Kap. 26

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Nach 3 Stunden öffnete ich meine Augen.  Ich blickte mich um und sah, das neben mir ein Tropf stand, das zur meinen Arm führte. Normalerweise geht sowas in den Handrücken, aber dort wurde meine Hand Verbunden. Jetzt habe ich nicht nur Schnittwunden am Arm sondern noch eine aufgeplatzte Hand. Langsam richtet ich mich auf und schaute in den abgedunkelten Raum. Mit leeren blick, was normalerweise nicht üblich ist, schaute ich auf meine Hände. Der rechte Arm eingegipst der andere im Verband eingewickelt. Toll. Neben mir bewegte sich jemand und ich blickte hin. Olli legte gerade sein Buch beiseite, in dem er gerade gelesen hatte.

„Wie geht's dir?" fragte er mich besorgt. Ich konnte aber nur teilnahmslos mit den Schultern zuckend. Ich habe das Gefühl, das ich momentan keine Gefühle in mir habe, sodass mir alles scheiß egal ist.

„Weiß nicht. Ich fühle mich irgendwie leer. Ich habe das Gefühl, das ich momentan keine Gefühle empfangen kann. Ist das normal? ?" fragte ich ihn mit Gefühls loser Stimme. Olli schien es nicht zu wunder, das ich momentan keine Gefühle habe.

„Wir haben dir ein Mittel gegeben das dich fühlen lässt, als wäre dir alles Scheiß egal. Es ist eine art Beruhigungsmittel" Ah ok... eine Art Beruhigungsmittel also. Ich richtete mich langsam auf, was Olli kritisch beäugte.

„Ist die schwindlig, wenn du dich hinsetzt?" ich schwieg und blickte auf den Boden. Nein Schwindelig ist mir nicht. Mein Blick ging auf mein Arm, wo die Infusion steckte.

„Du solltest dich nochmal hinlegen. Das Beruhigungsmittel macht einen ziemlich müde" Olli stand auf und drückt mich leicht ins Bett.

„Ich bleibe hier, bist du eingeschlafen bist, aber wenn du aufwachst wird wahrscheinlich Franco da sein. Ich muss noch nämlich etwas arbeiten" Ich schloss meine Augen und schlief im nächsten Moment ein.


„Benny, Komm wach auf. Du hast schon fast den ganzen Tag verpennt" murmelte eine ruhige Person neben mir. Grummelnd drückte ich mein Kopf in den Kissen. Was kann ich denn dafür, wenn man mir Beruhigungsmittel gibt. Jemand stupste mich am Kopf an.

„Komm schon. Mach deine Augen auf"

„Geh weg. Ihr seid doch Schuld, das ich jetzt so Müde bin!" murmelte ich und drückte mich weiter in mein Kissen. Ich hörte ein Lachen und wie ich sanft an meiner Hüfte hoch gehoben wurde. Franco setzte mich wieder am Bett ab, so das ich ihn anschaute. Etwas verschlafen blickte ich zu ihn, wie er vor mir in die Knie ging.

„Wie geht's dir?" Ich schwieg und versuchte einen klaren Gedanken zu bekommen.

„Bisschen schwummrig im Kopf, aber sonst ganz gut" Franco nickte und setzt sich neben mich. Er legte mir sein Arm um und drückte mich an sich.

„Tut mir leid das ich heute Morgen nicht bei dir sein konnte. Ich musste spontan für einen Kollegen einspringen" Ich versteifte mich an der Erinnerung von heute Morgen.

„Was ist da passiert?" flüsterte ich, da ich ja nur das Geschreie mitbekommen habe.

„Weißt du nicht mehr was heute Morgen passiert ist?" fragte mich Franco nun sichtlich Besorgt.

„Doch....ich hatte irgend etwas....ich habe gegen den Spiegel geschlagen. Aber was ist da draußen abgespielt? Ich habe nur schreie gehört"

„Du hattest einen Nervenzusammenbruch. Das hat dich emotional so ausgelaugt, dass du am Ende nicht mal mehr antworten konntest. Frau Palunst wird von deinen Fall abgezogen. Wahrscheinlich kommt dann morgen jemand neuen zu dir. Was mich aber stutzig macht, warum hat sie gesagt, dass du es Verdient hast?" ich versteifte mich und blickte entsetzt zu Franco.

„Warum weißt du so gut bescheid?" fragte ich ihn ausweichend „Ich dachte, du warst nicht dabei" murmelte ich und blickte aus denn Fenster. Neben mir spürte ich, wie Franco tief Luft holte.

„Du weichst mir aus...aber ich habe mit Olli gesprochen. Er hat mir alles erklärt. Sagst du mir bitte warum, sie meint dass du es verdient hast?" fragt er mich. Nein ich konnte es ihm nicht sagen. Oder doch? Wird er mich danach verachten, weil ich meine Familie zerstört habe. Weil ich Mama und Henry umgebracht habe? Apropo Henry, ich müsste ihn mal wieder besuchen kommen.

„Nicht so wichtig" murmelte ich. Ich sah draußen aus dem Fenster, wie die Blätter durch die Luft gewirbelt werden. Langsam wird es wieder Frühling. Ich habe wirklich ein halbes Jahr bei Sven und Selina verbracht. Ich habe Weihnachten und Silvester verpasst, was eigentlich nicht schlimm ist. Ich hatte davor eigentlich auch nicht viel gemacht. Ich bin nur immer zu Henry und Mama gegangen. Es gab ja niemanden mit dem ich feiern konnte. Und ich bezweifle, das es in Zukunft jemand geben wird. Ich bin dazu verdammt alleine zu sein. Allein mit meiner Schuld.

Franco gab mir ein leichten Stoß. Überrascht schaute ich in an.

„Hmmm?" fragte ich indirekt und schaute Franco fragend an.

„Wo bist du mit deinen Gedanken?" Bei Henry

„Bei Henry" sagte ich ohne groß nachdenken. Nur langsam wurde mir mein Fehler bewusst. Ich schlug meine Hand vor mein Mund und blickte mit großen Augen Franco an. Scheiße, Scheiße, Scheiße!!!! Wie kann man nur so blöd sein?

„Wer ist Henry" fragte er mich sichtlich verwirrt.

„Niemand wichtiges" bei diesen Satz gefror mir das Blut in den Adern zusammen. Niemand wichtiges...genau. Ich wünschte es wäre so. Ich würde mich dann nicht so quälen. Franco schaute mich an, als würde er mir nicht wirklich glauben, aber bevor er weiter nachfragen konnte, öffnete sich die Tür mit einem Klopfen. Erleichtert seufzte ich aus und schaute Freddy an.

„Hallo Benny, gut geschlafen?" ich nickte. Schlafen konnte ich eigentlich ganz gut.

„Wie geht's dir?" warum fragen mich das heute alle?

„Gut" sagte kurz angebunden, da mich die frage nun langsam nervte. Freddy nickte und trug etwas in meine Mappe ein.

„Du Freddy?" Dr. Seehauser schaute auf und blickte mich fragend an.

„Sorry, wegen dem Spiegel" entschuldigte ich mich, da es mir doch sehr wichtig war. Freddy lächelte und nickte.

„Kein Problem. Und vielen Dank, das du dich entschuldigt hast" Ich schaute ihn fragend an. Ist das doch nicht selbstverständlich?

„Nicht jeder entschuldigt sich hier, wenn er was Kaputt gemacht hat" antwortet Freddy auf mein fragenden Blick. Ich nickte leicht. Also ich finde ja das sollte selbstverständlich sein. Man hat es kaputt gemacht, dann sollte man auch die Konsequenzen tragen. Ich schüttelte kurz den Kopf.

„Ich sehe, das es dir inzwischen wieder etwas besser geht als heute Morgen. Das freut mich" er zwinkerte mir zu. „Wenn du brav dein Abendessen isst, machst du mich ganz glücklich" Ich wurde Knallrot und nickte Schnell. Warum redet er mit mir als wäre ich ein kleines Kind? Naja egal. Zufrieden lächelte Freddy und ging raus. Rein kam eine Schwester, die ein Tablett rein trug. Interessiert hob ich mein Kopf. Ich habe heute Mittag nichts gegessen, weshalb ich leichten Hunger habe. Als das Tablett bei mir war, nahm ich mein Teller und fing an zu essen. Franco neben mir, atmete erleichtert aus. Warum ist er denn jetzt erleichtert? Nur weil ich jetzt was gegessen habe? Versteh ich nicht.

Nachdem ich wirklich ganze 2 Brote geschafft habe, ließ ich mich erschöpft aufs Bett fallen. Man tut mir mein Bauch weh. Franco, der sieht dass ich mir den Bauch hielt, lächelte leicht.

„Bauchschmerzen?" ich nickte leicht. „Das ist normal, dein Magen muss sich erst wieder an die Menge vom essen gewöhnen" wieder nickte ich und schloss meine Augen.

„Rutsch mal!" sagte Franco und ich rutsche etwas zur Seite. Franco zog sich die Schuhe aus und legte sich zu mir. Sanft legte er sein Arm um mich und ich kuschelte mich wieder an ihn. Ich wusste nicht wieso, aber ich mochte es, mich an ihn zu Kuscheln. Auch Franco schien nichts dagegen zu haben, denn er drückte mich nur noch fester an sich. Sowas hatte ich früher nie gespürt, wenn ich bei Menschen war. Ich hatte noch nie das Gefühl von Geborgenheit gespürt.

Warum habe ich überlebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt