⬡ Chapter 6 ⬢

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Taehyung PoV

Mit den Gedanken noch vollkommen bei dem Ereignis, welche sich wenige Momente zuvor vor meinen Augen abgespielt hatte, trappte ich unsicher nach Hause. Das, was ich hier gerade tat, fühlte sich absolut falsch an und das Wissen, dass weiter hinten ein blutverschmierter, toter Mann lag, dessen Blut noch immer an meiner Kleidung klebte, machte meinem Gewissen stark zu schaffen und irgendetwas in mir schrie danach, wieder zurück zu gehen und mich nicht doch zu erkundigen. Doch er regte sich nicht, keine einzige Zuckung, er war wohl innerhalb kürzester Zeit verstorben und ich-
Ich habe dabei zugesehen und ihm seinem Schicksal überlassen. Aber kann man mir etwas vorwerfen? Der Typ wollte mich umbringen, vermutlich würde das aber in die Kategorie 'Unterlassene Hilfestellung' fallen, doch wie sollte jemand heraus finden, dass ich zu besagtem Zeitpunkt dort war? Ich war es doch nicht einmal, man konnte mir nichts vorwerfen, ich war nur das Opfer in der gesamten Situation und es war ein Wunder, dass ich aus dieser überhaupt lebendig gekommen war. ,,Der maskierte Killer...", nuschelte ich immer wieder vor mich hin, ,,Es gibt ihn also wirklich."

Eine Gänsehaut durchfuhr meinen Körper wenn ich daran zurück dachte, wie er mir in die Augen geschaut hatte und in seinem Blick nichts als bloße Kälte zu erkennen war. Es war, als würde man wissen, dass man jeden Augenblick sterben könnte und trotzdem, trotzdem hatte er mich verschont und war einfach verschwunden, ohne auch nur eine Spur von sich selbst zu hinterlassen. Machte es ihm rein gar nichts aus? Dieses blutverschmierte Messer mit sich herum zutragen und zu wissen, dass dort das Blut und vielleicht noch mehr Dinge unschuldiger Menschen klebte? Wie konnte er das so einfach mit seinem Gewissen ausmachen, wie konnte er so skrupellos zustechen und das, ohne auch nur mit den Wimpern zu zucken? Wie viele Menschen hatte er bereits auf dem Gewissen? Warum tut er das alles? Und warum zerbreche ich mir gerade den Kopf darüber, wenn ich doch froh sein sollte, dass ich überhaupt noch in der Lage war zu denken. Sollte ich so etwas nicht der Polizei melden? Normalerweise sollte ich das doch tun, dennoch hält mich etwas tief in mir drinnen davon ab. Es ist nicht bloß die Angst, dass ich dann das nächste Opfer sein könnte, aber etwas in mir sagt, dass ich das nicht tun kann. So dumm es auch klingen mag, aber er ist der Grund, weshalb ich noch atmen darf und es fühlt sich falsch an, ihn dafür büßen zu lassen. Liegt das am Alkohol, oder würde ich wirklich so handeln?

Ich seufzte einmal laut, Fragen über Fragen wirrten in meinem Kopf herum und auf keine gab es eine zufriedenstellende Antwort. Niemand wird mir die Fragen beantworten können, auch, weil ich diese Sache lieber für mich behalten sollte. Ich schaute langsam von dem Boden auf, es hatte leicht angefangen zu nieseln und auch, wenn ich durchnässt war, so störte mich das nicht sonderlich und ich war heilfroh, als ich endlich die Umrisse des Hauses, welches ich auch mein Zuhause nannte, erkannte und meinen Gang beschleunigte, um mich schneller von der Außenwelt und möglichen Gefahren zu sichern. Die Hausgangstür war abgeschlossen, weshalb ich irgendwie den Schlüssel aus meiner Hosentasche holen musste, jedoch zitterte meine Hand noch immer und auch meine Sicht war teils verschwommen, was ich wohl dem Alkohol intus zu verdanken hatte. Trotz alledem schaffte ich es, wenn auch mit ein paar Komplikationen, die Tür vor mir aufzuschließen und den Hausgang zu betreten. Schnell schloss ich die Tür hinter mir ab und ein gewisses Gefühl der Sicherheit überkam mich, ein erleichterter Seufzer, der meine Lippen im nächsten Moment verließ, unterstrich dieses Gefühl nur noch einmal und ich schaute mich einmal kurz um, ehe ich auf den Lichtschalter an der gegenüber liegenden Wand zulief, damit der dunkle Raum allmählich mit Licht gefüllt wurde.

Ich ging langsam auf die Treppen zu, die letzte Hürde, die ich noch bewältige musste, wenn ich endlich in meine wohl ersehnte Wohnung zurückkehren wollte. Vorsichtig, noch immer am ganzen Leib zitternd, machte ich den Schritt auf die erste Stufe, hielt mich dabei an dem rot gestrichenen Geländer fest und musste einmal schwer schlucken. Rot, wie die Farbe von Blut, etwas, das ich jetzt auf Teufel komm raus nicht sehen musste, denn langsam aber sicher bekam ich das Gefühl, dass mir sowohl schlecht, als auch ein wenig schwindelig wurde. Ich schüttelte kurz meinen Kopf, als wollte ich somit negative Gedanken vertreiben, naja, mehr oder weniger entsprach das auch der Wahrheit. Ich zog mich am Geländer langsam und vorsichtig nach oben, während meine Knie begannen zu schlottern und ich fast schon drohte umzukippen. Doch ich hatte mein Ziel vor Augen und hatte es auch fast geschafft. Dieser Gedanke gab mir einen kleinen Adrenalinkick und die letzten Stufen überwand ich in einem schnelleren Tempo als die, die ich am Anfang bestiegen war. Vor meiner Tür steckte ich den Schlüssel in das Schlüsselloch vor mir und drehte, damit sich die Türe aufschloss und ich somit in meine Wohnung treten konnte. Schnell trat ich ein und schloss die Türe hinter mir wieder zu, anschließend machte ich das Licht an und blieb wie angewurzelt am Eingang stehen. ,,Ich bin ich Sicherheit", die Erleichterung war aus meiner Stimme herauszuhören und ich lehnte mich an die Wand, nur um mich langsam an ihr hinab gleiten zu lassen, um anschließend mein Gesicht in meinen Händen zu vergraben.

Lange saß ich einfach so da, meine Augen wurden mit einer Flüssigkeit gefüllt, wie ich sie schon lange nicht mehr bei mir gesehen hatte. Es waren Tränen, Tränen der Angst, die meinem Auge entwichen und mich letztendlich auch einmal aufschluchzen ließen. Wackelig versuchte ich mich wieder zu erheben, stützte mich dafür an der Kommode, bis ich wieder sicher auf den Beinen stand und mit langsamen Schritten auf das Badezimmer zusteuerte. Ich musste aus diesen Klamotten raus, ich ertrug es nicht, zu wissen, dass da das Blut eines Menschen klebte und auch, dass ich mich verantwortlich für seinen Tod fühlte. Meine Gefühle waren derzeit ein einziges Chaos. Im Badezimmer angekommen war mein Oberteil das Erste, was ich mir über den Kopf zog und eine Weile lang betrachtete ich es nur stumm dabei, wie es auf dem Boden lag und... nichts tat. Worauf wartete ich eigentlich? Ich beugte mich nach vorne und hob es auf, betrachtete den Blutfleck noch einmal, ehe ich es direkt in die Waschmaschine warf, mitsamt all meinen anderen Klamotten, die ich mir in den nächsten Sekunden ausgezogen hatte. Ich betrachtete mich im Spiegel und fühlte mich dreckig, nicht, weil ich mich als hässlich empfand, sondern weil ich dieses Blut, seine Schläge und Berührungen überall auf meiner Haut spürte. Eine Gänsehaut durchfuhr meinen Körper und erneut schüttelte ich meinen Kopf, während ich eine seltsame Mischung aus kalt und warm auf meiner Haut verspürte.

Anschließend wendete ich mich von meinem Spiegelbild ab und nahm den Duschvorhang zur Seite, stellte mich anschließend in die Wanne und ließ das Wasser laufen. Ich ignorierte den Fakt, dass es noch sehr kalt war, ich war vermutlich zu benommen, um das Ganze richtig zu registrieren. Ich wusste nur, dass ich versuchte, jegliches Gefühl und jegliche Erinnerung von mir abzuwaschen und ich wusste auch, dass ich morgen, mit keinerlei Erinnerung an diese Sache, aufwachen wollte.

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It's like I woke up from a nightmare

Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt