⬡ Chapter 55 ⬢

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Jungkook PoV

Schluchzend lag Taehyung vor mir auf dem Boden, seine Zähne hatte er hart zusammengebissen und seine Atmung ging schnell, während ich Verbände um die unteren Teile seiner Beine wickelte.
,,J-Jungkook", kam es von ihm, doch ich schüttelte nur meinen Kopf und erhob mich von meinem Platz.

Ich musterte seine Gestalt von oben, bekümmernd lag er auf dem eiskalten Boden vor mir und regte sich kein Stück. Ich fragte mich, was im im Moment fühlte, wie es ihm in dieser Situation ging, doch sein Hass sollte von Sekunde zu Sekunde steigen. Er würde es verstehen, das alles war nur für einen Moment vorhergesehen.

Noch einmal blickte ich zu ihm, machte dann kehrt und ließ ihn wieder in diesem emotionslosen Raum alleine. Hier drinnen würde man verrückt werden und ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde, bis er die Fähigkeit des klaren Denkens verlieren würde.

Wann würde er zu einem emotionalen Wrack werden und die Kontrolle über sich selbst verlieren?
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und blickte nach vorne, legte meine Hand anschließend an die Türklinke und drückte diese dann nach unten. Bevor ich das Zimmer verließ, flüsterte ich noch ein leises 'Es tut mir leid', allerdings bezweifelte ich, dass er dies vernommen hatte.

Ich ließ ihn wieder zurück, eine Welle der Trägheit überkam mich, aber ich konnte nichts tun, als den Handlanger meines Vaters spielen, bis ich den entscheidenten Schritt gehen konnte.
Bis dahin war ich getarnt unter einer Maske, gefürchtet unter den hier lebenden Menschen.

Ich betrat das Wohnzimmer und blickte mit eiskalter Miene zu meinem Vater, welcher konzentriert auf seinen Laptop starrte und seine Finger geschmeidig über die Tastatur gleiten ließ. Ich räusperte mich, damit er meine Anwesenheit bemerken würde und nur kurz nach dem leisen Geräusch, blickte er zu mir und hob eine Augenbraue an.

,,Hast du getan, was ich dir befohlen habe?", verlangte er von mir zu wissen, die Bosheit war aus seiner Stimme herauszuhören, doch noch mehr wusste ich, wie sehr er es liebte, andere Menschen leiden zusehen. Ich nickte mit dem Kopf, er legte seinen Laptop beiseite und erhob sich aus seiner Position.

Langsam kam er auf mich zu, vorsichtig beobachtete ich ihn dabei, allerdings schien er keine Absichten zu haben, weshalb ich auch keinen Schritt zurück wich. Bei mir angekommen legte er überraschenderweise seine Hand auf meine Schulter und ein Lächeln begann seine Lippen zu zieren.
,,Ich bin stolz auf dich", sprach er.

Ich fühlte etwas seltsames in meinem Inneren, niemals hatte er mir so etwas in der Art gesagt, wieso also ausgerechnet jetzt? Wieso war er stolz auf mich?
Verwirrt musterte ich ihn, doch je länger ich sein Lächeln vor Augen hatte, desto unechter wirkte es in meinen Augen.

,,Bist du nicht froh? Wolltest du nicht immer das Ansehen deines Vaters?", fragte er mich dann, das Lächeln verschwand nicht von seinen Lippen, doch ein ungeduldiger Beifall folgte seiner Aussage und ließ mich wissen, dass keinerlei guten Absichten hinter seiner Aktion stecken konnten.
Ich atmete einmal tief durch, was sollte ich antworten?

,,Er ist der Mörder deiner Mutter!"

Als diese Aussage wieder in meinen Kopf schoss, riss ich meine Augen vor Schock auf und sah meinen Vater plötzlich in ganz anderem Licht. Meine Hand ballte sich zu einer Faust und ich zwang mich zu einem Lächeln, aber es war ebenso unecht.

,,Natürlich bin ich froh. Bist du stolz auf mich?", wollte ich von ihm wissen, denn mit ziemlicher Sicherheit waren das die Worte, die er von mir hören wollte. Ich musste mich normal verhalten, er durfte nichts von meiner inneren Abneigung mir gegenüber merken.

Ich hasste ihn, ich verabscheute diesen Mann so sehr, so einen Vater zu haben war schlimmer als alles andere. Nicht nur ich war den Fängen eines grausamen Menschen ausgesetzt, nein, nun musste auch Taehyung darunter leiden. Wie ein Engel in all seiner Anmut, der sich auf einen Tanz mit dem Teufel eingelassen hatte und nun nicht mehr in der Lage war zu fliegen.

,,Du machst mich stolz, Jungkook", kam es wieder von ihm, jeder andere Sohn würde sich über eine solche Aussage seines Vaters freuen, doch in solch einer Situation kam einen da nur wieder das Essen vom Vortag hoch. Ich fühlte mich einfach angewidert, von diesen Berührungen, von diesen Worten, alleine, dass wir uns den selben Raum teilten.

Ich versuchte mir ein erneutes Lächeon aufzuzwingen, doch das war eine Qual, bis er endlich verschwunden war. Er entfernte sich von mir und ich blieb unwissend, was ich nun tun sollte, im Raum stehen und wartete auf seine nächste Aktion.

,,Jungkook!", kam es auf eimmal wieder von ihm, überrascht zuckte ich auf und erwiderte seinen abwartenden Blick. Ich zog fragend meine Augenbraue nach oben und wartete, bis er mich in sein Anliegen einweihen würde.
,,Ich habe ein wichtiges Treffen vor mir, du wirst also alleine hier bleiben, bis ich wieder da bin", kam es von ihm.

Ich war überrascht, mein Herz begann schnell zu schlagen, denn das war eine sehr seltene Chance, die ich ausnutzen musste. Ich durfte mich nicht auffällig verhalten, ich durfte nicht auffliegen. Dennoch fragte ich ihn, wann er denn wieder zurück sei.

Er begann zu grinsen, aus einem mir unerklärlichen Grund und sagte dann, dass er morgen schon wieder hier sei. Aber das sollte eigentlich genug Zeit sein, um mich hier um die Sachen zu kümmern, die ich vorhatte zu tun. Das war eine Gelegenheit, die ich nie wieder bekommen würde.

,,Halt ein Auge auf diesen Rotzbengel, stell nichts an, sonst wird das hässlich für euch beide enden", warnte er mich dann und trat an mir vorbei. Ich ging einen Schritt zur Seite und folgte ihm dann den Gang entlang, in Richtung Ausgangstür. Er zog sich seinen Mantel an und schlüpfte in seine Schuhe, ehe er mich noch einmal inspizierte und dann die Tür öffnete.

,,Bis dann", sagte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss und mich mit Taehyung alleine in diesem Haus zurückließ. Ich wartete darauf, dass er mit dem Auto davonfahren würde und spürte augenblicklich mein Herz rasen.

Schnell folgte ich dem Gang, vorbei an dem Raum, in welchem Taehyung sich aufhielt. Immer weiter, bis ich endlich vor dem Zimmer ankam, das ich nie betreten durfte. Es war klar, wieso ich das nicht durfte, dort waren sicherlich Dinge, die ich nicht sehen sollte. Langsam legte ich meine Hand an die Türklinke, doch ein Zittern überkam meinen gesamten Körper.

Ich hatte nur eine Chance, warum zögerte ich?

_____

Was denkt ihr, ist in diesem Raum?

Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt