⬡ Chapter 30 ⬢

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Taehyung PoV

Irgendwie fühlte ich mich momentan glücklich, selbst mit dem Wissen, dass zuvor einige negative Dinge gesagt wurden und irgendwie war es dann doch erschreckend, dass ich eine so unnormal gute Laune hatte, wie ich sie eigentlich nur sehr selten hatte. Vermutlich lag es nicht direkt daran, dass Jungkook mir solche Dinge erzählt hat, mehr daran, dass er sie mir überhaupt erzählt hatte und es schien, als hätte er Vertrauen in mich. Natürlich empfinde ich auch eine Menge Mitleid für ihn, das war nicht einmal eine Frage, aber ich hatte das Gefühl, als könnte ich ihm helfen, wenn er sich denn von mir helfen lassen will. Immerhin war ich auch der erste, dem er etwas derartiges anvertraut hatte und ich war vermutlich auch sein erster wirklicher Freund, somit schenkte ich ihm eine komplett neue Erfahrung mit dem Leben, welche er hoffentlich positiv in Erinnerung beinhalten wird, weswegen ich alles dafür tun werde, um ihm das zu erfüllen und ihn irgendwie aus diesem Loch heraus zu helfen. Ich würde es schaffen, wir würden es schaffen, ich war überzeugt davon!

Erneut ließ ich mich auf meinem Sofa fallen, begutachtete meine eintönige Decke und dachte über verschiedene Dinge nach. Normalerweise würde ich hier nicht einmal liegen, die meiste Zeit hielt ich mich in meinem Schlafzimmer auf, da dort auch meine Konsole stand. Ich hatte nie Lust dazu, das alles umzuräumen, alles war hier noch genauso eingerichtet, wie es war, bevor meine Mutter bei einem Autounfall umgekommen war. Mein Vater sorgte seitdem um mich, er war aber nie hier, denn er musste immer arbeiten gehen, dafür ging es meistens ins Ausland und es war mittlerweile auch schon wieder einen Monat her, seit ich ihn das letzte Mal zu Gesicht bekam. Jedoch telefonierten wir öfters miteinander und blieben somit in Kontakt. Es gab Momente in meinem Leben, da fühlte ich mich einsam und das war vielleicht einer der Gründe, wieso ich Jungkook vielleicht verstehen konnte. Er fühlte sich genauso einsam, wie ich manchmal fühle, auch wenn ich gute Freunde wie Hoseok und Namjoon habe, die haben auch nicht immer Zeit. Sie können mir meine Eltern nicht ersetzen, dafür waren sie aber beide wie ältere Brüder, die ich leider nie hatte. Natürlich trauerte ich, nicht einmal darüber reden konnte ich, ohne dass ich unwillkürlich anfing zu zittern und nicht mehr weiterreden konnte. Mittlerweile ging es, auch wenn er mir jedesmal auf's Neue einen Stich in mein Herz jagte, so konnte ich es verkraften und nach vorne schauen.

Ich schluckte einmal schwer, ich fragte mich, ob sie mir von dort oben zuschauen würde und ich würde gerne wissen, wie sie in einer Situation wie dieser handeln würde. ,,Na, was würdest du tun, Mutter?", seufzte ich leise vor mich hin, erwartete darauf aber keine Antwort. Ich bekam auch keine, vielleicht war sie ja ratlos, oder aber konnte es mir einfach nicht mitteilen. Letzten Endes konnte ich mir diese Frage nur dann beantworten, wenn ich den Tod selbst gegenüber stehen - und er mich mitnehmen würde. Da ich das aber noch lange nicht geplant hatte, wird das wohl noch eine Weile warten müssen und auch meine Wiedervereinigung mit meiner Mutter müsste ich wohl noch eine ganze Weile verschieben. ,,Wenn man nichts zutun hat, dann denkt man immer über Dinge nach, die man verdrängt, wenn man unter Menschen ist", flüsterte ich nachdenklich vor mich hin und hob einen Arm nach oben, um mir diesen genau anzuschauen. ,,Oder war etwas anderes der Auslöser für meinen plötzlichen Gedankengang?", fragte ich mich und zog meine Augenbrauen zusammen, während ich skeptisch meinen Handrücken musterte und versuchte mir diese Frage in Gedanken zu beantworten. Warum denkt der Mensch an traurige Dinge, wenn er etwas trauriges hört? Warum bezieht man immer alles auch auf sich selbst? Warum waren wir so? Warum dachten wir so?

,,Das führt doch zu absolut nichts, ich vergeude doch nur meine Zeit mit diesen Gedanken", murrte ich vor mich hin und setzte mich langsam wieder auf. Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich warf meinen Blick auf die Uhr, welche gegenüber an der Wand hing, etwas weiter über dem Fernsehschrank. Es war bereits Nachmittag, ich kramte also erneut mein Handy heraus und direkt sprang mir eine Nachricht von meinem Kumpel, Namjoon, entgegen. Er sagte mir, dass er jetzt schon Zeit hätte und wir uns jetzt schon treffen könnten, wenn ich das denn wollen würde. Ich überlegte kurz, bevor ich mich hier selbst in meinem Gedankengang verlieren würde, ging ich doch lieber nach draußen und vertreibe mir die Zeit mit einem guten Freund. Deshalb antwortete ich ihm, dass ich auch Zeit hätte und fragte ihn noch, wo wir uns treffen sollten. Es dauerte nicht lange, da kam er wieder online und fing an zu schreiben. Der Treffpunkt war wohl der übliche, welcher nicht besonders weit von hier entfernt lag. Noch immer verstand ich nicht, wieso wir uns ausgerechnet einen solchen komischen Platz herausgesucht haben, aber irgendwie wurde aus einem Treffen dort dann immer mehr und schließlich hat sich das mit dem Treffpunkt dann einfach so ergeben. Irgendwie war es lustig, denn weder er, noch ich verbanden etwas mit diesem Ort.

Da ich noch alles einstecken hatte, musste ich nur nach vorne, an meine Haustür, gehen und in meine Schuhe hineinschlüpfen. Dies war auch relativ schnell getan und ich verließ meine Wohnung wieder, ohne einen Blick nach hinten zu werfen. Schnell sauste ich die Treppen nach unten und öffnete unten angekommen den Eingang, sodass ich wieder ins Freie treten konnte und mich auf den Weg machen könnte. Mit schnellen Schritten lief ich den Gehweg entlang und schaute mich um, damit ich schon recht früh über die Straße laufen konnte. Da hier momentan nicht besonders viele Autos fuhren, rannte ich einfach über die Straße und hoffte, dass kein Beamter mich dabei erwischen würde. Auf der anderen Straßenseite angekommen, legte ich extra einen Zahn zu, damit man mich nicht darauf ansprechen würde. Ich folgte dem Weg, welchen ich bereits schon so oft hinter mich gebracht hatte, aber leider musste ich dafür auch an einem speziellen Ort vorbei. Und an diesem war ich gerade angelangt und schon fast automatisch wurde ich langsamer, denn es war der Ort, an dem ich zum ersten Mal in die kalten Augen des Killers geschaut hatte.

Mit langsamen Schritten lief ich an diesem vorbei, warf einen Blick in die Gasse und überlegte, ob ich einen Schritt hinein riskieren sollte. Vielleicht würde es mir helfen, meine aufkommende Paranoia zu bekämpfen. Ich schluckte einmal schwer und entschied mich letzten Endes dafür, was dazu führte, dass ich mit kleinen Schritten in die Seitengasse spazierte. Ich atmete einmal tief durch, ich erkannte kaum eine Veränderung. Auf dem Boden waren aber noch vereinzelt getrocknete Blutflecken und ich starrte wie gebannt auf diese, unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Nein, das darf es einfach nicht sein! Ich musste weg, ich musste von hier verschwinden! Verschwinden, bevor er hier wieder auftauchen würde!

Als ich endlich aus meiner Schockstarre erwacht war, ging ich erst einige Schritte zurück, ehe ich endgültig kehrt machte und fast schon davon rannte. Ich wollte nicht mehr länger in der Nähe eines solchen Platzes sein und umso glücklicher war ich, als ich dem Treffpunkt immer näher kam und wusste, dass ich gleich nicht mehr alleine sein würde. Aus der Entfernung erkannte ich bereits die große Gestalt Namjoons, weshalb ich schnell auf ihn zuging und ihm eine kurze Begrüßung hinschnaufte. ,,Nanu? Bist du etwa einen Marathon hier her gelaufen, oder was?", fragte er belustigt nach, ich hingegen rollte nur mit den Augen, während ich mich langsam wieder beruhigte. Meine Hand legte ich auf meiner Brust ab, da diese sich immer wieder unregelmäßig hob und senkte. So schnell wollte ich noch nie von einem Ort verschwinden, ich war quasi irgendwann regelrecht gesprintet. Ich schüttelte meinen Kopf, ,,Nein, natürlich nicht! Lass uns einfach überlegen, was wir tun könnten!"

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Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt