Kap. 39

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Nervös lief ich durch die Wohnung, das hieß Treppe rauf, Treppe runter, Treppe rauf und wieder Treppe runter.

Cem und Paul standen unten an der Treppe und schauten sich dieses spektakel belustigt an.

„Ach komm schon Benny, so neu ist das doch nun auch nicht“ versuchte mich dann doch Paul zu beruhigen.

Entrüstet blieb ich stehen und schaute die Polizisten schmollend an.

„Nicht neu? Weißt du wie lange ich dort nicht mehr da war? Mindestens ein Halbes jahr!“ wütend schmiss ich meine Hände in die Luft, zog aber gleich die Luft ein, da die genähten Wunden von gestern sich bemerkbar gemacht haben.

Beide schüttelten belustigt denn Kopf und verschwanden von der Treppe. Aber dafür kam Franco um die Ecke und nahm mich gleich in Besitz.

„Kannst den Stoff?“ brav nickte ich. Klar und das schon vor 3 Wochen. Jip nach 3 Wochen im Bett liegen und ausruhen von der Vergangenheit soll ich jetzt wieder in die Schule gehen. Und dann 1 Woche später soll ich zu einem Therapeuten gehen.  So war jedenfalls der Plan.Also würde man sagen, das ich wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden soll.
Sanft strich mir Franco über mein Kopf

„Nadann, los hol dein Schulzeug. Cem wird dich in die Schule bringen. Ich kann leider nicht, da ich jetzt zur arbeit muss. Viel spaß heute“ Franco gab mir kurz ein Kuss auf die Stirn bevor er endgültig das Haus verließ.

Seufzend schaute ich ihn hinterher. Könnte ich nicht einfach hier bleiben?

„Na Komm wir müssen uns auch mal so langsam fertig machen“ schlug Cem vor und schob mich wieder in mein Zimmer.

Ich holte erstmal tief Luft dann zog ich mir eine einfache Jeans und einen Pullover an. Ich schnappte mir meine Schuhe und schlüpfte dort rein. Danach lief ich ins Bad, putze mir die Zähne und kämmte meine Haare durch.

Mit meinen neuen Schulranzen machte ich mich nach unten in die Küche. Paul der an der Träse stand reichte mir eine Lunchbox. Mit leichtem Lächeln packte ich es ein.

Ein totaler Unterschied zwischen mein altes Leben. Früher bei meinen Vater hat mir niemand eine Lunchbox gemacht.

Dann stieg ich mit Cem in das Auto, aber nicht vorher von allen viel Glück zu bekommen.

Zitternd öffnete ich die Tür und schaute auf den altbekannten Schulhof. Wie oft bin ich zuspät gekommen, weil ich von mein Vater geschlagen wurde? Wie oft habe ich hier gelogen auf der Frage, wo die Wunden herkommen?

Da auch Cem gleich zur Arbeit musste, hatte er seine Arbeitskleidung schon an,weshalb er jetzt eindeutig zu auffällig ist. Da wir in einen leichten Stau geraten sind, haben wir 5 Minuten verspätung.

Erleichtert Atmete ich auf, da mir jetzt das geträngel vom Schulgelände erspart blieb.  

„Ich komm jetzt zurecht“ brummte ich, aber Cem schien andere Gedanken zu haben, denn er lief einfach nur zum Schulgebäude.

Schnell lief ich Cem hinterher und wünschte ihn gerade jegliche Krankheit an den Kopf. Weiß er eigentlich wie auffällig er ist?

„Oh man, wegen die denken sie jetzt bestimmt, das ich irgend so ein Schwänzer bin, der von der Polizei zur Schule gebracht werden muss“ brummte ich genervt. Cem neben mir fing leise an zu lachen.

„So könnte es man auch sehen, aber man könnte es auch so sehen das du ein furchteinflößender Junge bist, der von der Polizei gebracht werden muss. Ist doch auch eine nette Vorstellung“ erst blinzelte ich verwirrt bis ich ihn dann anschaute. Ja das ist auch das erste was mir bei meinem Erscheinungsbild einfällt...

„Sag mal, wo lebst du denn bitte?“ rief ich entrüstet „Das sowas passiert liegt unter 0,01%“ wieder fing Cem an zu lachen.

„Warum bist du eigentlich noch hier? Die Schule hat vor  5 minuten angefangen“

„Muss noch etwas mit deinen Klassenlehrer bereden“ misstrauisch schaute ich zu Cem. Sowas hieß nie was gutes.

„Nagut“ brummte ich und lief wieder voran zum Klassenraum. Dies erreichten wir auch sehr schnell. Nur standen wir jetzt vor einer geschlossenen Tür, da wir ja zu spät sind. Und klopfen wollte ich nicht wirklich. Zum Glück übernahm dies auch Cem und öffnete kurzerhand die Tür.  

Warum musste bitte er mich zu Schule bringen? Alex oder Phil wären nicht so auffällig gewesen.

„Guten Tag Cem Kaya mein Name. Ich bringe ihnen einen Schüler“ damit schob er mich leicht in die Klasse. Auffälliger gings wohl nicht oder?  Langsam habe ich das gefühl, das er es gerade sehr genießt, es hier hinzustellen, als würde ich schwänzen.

Herr Maier, der an der Tafel stand, schaute mich überrascht an. Ich wendete meinen Blick ab und schaute deswegen in die Klasse. Und ich muss schon sagen…sie haben den gleichen Gesichtsausdruck wie der Lehrer drauf.

„Herr Maier, ich möchte noch mit ihnen Reden. Ist dies jetzt möglich“ fragte Cem meinen Klassenlehrer. Dieser nickte und legte die Kreide weg. Schnell machte ich platz und drückte mich von Cem fort. Cem aber hob nur die Hand und lächelte mich sanft an.

„Dann bis heut Abend Benny“ rief er und verschwand aus der Tür. So ein verdammtes Arschloch. Das bekommt er auf jeden fall zurück.

Mit Knallrotem Kopf schaute ich auf meine Klasse, die ich seit mehr als ein halbes jahr nicht mehr gesehen habe. Bei Daniel blieb ich stehen. Als ich ihn zum letzten mal gesehen habe, war als ich zusammengekauert im Schulgebäude gehockt habe. Ich hoffe nur, das er es vergessen hatte. Ich brauche jetzt nicht auch noch, dass Daniel sich darüber lustig macht.

Mit gesenkten Kopf lief ich an denn ganzen Personen vorbei und hockte mich wieder an mein lieblingsplatz ganz hinten am Fenster hin.

Nach einigen Minuten kam Herr Maier wieder ins Klassenzimmer. Sein Blick blieb kurz an mir hängen, während ich gelangweilt nach draußen blickte.

Und somit fing wieder mein langweiliges Schulleben an. Und genau deshalb, fing ich leicht an zu lächeln. Ich könnte jetzt endlich wieder ein normales Leben führen ohne Gewalt. Genau wie normale Kinder.

Warum habe ich überlebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt