Jungkook
Gerade saß ich einfach nur in meinem Zimmer auf dem Bett. In meiner Hand hielt ich ein relatives altes Blatt Papier, wichtige Unterlagen, die ich schon bald brauchen würde. Immer wieder las ich mir die feinsäuberlich geschriebenen Worte, die in den freien Feldern zwischen dem gedruckten Text platziert wurden, durch. Mit einem Finger strich ich leicht darüber, so als könnte ich die Worte damit lebendig machen und seufzte leise auf. Meine Augen waren trocken, doch im Inneren fühlte ich mich, als würde ich durchgängig weinen. Etwas in meinem Herz stach jedes Mal, wenn ich die Worte, die hier standen, überflog und ich biss mir fest auf die Lippe.
Dieses Testament, dieses wertvolle Dokument, das ich geerbt hatte, hatte eine große Bedeutung für mich. Es war alles, was von meiner Familie verblieben war, alles, was ich noch hatte. Mir wurde alles von einer einzigen Person genommen, jeder, mit dem ich verwandt war und der mir wichtig gewesen war. Und alles, was zurück geblieben war, war dieses Testament. Das Testament meines Großvaters, das ich hütete wie einen Schatz.
Was, wenn ich scheitern würde und es verlor? Wenn ich nicht überleben, sondern wie alle anderen sterben würde? Was ist, wenn sie recht hatten und dieses Testament wertlos sein würde, wenn ich es endlich einlösen konnte? Was würde dann passieren?
Ich konnte das nicht zulassen. Ich durfte das nicht zulassen. Aber was sollte ich denn tun? Alle Möglichkeiten waren mir verwehrt, alles war zu gefährlich... ich hatte Angst, wenn ich an die Zukunft dachte. Und dennoch würde sie kommen. Sie würde kommen und sich über mich hermachen, wie ein Raubtier über ein unschuldiges Opfer. Und das nur, weil ich zu schwach und ganz allein auf mich gestellt war.
Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass ich Taehyung hatte. Aber ich konnte ihn nicht in meine Probleme einweihen. Ich konnte ihn nicht in die Gefahr bringen, in der ich selbst schwebte. Das wäre ungerecht und egoistisch. Außerdem wäre es für uns beide besser, wenn ein Abschied möglichst schmerzlos ablaufen würde. Ich weiß, das mochte übertrieben klingen, aber... ja, ich war wohl egositisch. Ich hing an meinem Leben. Ich hing so sehr an meinem Leben, dass ich nichts riskieren wollte, um mein Leben zu retten.
Gott, das bereitete mir alles Kopfschmerzen. Diese ganze Situation machte mich einfach fertig. Dieses verdammte Testament machte mich fertig. Jene Person machte mich fertig. Deswegen legte ich das Papier nun auf meinen Nachttischschrank und raufte mir meine Haare, ehe ich mich einfach auf den Rücken fallen ließ und schwer aufseufzte. Das war zum Kotzen. Mein bisheriges Geld reichte nicht nicht und Taehyung wurde immer misstrauischer. Aber wie sollte er das auch nicht werden?
Mittlerweile hatten wir genug Zeit miteinander verbracht, sodass er mich kennengelernt hatte. Er hatte gelernt, wie ich dachte und wie ich tickte, er hatte gelernt, wann ich mich verschloss und wann ich mich öffnete. Taehyung war es gelungen, ein Schloss zu meinem Herzen zu knacken. Das gefiel mir nicht, da er dementsprechend leider wusste, dass mich etwas belastete und es nur eine Frage der Zeit war, bis er dem auf die Schliche ging. Seine Blicke allein stellten mir bereits unzählige Fragen und ich wartete nur auf den Moment, in dem er diese auch aussprach.
Aber was sollte ich ihm dann sagen? Dass ich versuchte, meinen Großvater zu rächen?
Wie von selbst nahm ich mein Kopfkissen und presste es auf mein Gesicht. Laut seufzte ich darunter auf, bevor ich einfach hineinschrie, um einmal alles herauszulassen. Nebenbei gab mein Bauch leise, grummelnde Geräusche von sich, weil ich vor etwa einer halben Stunde mit Taehyung zusammen zu Mittag gegessen hatte. Nachher wollte ich auch noch einen Spaziergang machen, um den Kopf etwas freizubekommen. Es war mir im Moment einfach alles zu viel.
Darum richtete ich mich nun langsam auf und legte das Kissen weg, wegen dem meine Haare in alle Richtungen abstanden. Mein Blick fiel auf meinen Kleiderschrank und ich überlegte, was ich zum Spazieren gehen wohl anziehen sollte, als auf einmal die Tür aufgeschwungen wurde und ich völlig irritiert zu Taehyung sah. Was war denn jetzt los? Wieso stürmte er hier einfach ohne zu klopfen hinein? Und wieso grinste er so, als hätte er eine total geniale Idee...?
"Jungkook! Ich habe mir Urlaub genommen und möchte mit dir zusammen nach Rom reisen!"
Warte, was?
DU LIEST GERADE
Coffee ★ Taekook
FanficAngefangen hat alles mit einem Kaffee... Jeon Jungkook arbeitet in einem kleinen Café, Kim Taehyung ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der nebenbei den Geheimdienst Südkoreas unterstützt. Niemals sollten die beiden aufeinander treffen, niemals so...