☕•Fifty-Five•☕

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Nach dem Besuch auf dem Friedhof konnte man Jungkook wirklich ansehen, wie sehr ihn das befreit hatte. Er wirkte endlich wieder lebendiger und glücklicher, war motivierter und ging mit einer neuen, mir fremden Energie an die Dinge heran. Es freute mich, dass er seine Lasten endlich ablegen konnte. Zwar hatte er mir nicht viel über seinen Großvater und ihrer Bindung zueinander erzählt, aber das war okay für mich. Ich wartete darauf, dass er sich bereit dazu fühlte und das Wissen, dass Jungkook als Kind of bei ihm gewesen war und seinen Geschichten gelauscht gehabt hatte, genügte mir für den Anfang.

Irgendwann würde Jungkook mir von sich aus mehr erzählen, da war ich mir sicher.

Diese gute Laune, die er mit sich trug, führte auch dazu, dass ich es wagte, abends mit Jungkook an den Strand zu gehen. Übermorgen würden wir bereits zurück nach Südkorea fliegen und da wir tatsächlich überall waren, wo wir hingewollt hatten, hieß es jetzt, meinen letzten Punkt abzuhaken. Und das war ein romantisches Date am Strand. Denn während alle Aktivitäten recht normal gewesen waren und ich höchstens gelegentlich einen Spruch gebracht hatte - oder Jungkook getröstet hatte, wie auf dem Friedhof -, stand unsere Zweisamkeit nicht wirklich im Vordergrund. Auch beim Schwimmen oder Filme anschauen, selbst beim Essen genossen wir viel mehr die Tätigkeit, statt das unter uns sein. Doch heute sollte sich das ändern. Zumindest heute musste sich Jungkook auf ein Date einlassen, das er mir ansonsten immer verweigert hatte. Und das ging am besten, wenn ich ihm erst einmal nichts davon erzählte.

"Wohin gehen wir?", wollte Jungkook wissen und ließ wortlos zu, dass ich seine Hand ergriff. Da unser Hotel direkt am Strand lag, waren wir ohne Schuhe losgegangen, wodurch ich den warmen Sand zwischen meinen Zehen spüren konnte und leicht lächeln musste. Ich liebte das Meer einfach. Besonders, wenn jemand so tolles wie Jungkook bei mir war.

"Da wir uns morgen an unserem letzten Tag das Wellness Programm eingeplant haben, dachte ich mir, dass wir als letztes, großes Highlight noch das Feuerwerk am Strand anschauen können", erzählte ich ihm gnädigerweise und beobachtete leicht grinsend, wie er überrascht zu mir schaute. In seinen Augen blitzte kurz etwas auf, wenngleich er es zu verstecken versuchte, doch ich hatte es bereits erkannt. Das war Vorfreude.

"Ist das nicht etwas kitschig?", erwiderte er und musterte mich so skeptisch wie er nur konnte. Dennoch war ich mir sicher, dass er sich in Wirklichkeit darauf freute. Schließlich ließ er sich nicht wieder ziehen, sondern lief in einer angenehmen Geschwindigkeit neben mir her.
"Sind kitschige Sachen etwa verboten?", fragte ich so unschuldig wie möglich nach und verkniff mir ein breiteres Grinsen, als Jungkook daraufhin keine Antwort fand und einfach beleidigt seine Wangen aufplusterte. Auch wenn er es nicht zeigte, er mochte Kitsch mehr als manch anderer und deswegen war ich mir sicher, dass dieses Feuerwerk ihm gefallen würde.

"Sollen wir uns hierhin setzen?", schlug ich vor, als wir an der besagten Stelle des Feuerwerks angekommen waren und nach einem Platz Ausschau hielten. Gerade standen wir vor dem Teil einer Klippe und die abgebrochenen Steinen erschienen mir einfach perfekt zum Sitzen. Es war genug Platz für uns beide, wir konnten uns anlehnen und durch die weiche Decke, die ich mitgenommen hatte, konnten wir auch bequem sitzen.

"Okay", stimmte Jungkook mir zu und lächelnd ließ ich mich mit ihm auf dem Felsen nieder. Mein Blick glitt sogleich zum Horizont, auf den wir von hier aus eine perfekte Sicht hatten und ich betrachtete verträumt die letzten Strahlen der Abendsonne, die langsam hinter der dunkelblauen Linie des Wassers verschwand und nur ihr sanftes, langsam dunkler werdendes Licht hinterließ. Das Feuerwerk würde in wenigen Minuten bereits beginnen und auch wenn ich das leise Gefühl verspürte, beobachtet zu werden, kreisten sich meine Gedanken nur um das, was ich tun wollte, sobald der erste Feuerwerkskörper am Himmel explodiert war.

Tief atmete ich durch, denn mein Herz fing vor Aufregung an, schneller zu schlagen. Noch immer waren das unbekannte Symptome für mich, ich kannte mich so nervös gar nicht. Normalerweise schützte mein Selbstbewusstsein mich immer vor solchen Gefühlen, doch dass Jungkook alles durcheinander brachte, hatte ich leider schon längst feststellen müssen.

Doch die Zeit verging schneller als erwartet und die Dunkelheit der Nacht überkam uns, weshalb nun das bekannte Zischen des Feuerwerks erklang und ich sehen konnte, wie mehrere Körper sich ihren Weg in den Himmel bahnten. Auf meinen Lächeln bildete sich ein breites Lächeln, während meine Hand sich langsam auf Jungkooks Oberschenkel legte. Gemeinsam beobachteten wir beide, wie leuchtend bunte Farben den schwarzen Himmel erleuchteten.

Das war mein Zeichen, der Moment, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte. Langsam drehte ich mich zu Jungkook und legte meine andere Hand auf seine Wange, damit ich sein Gesicht zu mir drehen konnte. Verwirrt ließ der Jüngere das zu und musterte mich fragend, bis ich mich ihm näherte und tief in seine Augen blickte.

Kurz darauf schmiegte ich meine Lippen sanft auf seine und ließ sie einfach so auf seinen ruhen. Ich bewegte sie nicht, ich forderte keinen richtigen Kuss ein. Ich wollte nur Jungkooks Lippen berührten, ich wollte ein federleichtes Kribbeln auf seine Lippen zaubern und ihm durch diesen zarten Kuss zeigen, wie sich Liebe anfühlte:

Es war einfach wunderschön und dennoch wollte man mehr und mehr, weil einem das Erhaltene nicht ausreichte.

~~~

Stellt euch darauf ein, dass ich bald eine Lesenacht für das Ende machen werde. Ich muss noch ein wenig etwas vorbereiten, aber ich habe es mir fest vorgenommen. :3
~Cookie

Coffee ★ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt