6. Kapitel

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P. o. V. Marius:

Als meine neue Sekretärin gegangen war, ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken. Genüsslich seufzte ich. Gedankenverloren griff ich nach einem Kugelschreiber und klickte ein paar Mal darauf herum, ehe ich ihn wieder fallen und meinen Blick durch das Zimmer, in dem sie sich noch vor kurzem aufgehalten hatte, schweifen.

Die Kleine war verdammt intelligent, das gestand ich mir ein und musste es reinen Herzens zugeben. Außerdem war sie Besonders... irgendwie anders. Sie hatte nämlich anders auf mich reagiert, ganz anders als alle anderen Frauen, mit denen ich bis jetzt zu tun gehabt hatte. Die hätten sich nach den ersten zehn Wörtern meinerseits die Kleidung vom Leib gerissen und darum gebettelt, mit mir ins Bett zu dürfen. Zwar mag dieser Gedanke ziemlich narzisstisch klingen und gewiss habe ich eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Dennoch kann ich es nicht abstreiten, dass diese Ebene meist sofort von den Damen eingeschlagen wurde, was mir weder immer angenehm noch zielführend in zum Beispiel geschäftlichen Gesprächen war.

Gewiss hatte ich auch eine bestimmte Wirkung auf sie, aber scheinbar bei weitem nicht so stark, und sie zeigte es auch in anderer Art und Weise. Sie wurde schüchtern, wenn ich ihr eins meiner Schlafzimmergrinsen schenkte. Nicht etwas aufsässig und unanständig.
Auch schien sie sich noch nicht entschieden zu haben, ob sie mich jetzt leiden konnte oder nicht. Auf der einen Seite fand sie mich offensichtlich attraktiv, das war amtlich, aber auf der anderen auch unsicher mit meiner Art zu sein. Wahrscheinlich fand sie mich etwas arrogant, schnöselig trifft es vielleicht besser. Damit hatte sie nicht einmals Unrecht.

Und trotzdem war ihre Bewunderung mir gegenüber nicht zu übersehen. Und die Kombination aus leichter Verachtung, Respekt- vielleicht sogar etwas Angst, Bewunderung und sexueller Anziehung war wirklich angenehm für mich und stellte ein solides Fundament für unsere weitere Zusammenarbeit dar.

Sie war so niedlich, so unberührt und noch so schön jung... Ich kam selten in Kontakt mit jüngeren Personen, in derer Gegenwart ich mich nicht wie ihr Babysitter fühlte oder das Bedürfnis hatte, sie zu ihren Eltern zurückzubringen. 'Auf einer Wellenlänge sein' war vielleicht der falsche Ausdruck, dennoch war eine ordentliche Konversation auf einem gehobenen intellektuellen Niveau mit ihr gut möglich und sie besaß einfach etwas von der Reife, die man durch harte Lebenserfahrungen hatte. Diese Kombination aus antithetischer reifer Naivität machte sie perfekt.

Einfach perfekt, um meins zu werden.

Ein durch und durch zufriedener Gesichtsausdruck machte sich auf meinem Gesicht breit, ich nahm einen kräftigen Schluck Mineralwasser aus einem Kristallglas, das auf meinem Sekretär stand.

Ich bekam eigentlich immer alles, was ich wollte und sie würde ich auch zu meinem machen, das war sicher. Dazu musste ich eine gewisse Illusion aufrecht erhalten, mir durfte kein Fehler unterlaufen, dass sie mich aus irgendeinem Grund nicht mehr so respektierte, fürchtete, anbetete.

Ich drehte das Glas gedankenverloren mit meinen Fingerspitzen der rechten Hand und ließ meine Gedanken schweifen. Doch genau so schnell, wie ich angefangen hatte, hörte ich auch wieder auf. Ich würde es so oder so schaffen, und da war Kopfzerbrechen über das süße Ding wirklich unnötig- denn im Endeffekt war sie trotz Intellekt etwas naiv, wahrscheinlich doch einfach durch ihr Alter und ihre mangelnde Erfahrung geschuldet. So konnte ich sie mir locker leicht unter den Nagel reißen.

Ein wenig später betrat ich mein Haus und kurz darauf landete mein Jackett schon mehr oder minder ordentlich über einer Stuhllehne, die obersten Hemdknöpfe wurden geöffnet, die Krawatte gelockert und die Anzughose gegen eine Jeans getauscht. Ich hatte schon den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet, ab jetzt nur noch mit dieser Art von Beinbekleidung auf die Arbeit zu gehen. Ich hatte die Nase manchmal gestrichen voll von diesen Hosen und genug Geld, um mir ordentliche und edle Jeanshosen zu kaufen. Denn den Stil durfte ich nur, weil ich etwas Stilvolles wegließ, nicht einbüßen. Ich hoffte, so auch bei manchen Geschäftspartnern besser anzukommen; Thaddeus hatte mir schon von seinen guten Erfahrungen erzählt, denn er und Ardian hatten schon länger diese altmodischen Dinger gegen Jeans ausgetauscht.Dennoch war ich mir noch nicht ganz sicher. Eigentlich war das ein ziemlicher Stilbruch und es würde sicher nicht auf jeden Partner in gewünschtem Sinne wirken. Ich würde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, denn in meinem Alter konnte ich mir das eigentlich leisten, eher auf einen casual fit zu setzen.

Zufrieden schloss ich meinen Armanigürtel, der den Bund der Hose am rechten Fleck hielt und begab mich in mein Arbeitszimmer, wo die Akte meines neuen Assistant Directors Bella Swan lag und sofort sah ich die Niedlichkeit in Person vor mir. Ich hatte mir zwar vorgenommen, nicht zu viele Gedanken an die junge Frau zu verschwenden, aber das schloss eine kleine Recherche über sie nicht aus.

Ich fuhr meinen privaten Laptop, auf dem nichts zur meinem Job zu finden war, hoch und startet die Suchmaschine meiner Wahl. Zuerst gab ich standartmäßig einfach ihren Namen ein und wählte die Images, und siehe da: Es gab einge Bilder von ihr.

Auf einer Mehrheit der Bilder hielt sie eine Urkunde in der Hand oder trug eine Medaille, wenn nicht sogar beides. Über fast jedes Bild konnte man zu einem Bericht über sie, oder besser gesagt: über ihre Erfolge, gelangen. Als ich ihr teilweise sehr junges Ich erblickte, schmunzelte ich. Karriereorrientiert eben.

Doch auch ein paar Bilder führten zu einer Instagramseite, die ich sofort besuchte, doch sie war sehr seriös und ordentlich gestaltet. Zum ersten Mal setzte ich jetzt einen meiner Kniffe an: Ich versuchte, ihre möglichen anderen Konten auf der Plattform zu finden, und ich wurde sogar fündig.

Doch wieder nicht das, was ich wollte. Es war eine Seite für sie und eine oder mehrere Freundinnen, die privat war und der man eine Anfrage schicken musste.
Eher gelangweilt und enttäuscht über die lauwarmen Ergebnisse scrollte ich durch ihre Abonnements, wollte grade schon zurück klicken, als mir etwas ins Auge sprang. Doch ich hatte mich nur verlesen.  Das einzige Positive war: sie schien nicht in einer Beziehung gebunden zu sein, zumindest war etwas Derartiges nicht ersichtlich gewesen.

Ich schloss die Tabs, klappte den Laptop zu, das Applezeichen erlosch. Dann ging ich duschen.


Heyy ihr da draußen, die ihr da vielleicht dieses Buch lest!
Ich kann mir denken, dass viele in der Beschreibung gelesen haben "Erwachseneninhalt" und sich schon in den ersten paar Kapiteln Sex erhofft haben. Leider muss ich euch da enttäuschen, da ich Geschichten und Personen langsam aufgebaut habe und wirklich ordenlich schreiben wollte/will (jetzt auch bei meiner Korrektur). Für die Ungeduldigen: alle nsfw Kapitel sind mit Sternchen markiert. Handlung ist dann etwas ausm Kontext, aber das sei euch überlassen.
Also würde es mich freuen, wenn ihr dranbleibt. Die älteren Kapitel sind zwar korrekturbedürftig und falls es Mini-Logikfehler gibt, ignoriert sie einfach (ich fix das noch)
Über Kommentare, Votes, Empfehlungen oder wenn ihr mich auch gerne persönlich anschreibt- würde ich mich sehr, sehr freuen! ^^


Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt