⬡ Chapter 69 ⬢

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Taehyung PoV

Seit diesem abenteuerlichen, aber auch grauenhaften Ereignis meiner Entführung, waren nun schon wieder ein paar Tage vergangen. Die verganenen Tage waren nicht besonders einfach, oftmals mussten wir mit der Polizei sprechen, doch heute war der letzte Termin mit ihnen gewesen. Sprich, wir waren nun frei von ihnen.

Jungkook hatte ich in der Zwischenzeit bei mir aufgenommen, er lebte quasi bei mir und wir beide verbrachten jede freie Minute, die uns beiden noch übrig blieb. Denn sein Entschluss war gefallen, er würde die Stadt verlassen und über all das Vergangene nachdenken, dieses auch in aller Ruhe verarbeiten.

Ich wusste nicht, was in seinem Kopf alles vorging, doch ich konnte mir vorstellen, wie schwer es für ihn sein musste. Manchmal wachte er nachts schreckhaft auf, manchmal begann er zu schreien und es war nicht einfach für mich, ihn in solchen Situationen wieder zu bruhigen, denn er verlor in diesen total die Fassung.

Er hatte noch immer Narben von früher, nicht nur die äußeren auf seinem Körper, auch seine Psyche hatte unter alldem sehr leiden müssen, selbst wenn er das niemals zugeben würde und er das vor mir nicht zeigen wollte, weil er der festen Überzeugung war, für mich stark sein zumüssen.

Doch das war Unsinn, ich wollte keine starke Person, ohne jegliche Schwächen an meiner Seite. Ich wollte einfach nur ihn, so wie er war. Wenn er etwas ändern wollte, dann sollte er das nicht wegen mir tun. Aber trotzdem, er hatte gesagt, dass es so nicht weitergehen konnte und er Hilfe benötigt.

Da er aber diese nicht in dieser Umgebung bekommen konnte, wollte er von hier verschwinden, alleine.

Derzeit packten wir ein paar Sachen für ihn zusammen, in einen meiner Koffer. Als wir vor ein paar Tagen sein altes Zuhause betreten hatten, kamen üble Erinnerungen in mir hoch, doch Jungkook traf es noch schlimmer.

Er hatte es sich nicht anmerken lassen, doch man hatte gemerkt, dass er dringend von dort verschwinden wollte. Wir schnappten uns lediglich ein paar Sachen von ihm, einfache Dinge, die er im Alltag benötigen würde und vor allem das Bild seiner Eltern mit diesem Mr. Byun war ihm sehr wichtig zu haben.

,,Du bist dir also wirklich sicher?", fragte ich ihn, als er gerade den Reißverschluss seines Koffers zumachte und diesen anschließend auf dem Boden abstellte. Er erwiderte meinen Blick und begann dann zu nicken, ich war natürlich traurig, doch wollte ihn nicht auf seinem Weg aufhalten.

,,Denkst du, dir geht es danach wieder besser?", hakte ich weiter nach und setzte mich seufzend auf das Bett, während er sich an den Türrahmen lehnte. Er zuckte allerdings bloß unwissend mit den Schultern, ,,Wer weiß das schon? Das werde ich im Laufe der Zeit merken", war seine simple Antwort.

Ich biss mir einen Moment auf die Unterlippe, warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte dann, dass wir nur noch eine Stunde Zeit hatten, bis sein Zug von hier abfahren würde. Ich erhob mich wieder von meinem Platz und wies ihn auf die Uhrzeit hin, weshalb er mir mit seinem Gepäck folgte.

Ich schlüpfte in meine Sneakers und zog mir eine dünne Jacke drüber, nachdem das getan hatte öffnete ich die Türe und ging mit ihm nach draußen, wo das Taxi zu meiner Überraschung schon auf uns zu warten schien, weshalb ich anfing Jungkook zu hetzen.

,,Entschuldigen Sie! Ich hoffe, Sie warten noch nicht allzu lange", entschuldigte ich mich bei dem Fahrer und verbeugte mich, allerdings winkte dieser nur lachend auf und deutete uns, mit seiner Handgeste, einzusteigen. Wir taten das, wozu er uns aufforderte und stiegen beide hinten in das Taxi ein, gaben ihm dann noch einmal das Ziel an.

Die Fahrt hinten verlief relativ ruhig, lediglich das Taxi war in einer angenehmen Lautstärke zu hören und sorgte damit für eine harmonische Stimmung, anstatt für eine peinliche Atmossphäre. Auch wenn ich in Gedanken nicht in der Gegenwart war, mein Blick starr nach draußen gerichtet war und ich die Wolken beobachtete.

Ich musste daran denken, wie ich von nun an weitermachen würde, wenn Jungkook nicht mehr bei mir sein würde. Ob ich so weitermachen würde, wie es vor der Sache mit dem maskierten Killer war, oder ob ich nun einen anderen Weg einschlagen würde. Ich wusste es nicht.

Auf einmal spürte ich eine Hand sanft auf meinem Oberschenkel, weshalb ich irritiert nach links schaute und dort in das besorgte Gesicht von Jungkook starrte.
,,Ist alles in Ordnung?", fragte er mich leise, doch ich nickte bloß mit dem Kopf, denn nichts war in Ordnung. Ich vermisste ihn jetzt schon.

Er schaute mich noch einen Moment lang an, doch ich begann zu lächeln, um ihm damit irgendwie seine Sorgen zu nehmen, denn das Letzte, das ich nun wollte war, dass er sich nur noch einen Kopf um mich macht und im Endeffekt seine Entscheidung bereuen würde. Er sollte seinen Weg unabhängig von anderen gehen.

Tief in Gedanken versunken bemerkte ich nicht einmal, dass wir schon am Bahnhof angekommen waren und nicht mehr viel Zeit war, bis sein Zug von hier abfahren würde.
Angekommen stiegen wir aus, während ich seinen Koffer aus dem Kofferraum holte, bezahlte er den Taxifahrer und bedankte sich bei diesem.

Es dauerte nicht lange, bis er wieder wegfuhr und wir beide nun alleine am Bahnhof standen, die anderen Leute blendete ich sogut es mir möglich war aus, denn die letzten Momente wollte ich mit ihm genießen, ohne irgendwelche Störenfriede in meinem Kopf zuhaben.

Er lächelte mir aufmunternd zu und gemeinsam gingen wir zu dem Gleis, auf welchem sein Zug kommen würde und begannen dort zu warten.
,,Nun ist es also fast schon so weit", murmelte ich leise vor mich hin und konnte sein Kopfnicken im Augenwinkel beobachten.
,,Das hier wird kein Abschied auf ewig, ich werde wiederkommen", versprach er mir dann.

Auf einmal spürte ich die ersten Tränen an meinem Auge perlten, ich umarmte Jungkook fest, drückte mich an diesen und genoss einfach seine Nähe, solange ich noch konnte.
Er spielte mit meinen Haaren, etwas, das er sehr gerne tat und das mich immer ungemein beruhigte.

,,Ich vermisse dich jetzt schon", murmelte ich dann und seufzte einmal tieftraurig.
,,Ich dich auch, aber glaube mir, so würde das zu nichts führen. Danach können wir einen Neustart beginnen und alles hinter uns lassen. Alles was ich brauche, ist ein wenig Zeit für mich, um mit allem klar zuwerden", erklärte er sich noch einmal.

,,Ich weiß...", antwortete ich leise.
,,Es tut mir leid, dass ich so egoistisch bin", entschuldigte ich mich, weil ich immer noch nicht wirklich wollte, dass er mich verließ.
Doch ich konnte sehen, wie er seinen Kopf schüttelte, ,,Nein, Taehyung. Du bist nicht egoistisch, du trauerst nur um eine dir wichtige Person."

Ich löste mich wieder von ihm, konnte aus der Ferne bereits den Zug sehen und spürte auf einmal, wie mein Herz einen Sprung machte. Er und ich schauten uns einen Moment in die Augen und ohne dass einer von uns etwas sagen musste, verbanden sich unsere Lippen zu einem innigen Kuss.

Ich konnte seine Gefühle bei jedem Kuss spüren, aber konnte ihm auch übermitteln. Dennoch wollte ich ihm mit diesem hier zeigen, wie wichtig er mir war und wir sehr ich seine Rückkehr erwarten würde.
,,Also dann, Taehyung", sagte er und löste sich wieder von mir.

,,Es wird Zeit", kam es von ihm, ich nickte mit dem Kopf.
,,Ich liebe dich", hauchte ich sanft an seine Lippen und begann zu lächeln.
,,Ich dich auch", antwortete er mit einem herzerwärmenden Lächeln auf den Lippen.

,,Auf Wiedersehen, Taehyung!"
,,Ich werde auf dich warten!"

Mit diesen Worten stieg er in den Zug.
Ich wartete noch, bis er abfuhr und winkte ihm solange hinterher, bis er aus meiner Sichtweite verschwunden war.
Jungkook würde wiederkommen und dann konnten wir neu anfangen, ich werde auf ihn warten!

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Killer Bunny メ VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt