Kapitel 51

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Vor dem Hotel ruft Sammy ein Taxi. Ich erkläre dem Taxifahrer wo wir hin möchten und wir fahren los. Während der Fahrt schweige ich und starre aus dem Fenster. Mit den Gedanken bin ich wieder bei meinen Eltern.
Die Gegend, in die der Taxifahrer fährt, kommt mir bekannt vor. Nur etwa fünf Minuten nachdem wir losgefahren sind hält er vor einem Mehrfamilienhaus an.
Bei dem Anblick des Hauses muss ich Schlucken. Sammy bezahlt den Taxifahrer und wir laufen auf den Eingang des Hauses zu.

"Ich habe gar nicht mitbekommen dass du Geld umgetauscht hast?"

"Hab ich heute morgen gemacht als du noch tief und fest geschlafen hast."

Ich ziehe einen Schlüsselbund aus meiner Jackentasche, den ich schon in der Hoffnung dass wir vielleicht hier her kommen würden, eingepackt habe.
Ich schließe die Tür auf und wir betreten die Eingangshalle.

Obwohl meine Eltern unglaublich viel Geld hatten, war es ihnen immer wichtig normal zu leben.

Wir fahren mit dem Aufzug in den achten Stock und ich schließe die Tür mit der Nummer 15 auf. Auf jedem Stockwerk gibt es hier zwei Wohnungen, die aber keinesfalls klein sind. Bei dem Blick auf die Tür mit der Nummer 16 muss ich lächeln. Wie viele Nachmittage habe ich bei Jette verbracht? Ich kenne ihre Wohnung mindestens genauso gut wie die meiner Eltern.

Sammy und ich betreten einen langen Flur und er schließt die Tür hinter sich wieder.

"Da hast du also 15 Jahre lang gewohnt?"

"Ja."

Wir laufen den Flur entlang und stehen in einem großen Wohnzimmer.

"Willst du mein Zimmer sehen?"

"Ja."

Ich laufe den Flur wieder zurück und öffne dann eine Tür an der rechten Seite.
Ich erblicke ein hellblau gestrichenes Zimmer. Ich war nie jemand, der rosa mochte, wie es das typische Mädchenklische ist. Eigentlich wollte ich mein Zimmer in dunkelblau streichen, aber damit waren meine Eltern nicht einverstanden, so wurde es also hellblau.

Ich mache eine einladende Handbewegung und Sammy betritt das Zimmer.

An der Wand steht ein großer Schreibtisch, für eine Person wäre er viel zu groß, aber Jette und ich haben immer darauf bestanden zusammen unsere Hausaufgaben zu machen und gemeinsam auf alle Klassenarbeiten zu lernen.
In einer Ecke des Zimmers steht ein großes Bett, darauf ist fein säuberlich eine dunkelblaue Bettdecke zusammengelegt und das Kissen ausgeschüttelt.
Ein Nichtsahnender würde denken, die Familie, die hier wohnt, wäre erst heute Morgen aus dem Haus gegangen. In Wirklichkeit war in dieser Wohnung hier schon seit mehreren Monaten niemand. Meine Eltern haben nie viel davon gehalten eine Putzfrau oder sonst irgend ein Personal einzustellen und so haben wir also immer selbst geputzt.

Sammy läuft zum Fenster neben dem momentan leeren Schrank und blickt hinaus.

"Echt gute Aussicht hier."

Ich stelle mich neben ihn ans Fenster.

"Nachts saß ich oft auf der Fensterbank draußen und habe runter auf die Straßen geschaut."

Sammys Handy klingelt. Flüchtig gibt er mir einen Kuss auf die Stirn, dann verlässt er das Zimmer, läuft den Flur entlang und wahrscheinlich ins Wohnzimmer. Ich höre ihn telefonieren und starre weiterhin aus dem Fenster.
Es kommt mir vor als wäre es schon eine Ewigkeit her dass ich hier das letzte Mal geschlafen habe.

Sammys Stimme verstummt und ich höre Schritte näher kommen. Ich drehe mich nicht um sondern beobachte weiterhin das Geschehen unter mir an der Straße.

"Die Schule hat eben angerufen. Wir treffen uns in einer halben Stunde mit jemandem, der mit dir klären möchte wie es jetzt weiter geht wegen dem Haus und was mit dem ganzen Geld deiner Eltern passiert und der Firma und so weiter. Und falls du möchtest können wir danach noch, naja, zu deinen Eltern."

"Du meinst zu ihren Leichen."

"Ja. Sie sind seit heute morgen in London. Die Beerdigung haben Angestellte der Firma deiner Eltern organisiert."

Ich schlucke.

"Ja, ich will sie sehen."

Sammy nickt und verlässt wieder das Zimmer. Ich höre ihn im Wohnzimmer telefonieren. Währenddessen laufe ich durch die Wohnung. In der Küche teste ich den Wasserhahn, aber wie ich mir schon gedacht habe ist das Wasser abgestellt. Das einzige Zimmer, das ich nicht betrete ist das Schlafzimmer meiner Eltern.

"Bist du soweit?"

Sammy steht hinter mir im Türrahmen.

"Ja."

Ich drehe mich noch ein letztes Mal um, dann verlassen Sammy und ich die Wohnung.

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Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt