⬡ Chapter 49 ⬢

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Taehyung PoV

,,Ich verstehe es nicht...", murmelte ich leise vor mich hin, zerrte dabei erneut kraftlos an den Fesseln und starrte mit leerem Blick auf diese hinunter. Meine Handgelenke waren schon rot, sogar mit Blut besudelt und schmerzten so sehr, dass jedes Mal, wenn ich auch nur ein wenig an ihnen zerrte, sie mir höllisch schmerzten.

Mein Magen knurrte, ich litt unter Hunger, doch war zu stolz, Essen von ihnen anzunehmen. Um ehrlich zu sein, würde ich vermutlich sowieso keinen Bissen herunter bekommen, schließlich wurde mir nur beim Gedanken an die derzeitige Situation wieder kotzübel. Das würde nicht lange in meinem Magen verweilen.

Noch immer fing ich an zu zittern, wenn ich an den wechselhaften Blick Jungkooks dachte, oder an seine vorgetäuschte, sanfte Art mir gegenüber. Nach wie vor konnte ich das einfach nicht wahrhaben und akzeptieren, dass hinter der Fassade eines so tollen Jungen, ein grausamer und skrupelloser Killer stecken soll.

Ich hörte, wie sich wieder etwas an dem Schloss der grauen Tür vor mir tat, ehe ich eine dunkel gekleidete Gestalt, die sich wenige Augenblicke später als Jungkook herausstellte, ausmachen konnte. Ich schaute kurz auf und spürte, wie mein Herzschlag immer rasanter wurde, doch ich unternahm nichts.

Was konnte ich tun? Er näherte sich mir und ich war ihm einfach ausgeliefert, hätte bei einem Kampf nicht einmal die geringste Chance, doch zu einem Kampf würde es sicherlich nicht kommen, denn niemals würden sie unvorsichtig genug sein und mich von meinen Fesseln befreien. Nicht, ohne einen guten Grund und strenger Übeewachung.

Er kniete sich vor mir nieder und begegnete meinem starren Blick, der momentan nach vorne gerichtet war. Die Mühe zum Wegschauen machte ich mir nicht mal, es würde ohnehin darauf hinauslaufen, dass er mein Kinn in seine Finger nahm und mich dann zu Blickkontakten zwingen würde. Lieber kooperierte ich.

,,Wie geht es dir?", fragte Jungkook mich, wie aus heiterem Himmel. Erst biss ich mir auf die Unterlippe, versuchte an ihm vorbei zuschauen, doch mir war klar, dass er sowieso nicht locker lassen würde.
,,Wie soll es mir schon gehen?", nuschelte ich vor mich hin, in der Hoffnung, dass er das nicht vernommen hatte.

Doch das hatte er, denn er legte seine Handfläche an meine Wange und fing leicht an zu lächeln. Ich zuckte zurück, doch selbst dazu fehlte mir die Kraft, weshalb es nicht lange dauerte und ich seine warme Hand wieder auf mir spüren konnte.

,,Beruhige dich, ich tue dir doch nichts", fing er an, doch seine Aussage machte mich nur noch nervöser. Ich fing unwillkürlich an zu zittern, konnte mich nicht einmal kontrollieren, denn das Wissen, dass es die selben Hände waren, die schon unzähligen Menschen das Leben geraubt hatten, machte mir einfach Angst und ließ mich unwohl fühlen.

Nicht zu vergessen, dass dieser Typ mich hier gegen meinen Willen gefangen hielt.
,,Wie sollte ich nicht? Du hast mich entführt!", gab ich bissig von mir und zischte abfällig, ehe ich zur Seite schaute, um seinem eindringlichen Blick ausweichen zu können.
,,Du bist ein Idiot, Taehyung!"

Verwundert schaute ich ihn an, hob fragend meine Augenbraue nach oben und wollte etwas erwidern, doch er kam mir zuvor.
,,Du bist naiv und nicht vorausschauend, denkst nur an das, das genau vor deiner Nase geschieht. Du gibst dich erfahren, doch hast keinen Schimmer von der Welt", warf er mir urplötzlich an den Kopf.

Völlig überrumpelt fehlten mir die Worte in diesem Moment, ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich konnte nicht einmal sagen, ob seine Anschuldigungen nun berechtigt oder nicht waren oder ob sie der Wahrheit entsprachen. Aber ich wusste, dass er sie niemals ohne Hintergedanken ausgesprochen hätte.

,,Du würdest uns beiden das Leben sicherlich erleichtern, wenn du über gewisse Dinge einmal nachdenken würdest. Für dich sieht es aus, als wärst du das Opfer der ganzen Situation, doch sind wir nicht in Wahrheit alle Opfer?", sprach er weiter, sein Blick wirkte leer.

,,Was ist schon gut und böse? Wie willst du dazwischen zu unterscheiden wissen?", fragte er mich und ließ mich damit überlegen.
,,Menschen, die anderen Menschen Dinge rauben, sind böse", antwortete ich nachdenklich.
,,In dieser Welt gewinnen die Personen, die am stärksten sind. Kannst du dich nicht behaupten, gibt es für dich keine Zukunft, aber ist das fair?"

Ich verstand nicht, wieso er mich das alles fragte, doch es musste etwas zu bedeuten haben. ,,Ich... verstehe nicht", murmelte ich leise, woraufhin ein Seufzer seine Lippen verließ.
,,Ich weiß es auch nicht", sagte er dann und fing an zu lächeln.
,,Ich will, dass auch die Schwachen als Menschen angesehen werden"

Wieso? Wieso redete er über so etwas? Er war ein Mörder und redete plötzlich über das Menschen-Dasein, wobei er darauf nicht einmal das Recht hatte. Das würde ich ihm gerne sagen, doch vielleicht sollte ich es nicht noch herausprovozieren. Vielleicht würde es ihm aber die Augen öffnen.

,,Du redest davon, wer als Mensch angesehen werden soll, aber bist der Starke, der die schwächeren Menschen vernichtet. Ja, du bist stark, die Leute fürchten sich vor dir", begann ich leise an zu sprechen, wurde aber zunehmends lauter und zuversichtlicher.
,,Warum widersprechen sich deine Taten und deine Worte so sehr?"

Er schien tatsächlich überrascht zu sein und begann offenbar zu überlegen.
,,Du hast gefragt, wer eine gute oder böse Person ist. Für mich warst du eine gute Person, die für andere zur Stelle war und einen aufrichtigen Charakter hatte. Zu glauben, dass du ein skrupelloser Killer, ein böser Mensch sein sollst, fällt mir ungemein schwer", redete ich weiter.

Ich überlegte, doch bevor ich erneut zum Reden ansetzen konnte, fing er auf einmal an zu lachen. Sein Lachen war undeutbar. War es nun Glück oder Schadenfreude? Warum lachte er in einer Situation wie dieser hier?

,,Es tut mir leid, Taehyung", sprach er, als er sich einigermaßen wieder bekommen hatte.
,,Ich bin froh, dass ich in deinen Augen eine gute Person sein konnte", redete er weiter und legte seine Hand an mein Kinn.
Noch ehe ich etwas sagen konnte, legte er seine Lippen auf die meine und ließ mich für einen kleinen Moment vergessen, in welcher Situation ich mich befand.

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Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt