Kap. 44

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"So dann gibt mir mal eure Hausaufgaben durch" rief Herr Maier durch die Klasse. Man hörte, wie die Klasse anfing zu stöhnen. Wie es aussieht, haben nicht viele die Hausaufgaben gemacht.  Wir haben gerade Lineare Gleichungen. Eigentlich ganz einfach nur scheint es hier kaum einer verstanden zu haben.

Langsam holte ich mein Heft raus und schaute erstmal nach, was für Aufgaben wir eigentlich auf hatten. Ja ich hatte sie auch nicht gemacht..oder eher gesagt ich habe sie gestern nicht gemacht.

Bevor ich wieder in die Schule musste, habe ich alle Aufgaben im Mathebuch durchgemacht. Ist eigentlich ganz praktisch. Man muss sich keine Sorgen um die Hausaufgaben machen. Nachteil....man muss sie erst wieder finden. Seufzend blätterte ich in mein Heft herum und verfluchte diese scheiß Hausaufgaben. Nach einige Minuten hatte ich sie dann doch gefunden und legte ein Blatt hinein, damit Herr Maier es auch findet.

"Gut...dann würde ich sagen, wir machen heute früher Schluss" Damit sprangen wieder alle auf und verlassen das Zimmer. Auch ich stand langsam auf und verließ den stickigen Raum.

Im Pausenhof hockte ich mich einfach wieder auf mein Lieblingsplatz am Baum. Es dauerte nicht lange bis sich jemand neben mich hockte.

"Hey Benny" mein Kopf schnellte nach oben und was für ein Wunder...neben mir saß Daniel. Und sofort verfinsterte sich mein Gesicht. Als Antwort nickte ich ihn kurz an. Er hat mir zwar weh getan, trotzdem will ich nicht unhöflich rüber kommen. Außerdem hat er mir geholfen. Ein bisschen Freundlichkeit von mir, hat er sich verdient.

"Hast du die lineare Gleichungen verstanden? Ich verstehe davon kein Wort" überrascht schaute ich zu Daniel.

"Ähm...ja, das hab ich verstanden. Ist eigentlich ganz einfach wenn man weiß wie es geht" murmelte ich und blickte auf den Boden.

"Wenn du es verstanden hast, kannst du mir dann zeigen wie ich es rechnen muss?" wieder schnellte mein Kopf nach oben. Nie hat mich jemand gefragt, ob ihm helfen könnte. Ich rutschte etwas von Daniel weg. Einfach nur aus den Grund, da ich verunsichert bin.

"Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher" Daniel schien meine Unsicherheit zu bemerken denn aber verzog leicht sein Gesicht.

"Ich weiß, dass ich dein Vertrauen in der Vergangenheit missbraucht habe und du kein Grund hast mit mir zureden. Weißt du, ich habe dich damals sehr gemocht. Also in der 3. Klasse. Wir waren die beste Freunde und dann hast du mir erzählt dass dich dein Vater schlägt. Ich konnte damit nichts anfangen, wie auch? Wir waren gerade mal 8-9 Jahre alt. Ich konnte nicht begreifen das es dir so schrecklich ergeht und mir so gut. Ich konnte nicht begreifen das du dir die Schuld an dem Tod deines Bruders und von deiner Mutter gibst. Es hat mir Angst gemacht, deshalb hab ich mich von dir distanziert. Und dennoch wollte ich dich nicht alleine lassen. Die bestmöglich Antwort in meinen Kinderaugen war, dich immer zu schikanieren. Irgendwann habe ich, das was du mir gesagt hast, als Witz abgestempelt und habe dich deswegen schikaniert. Und dann sah ich dich, wie du zitternd und heulend auf denn Boden gelegen hast. Ich sah deine Narben und Wunden auf dein Rücken.  Da wurde mir klar das du nie gelogen hast, sondern immer die wahrheit gesagt hast. Du gibst dir wirklich die Schuld an ihren Tod. Und du hast Jahre lang gelitten. Du warst alleine und es tut mir wirklich leid dass ich es nicht gesehen habe. Das wollte ich dir auf jeden Fall noch sagen" damit stand er auf und ließ mich total überfordert zurück.

Was soll ich denn damit anfangen? Aber irgendwie nett von ihm. Dennoch weiß ich jetzt nicht was ich machen soll. Er hat mich mit seiner Erklärung total überrumpelt.

Schweigend und teils nachdenklich schaute ich nach oben in den blauen Himmel.

Egal wie sehr ich auch nachdachte, ich versteh es einfach nicht. So passierte es auch dass ich vollkommen in Gedanken auf dem Sofa hocke und das schwarzen Bild vom Fernseher anschaue.

Wieso plötzlich der Sinneswandel? Ist das jetzt wirklich nur ein Trick oder meint er es ernst?

"Hey großer! Warum hockst du hier so erstarrt?" Ich zuckte stark zusammen, da ich nicht erwartet habe, angesprochen zu werden. Ich wandte mich zum gesprochenen und zog meine Augenbraue zusammen.

Paul der mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet habe, fing leicht an zu lächeln.

"Ich bin nicht erstarrt, ich denke nach" jetzt war es Paul der seine Augenbrauen zusammen zog. Und auf einmal waren seine Augen wachsam auf mich gerichtet. Mit einer leichten geste, signalisierte er mir, dass ich mich zu ihm setzen sollte. Kurz zögerte ich aber nur weil ich es noch nicht gewöhnt bin über meine Gefühle zu reden. Dieses Zögern hatte ich aber schnell wieder im Griff. Ich setzte mich neben Paul, der mich immer noch wachsam beobachte. Kurz zuckte sein Blick auf meine Arme, aber da er nichts daran erkennen konnte schaute er mir wieder in die Augen.

"Über was denkst du denn nach?" kurz zuckten meine Augen wieder zum schwarzen Bildschirm. Ich weiß selbst nicht so genau warum aber ich machte es.

"Es ist eine lange Geschichte" Paul lächelte mich an und streckte sich auf den Sofa aus.

"Ich hab morgen frei. Erzähl ruhig" ich holte tief Luft und blickte wieder zu Paul. Auch ich machte es mir bequem und wickelte mich in eine Decke ein. Und dann fing ich an zu erzählen. Ich erzählte ihm von Daniel, wie er mein Freund war und sich dann abgewandt hat. Wie er mich immer und immer wieder schikaniert hat. Und wie er mir seine Geschichte erzählt hat.

"Ich hab einfach kein Plan was ich machen soll. Ist das jetzt nur ein Trick oder meint er es jetzt ernst. Soll ich ihn verzeihen oder nicht?" Fragend schaute ich zu Paul, der sich zurück gelehnt hat. Seine Augen sind geschlossen und die Atmung flach. Man könnte wirklich glauben das er eingeschlafen ist. Aber zum Glück öffnete er diese wieder. Ich würde mich sonst ziemlich schlecht fühlen.

"Ich würde den Jungen eine Chance geben" Überrascht blinzelte ich. Wie kommt er darauf? Paul lächelt leicht, denn er hat mein fragenden Blick bemerkt.

"Es stimmt. Der Junge hat sich im früheren Zeitraum scheiße benommen aber da er sich entschuldigt hat und versucht dir zu helfen, wie an den Tag wo du Nasenbluten bekommen hast, denke ich, das es ihm wirklich leid tut. Er wünscht sich seinen Freund zurück. Und du musst zugeben, das du einen Freund brauchst" ich nickte Nachdenklich  und blickte wieder zum Fernseher. Warum auch immer.

"Du solltest schlafen gehen, es ist spät" damit zog mich Paul auf die Füße und brachte mich noch in mein Bett. Nachdem ich fertig auf mein Bett hockte drückte mir noch Paul meine Tablette und ein Glas Wasser in die Hand. Schnell schluckte ich sie und legte mich ins Bett.

Der kleine Polizist lächelt mich noch an.

"Überleg es dir. Du brauchst doch ein Freund" damit machte er das Licht aus und verließ das Zimmer.



Ich schaute kurz über den Pausenhof bevor ich wieder auf mein Lieblingsplatz zu ging. Nur das dort schon Daniel sitzt. Als er sieht das ich auf ihn zu gehe fing er an zu lächeln. Schnell hockte ich mich zu ihm.

"Gut ich helfe dir" und das brachte ihm noch mehr zu lächeln.

Warum habe ich überlebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt