☕•Two•☕

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Mit großen Augen starrte mich Jungkook an, offensichtlich genauso perplex durch diese Situation wie ich selbst. Einen Moment lang waren wir beide wie versteinert und ich erwartete, dass sich endlich etwas in ihm regte und er sich entschuldigte. Ich erwartete, dass er mir anbot, mein Oberteil zu waschen oder zumindest auszutauschen und mir versicherte, dass es keine Absicht war.

Aber da hatte ich die Rechnung nicht mit Jungkook gemacht.

"Schade um den armen Kaffee", murmelte er nur und richtete sich wieder auf, wobei seine Hand durch seine weich aussehenden Haare fuhr. Verärgert zischte ich und funkelte ihn böse an, denn unangebrachter konnte man sich wirklich nicht verhalten.

"Wie wäre es, wenn du dich entschuldigen würdest?", knurrte ich bedrohlich und schenkte ihm einen verhassten Blick. Dass er gut aussehend und verdammt heiß war, blendete ich einfach aus.

"Ich soll mich entschuldigen? Ich bitte Sie, ich war nicht daran schuld, dass ich gestolpert bin. Und wer hat Ihnen erlaubt, mich zu duzen? Das ist unhöflich", erwiderte er ruhig und verschränkte seine Arme vor der Brust, die offensichtlich bemuskelt war, wie sein T-shirt vermuten ließ.

"Ich? Unhöflich? Ist der Kaffee auf mir oder auf Ihnen gelandet?", keifte ich ihn an. Mir war es vollkommen egal, dass wir die Aufmerksamkeit des ganzen Cafés auf uns zogen, meinetwegen konnte dieser Typ gefeuert werden. Verdient hätte er es.

"Wie gesagt, daran bin ich nicht schuld. Soll ich Ihnen einen Ersatzkaffee bringen oder wollen Sie gleich gehen?" Es nervte mich, wie ruhig und anständig er blieb, denn sein Blick verriet mir, dass er absolut nichts von mir und der Situation hielt. Er hasste es wohl, hier zu arbeiten, aber trotzdem gab er seinen Gefühle nicht nach, so wie ich das tat.

Ich lachte einmal auf, das war doch einfach lächerlich. Mir musste dieser Kaffee ersetzt werden und mein Oberteil noch dazu. "Es wäre wohl das Mindeste, wenn ich eine Entschädigung bekäme!"

Aber Jungkook zuckte nur einmal mit den Schultern und nahm die Kaffeetasse zur Hand, bei der lediglich der Griff abgebrochen war. Dabei schnitt er sich leicht an den Scherben und zischte einmal leise. Sofort stieg in mir das Verlangen auf, seine Hand zu nehmen und die Wunde zu küssen, allerdings verwarf ich den Gedanken wieder.

Gott, Tae, reiß dich endlich mal zusammen!

"Da ich keine Schuld trage und damit dieses Café auch nicht, sollten Sie sich an den Herren wenden, der für diese Situation verantwortlich ist und nicht an mich", sagte er nur und musterte mich mit einmal kühlen Blick, ehe er sich umdrehte, um zur Küche zurückzukehren.

Doch so schnell ließ ich ihn nicht abhauen, ich packte ihn an seiner Schulter und griff dann äußerst unsanft nach seinem Kragen.

"Weißt du was, Kleiner? Wenn du so weiter machst, dann kannst du dir sicher sein, keine Arbeitsstelle mehr zu haben. Kunde ist König, hast du das etwa vergessen?", fauchte ich leise und kam ihm bedrohlich näher.

"Und wenn schon, lange bleibe ich eh nicht mehr in diesem verdammten Ort!", gab Jungkook harsch zurück und seine Worte, für die er nicht eine Sekunde hatte zögern müssen, brachten mich tatsächlich kurz aus dem Konzept.

Er wollte von hier weg? Dabei war er doch der erste, der mich wirklich interessierte. Ich wollte mehr von ihm, mehr Kontakt, mehr über ihn erfahren. Wie sollte ich das machen, wenn er wegzog?

"Hör mal gut zu, Kleiner. Mir ist egal, was für ein Problem du mit Busan hast, du solltest dich lieber um mein Oberteil kümmern, das dank eurem Kaffee nicht mehr weiß ist", fing ich an. Ich wollte vorschlagen, dass er mich vielleicht zu sich einladen könnte oder mit mir zusammen Kaffee trinken. Natürlich war mir klar, dass er nicht so ein Typ Mensch war, aber normalerweise war er auch nicht so mies drauf wie heute.

Doch genau in dem Moment, in dem ich fortfahren wollte, klingelte mein Handy und genervt aufstöhnend ließ ich von ihm ab. Ich zog das Handy hervor und erkannte sofort die Nummer meines Sekretärs, anscheinend gab es ein Problem, für das man mich dringend brauchte.

Jungkook wollte den Moment nutzen, um abzuhauen, doch meine Reflexe waren ausgezeichnet. Ich griff nach seinem Handgelenk und zog ihn zurück zu mir, sodass er mit seinem Rücken zu mir stand.

"Wir sind noch nicht fertig miteinander, Kleiner. Und wenn du dich gut anstellst, wäre ich auch bereit, eine Gegenleistung zu zeigen und dir bei deinem Problem zu helfen. Denk darüber nach", raunte ich leise in sein Ohr, während ich ihm sein Notizbuch aus der Hand nahm und meine Nummer darauf schrieb.

Er würde mich anschreiben.

Da war ich mir sicher.

Dann drückte ich das Buch zurück in seine Hand und ließ von ihm ab, um - noch immer mit Kaffee überschüttet - dieses Café zu verlassen und zu meiner Arbeit zurückzukehren.

Coffee ★ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt