⬡ Chapter 52 ⬢

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Jungkook PoV

Zögerlich lehnte ich mich an den Türrahmen und hielt den Blick gesenkt. Vor mir mein Paar Schuhe, welches ich im nächsten Moment anzog, ehe ich mir noch meine schwarze Jacke schnappte und lässig in sie hineinschlüpfte. Zurzeit war niemand im Haus, außer Taehyung, welcher vermutlich auch schon wach war.

Meine Gedanken hingen zwar bei ihm, doch ich konnte mir keine Zeitverzögerung antun und ich musste an etwas anderes denken, wenn ich wollte, dass diese Mission erfolgreich wird. Taehyung hatte ja keine Ahnung, warum das alles gerade passierte und weshalb gerade er das Entführungsopfer war. Doch ich wusste es.

Ich wollte ihn nie verletzen oder ihm weh tun, vieles geschah ohne sein Wissen darüber und verstehen würde er das sicherlich noch nicht. Deshalb war es nun umso wichtiger, dass ich einen kühlen Kopf behalten würde, auch wenn mir seine Worte von verganenem Tag noch immer im Kopf hallten.

Ich legte meine Hand an die Türklinge und drückte diese nach unten, direkt kam mir frische Luft entgegen und plötzlich überkam mich ein schwaches Gefühl der Freiheit. Als könnte ich all meinen Sorgen und Problemen entfliehen, als könnte ich sie genau in diesem Moment einfach hinter mir lassen und verschwinden.

Doch erneut war Taehyung die Person, die mich davon abhielt und dafür sorgte, dass ich hier bleiben und mich stellen würde.
Ich setzte den Fuß nach vorne und schloss die Tür möglichst leise hinter mir, ehe ich mir den Weg noch einmal ins Gedächtnis rief. Mit diesen Erinnerungen kamen auch vergangene Aktionen in mir hoch.

Mir wurde schlecht, wann auch immer ich an gewisse Dinge dachte, doch genau deshalb war es nun wichtig, einen entscheidenten und wichtigen Schritt zu gehen. Ich folgte dem Weg nach vorne und bog dann ab, ich hoffte in diesem Moment einfach, dass mein Vater nicht wieder kommen würde.

Der Kerl war unberechenbar und je nach Laune würde seine Reaktion ausfallen, aber sicherlich würde er sich wieder etwas schauderliches ausdenken, um mich in meine Schranken zu weisen. Ich wollte mir das nicht gefallen lassen, doch unternehmen konnte ich in meiner jetzigen Situation nichts. Ich war noch zu uninformiert.

Ich rief mir den Namen der Adresse noch einmal ins Gedächtnis, ich konnte immerhin von Glück sprechen, dass dieses relativ gut ausgeprägt war und ich mich hier auch recht gut auskannte. Somit sollte es kaum ein Problem darstellen, zu besagtem Ort zu kommen.

Ein Blick in den Himmel verriet mir, dass es sogar angefangen hatte zu schneien und ich konnte mir nicht helfen, aber musste seufzen. Diese gefrorenen Tränen Gottes auf menschlichem Grund verursachten doch jedesmal einen so prachtvollen Anblick, kommend mit einem Hauch Negativität, die gerne die Psyche anderer Menschen angriff. Kurz gesagt, sie löste schlechte Laune aus.

Die Jahreszeit war situationsbezogen perfekt, doch genau deshalb sollte man seinen Kopf nicht hängen lassen und nach vorne schauen. So wie ich es unzählige Male schon tun musste, so wie es Taehyung in diesem Moment tun musste, weil er offenbar in unendlicher Unwissenheit und vielleicht auch unbändiger Angst lebte.

Vielleicht fürchtete er um sein Leben, doch was das Schlimmste war, war dass es ausgerechnet von mir aus kam. Ich war immerhin die Person, die eine derartig tiefe, emotionale Bindung zu ihm aufgebaut hatte und das gesamte Vertrauen wohl innerhalb eines kurzen Momentes zerstört hatte. Doch es musste sein, ich hatte keine Wahl.

Es war ein Fehler, Taehyung war ein einziger Fehler, oder wie mein Vater ihn nennen würde: Ein Dorn im Auge.
Es hatte mich verrückt gemacht, so eine pure Seele wollte ich niemals verletzen, er war eigen und zielbewusst, doch war immer noch ein naiver Junge. Es war faszinierend, denn er war menschlich.

Ich spürte eine leichte Träne in meinem Auge perlen, doch so kalt wie es war, musste ich mir darum keinerlei Gedanken machen. Was meine Gedanken im nächsten Moment befiel, war die Tatsache, dass ich an meinem Zielort angekommen war und direkt erhöhte sich mein Herzschlag.

Sein Haus war riesig, ich hatte keine Ahnung, dass der Kerl so luxuriös leben würde und als ich ihm damals in der Gasse begegnet war, hätte ich mit allem anderen, aber nicht damit gerechnet. Mein Traum war mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen, mit ziemlicher Sicherheit konnte ich sagen, dass es mehr als nur das war.

Deshalb war ich hier, um seine sogenannte Wahrheit zu erfahren und dann mein Urteil fällen zu können.
Zögerlich näherte ich mich der Eingangstür und hielt einen Moment die Luft an, atmete lautstark aus und fasste mir ein Herz.
Doch gerade als ich die Klingel betätigen wollte, sah ich, dass die Türe einen Spalt breit offen war.

Schmunzelnd legte ich meine Hand an den Griff und öffnete die Tür nur so weit, dass ich hindurch passen würde. Ich war auf jeden Fall vorsichtig und alamiert, denn wenn die Türe einfach offen stand, konnten hier allerlei Gefahren lauern.

Doch plötzlich hörte ich Stimmen, die ich zunächst nicht zuordnen konnte. Vorsichtig tapste ich ins Wohnzimmer und erkannte dort die Gestalt mehrerer Plolizisten, die sich gerade ernsthaft über etwas unterhielten.
Direkt gefror mein Blut in den Adern, denn eine üble Vorahnung machte sich breit und ich fürchtete, dass diese sich noch bewahrheiten würde.

,,... er wurde ganz offenbar hier ermordet", hörte ich heraus und riss überrascht meine Augen auf.
,,Hatte Herr Byun denn irgendwelche Feinde?", fragte ein anderer in die Runde und auch, wenn keiner der Anwesenden diese Frage beantworten könnte, so hatte ich eine Idee.

Ich ging langsam ein paar Schritte zurück, offenbar würde ich hier wohl doch keine Antworten erhalten. Ich wollte dieses Haus wieder verlassen, doch kurz bevor ich die Türe vor mir wieder öffnete, bemerkte ich ein Potrait auf der Kommode. Skeptisch musterte ich dieses und erkannte ihn darauf, mit zwei anderen Menschen und einem Baby.

Schmunzelnd nahm ich dieses Bild in beide Hände, ich wusste nicht warum, aber irgendwas hatte dieses Bild sich.
Je länger ich es anstarrte, desto schneller schlug mein Herz und mein Kopf begann plötzlich zu schmerzen.
,,Verdammt!", fluchte ich leise vor mich hin und verschwand wieder so schnell es mir möglich war, bevor mich noch jemand bemerken würde.

Flimmernd sah ich vereinzelte Szenen, doch keine von ihnen konnte ich wirklich zuordnen und es fiel mir schwer, nicht wieder vom Weg abzukommen.
Was hatte das alles nur zu bedeuten?
Lange hielen diese Sequenzen nicht an, bis es mir wieder vollkommen normal ging, doch da war definitiv etwas, das mich skeptisch machte.

Worüber ich mir den gesamten nach-Hause-Weg auch den Kopf zerbrach.
,,Was war das nur", flüsterte ich noch ein letztes Mal vor mich hin, bevor ich das Potrait in der Tasche meiner Jacke verschwinden ließ. Zum Glück war es nicht zu groß dafür.

Ich zückte meinen Schlüssel und öffnete die Türe leise, in der Hoffnung, dass niemand meine Abwesenheit bemerkt hatte.
Doch meine Hoffnungen wurden im nächsten Moment zerschlagen, mein Herz machte einen Satz und mit geöffnetem Mund erkannte ich die Gestalt meines Vaters, welcher mit verschränkten Armen vor mir stand.

,,Wie war denn dein kleiner Ausflug, Jungkook?"

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Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt