weil wir in einer Art Flugzeugstau stecken. So fliegen wir also noch eine weitere halbe Stunde über London im Kreis bis wir schließlich die Erlaubnis zum Landen haben. Als wir endlich wieder festem Boden unter den Flugzeugrädern haben ist mir schlecht. Normalerweise habe ich kein Problem damit zu fliegen, aber seither hatte ich auch noch nie in einem Flugzeugstau gesteckt.

Sammy und ich packen unser Handgepäck und sind eine der letzten, die das Flugzeug verlassen. Ein Blick auf mein Handydisplay verrät mir dass es schon 23:30 Uhr ist. Wie auch schon bei meiner Ankunft in Stuttgart vor einigen Monaten, die mir vorkommen also wären sie schon Jahre her, stehen im Flughafen neben dem Gepäckband einige Menschen, die Schilder mit Namen hochhalten. Die Frau, die im Flugzeug neben Sammy saß rennt in ihren hohen Schuhen etwas ungeschickt auf einen etwa gleichaltrigen Mann zu, der einen Blumenstrauß in seinen Händen hält, er muss wohl ihr Mann sein. Sie umarmt ihn stürmisch und der Mann gibt ihr einen Kuss. Ich wende mich wieder ab und Sammy und ich warten vor dem Gepäckband auf unsere Koffer. Sammys Koffer fährt schon nach nur wenigen Minuten an uns vorbei, während sich mein Koffer kein einziges Mal zeigt und das Gepäckband immer leerer wird und schließlich komplett stehen bleibt.

{835 Wörter}

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt