"Tae, ich...", fing ich an, mit leiser Stimme und schwachen Worten. Meine Gedanken umkreisten lediglich das, was mir Taehyung soeben erzählt hatte und ich verspürte verdammtes Mitleid mit ihm. Zu gut wusste ich, wie es war, ein Familienmitglied zu verlieren, ich hatte das oft genug erlebt. Es tat weh und man fühlte sich allein und einsam, verlassen und verloren...
Kein Wunder, dass er sich so sehr nach Liebe sehnte.
"Das tut mir so leid für dich...", meinte ich leise und umgriff sein große Hand. Mein Blick fiel auf Baekhyun, der auf dem Foto so sanft und liebevoll lächelte, dass man sich im ersten Moment nicht vorstellen konnte, dass er wirklich tot war. Starke Ähnlichkeit zu Taehyung bestand nicht, allerdings gab es ein paar Merkmale, die ihre Verwandtschaft zueinander zeigten. Besonders ihre Schönheit schien wohl in der Familie zu liegen. Und ihre liebevolle Art offenbar ebenfalls.
"Schon gut... es ist nicht deine Schuld und - so schwer es mir auch fällt, das zu sagen - es ist auch nicht meine... Schuld...", erwiderte er bloß und drückte einmal meine Hand. Sein Blick suchte den meinen, er wollte mich beruhigen. Oder vielleicht wollte er auch sich selbst beruhigen und suchte bei mir Zuflucht, Schutz. So, als würde ich ihm den Schmerz nehmen können, den die Vergangenheit bei ihm hinterlassen hatte.
"Trotzdem... es muss schwer für dich sein...", gab ich zurück und wusste bereits jetzt, dass ich die falschen Worte gewählt hatte. Damit tröstete man nicht, sondern streute nur Salz in die Wunde. Jedenfalls war es für mich immer so gewesen und ich wollte das Taehyung eigentlich nicht antun. Aber dennoch misslang es mir, aufmunternde Worte zu finden und das Richtige zu sagen.
"Ja, es ist schwer", stimmte Taehyung mir direkt zu (ich hatte also tatsächlich das Falsche gesagt). Er senkte seinen Blick und betrachtete wieder das Foto, ein wenig schmerzerfüllt, allerdings auch irgendwie... stolz. Es war nicht zu übersehen, wie stolz er auf die Taten und die Einstellung seines Bruders war. Und ich konnte es verstehen; so ein Bruder zu haben war sicherlich toll gewesen. "Aber ich habe genug Gründe, die Vergangenheit ruhen zu lassen und mich auf das zu konzentrieren, was die Zukunft mit sich führt. Und du bist einer davon, Jungkook."
Direkt hob ich meinen Kopf, schaute perplex Taehyung an und weitete leicht meine Augen. Ein sanfter Klang lag in seiner Stimme und Ehrlichkeit glitzerte in seinen Augen. Sofort musste ich wieder daran denken, als er mir zuvor seine Liebe gestanden hatte... und gerade hatte er das mehr oder weniger ein weiteres Mal gesagt. Das erwärmte mein Herz, brachte es zum Klopfen, aber gleichzeitig auch zum Brechen. Mit einem Mal brachen sämtliche Gefühle aus mir heraus, meine eigene Trauer, die ich immer zurückgehalten hatte. Ich musste an meine Eltern denken, an meine Großeltern, an Minah... und es tat weh. Es tat fürchterlich weh.
"Tae...", hauchte ich nur leise und bemerkte sogleich, wie schwach meine Stimme klang. Auch Taehyung wurde darauf aufmerksam, da er überrascht seine Augen aufriss und meine Hände los ließ, um seine stattdessen an meine Wangen legen zu können. Völlig besorgt musterte er mich, betrachtete mein Gesicht, von dem mit jeder Sekunde mehr meine damalige Maske herabbrach und wodurch meine wahren Gefühle zum Ausdruck kamen. Meine wahren Gefühle, die ich stets vor der Welt versteckt gehalten hatte.
"Jungkookie! Bitte, wein doch nicht... Es ist alles gut, mir geht es gut. Du brauchst dir keine Gedanken um mich zu machen. Ich liebe dich, mein Kleiner... bitte, weine nicht", bat er mich und strich sanft über meine Wangen, über die tatsächlich eine Träne nach der anderen rollte. Ich weinte. Ja, ich wollte nicht weinen, weil ich nicht einmal einen richtigen Grund dafür hatte. Doch Taehyungs Stärke, wie er mit seinem Leben und seinen Verlusten umging, überwältigte mich einfach und zeigte mir, wie viel Schwäche ich selbst doch in mir trug, die ich niemals hätte zugeben wollen. Niemals... bis jetzt zumindest.
"Ich will nicht mehr allein sein...", brachte ich zitternd hervor und schlang im nächsten Moment einfach meine Arme um Taehyung, damit ich mich an ihn drücken und ja, auch leise weinen konnte. So ungern ich es auch zugab, gerade jetzt spürte ich wieder, wie sehr ich ihn brauchte und wie wichtig seine Nähe für mich war... fast schon zu wichtig.
Gab es für mich überhaupt noch einen Weg, von ihm loszukommen?
"Du wirst auch nie wieder allein sein, Jungkook. Das werde ich nicht zulassen, denn du gehörst zu mir und an meine Seite. Ich brauche dich, weil nur du meiner Zukunft Licht geben kannst... und niemals würde ich dich freiwillig im Stich lassen."
Und damit hatte Taehyung es geschafft, den Damm an Tränen in mir endgültig zu brechen, sodass er nun die Aufgabe des Trösters - oder auch meines Retters - übernehmen konnte.
~~~
Poor Jungkookie ;-;
Ach ja, mit diesem Kapitel startet übrigens der Countdown. Bedeutet, es werden nur noch neun weitere Kapitel folgen. :3
~Cookie
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Coffee ★ Taekook
FanfictionAngefangen hat alles mit einem Kaffee... Jeon Jungkook arbeitet in einem kleinen Café, Kim Taehyung ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der nebenbei den Geheimdienst Südkoreas unterstützt. Niemals sollten die beiden aufeinander treffen, niemals so...