P. o. V. Bella
Ich wachte auf, nackt, in eine warme, blütenweiße Decke gewickelt; fand meine Haare in einer flauschigen und etwas sexy wirkenden Unordnung und neben mir ein friedlich schlummernder Marius. Ich betrachtete mir seine feinen Züge, die Locke, die ihm in die Stirn fiel. Schlafend wirkte er so friedlich, so unschuldig; er ähnelte dem selbstbewussten, brutalen, herrischen und Angst einflößenden Kerl, der er zu Wachzeiten war, in keiner Weise. Er war einfach ein junger Mann in seinen besten Jahren, 26, um genau zu sein, auf dessen breiten, starken Schultern eine enorme Verantwortung lastete. Manchmal sorgte ich mich um seine mentale Gesundheit, grübelte darüber, ob sein Job vielleicht etwas mit seinen sexuellen Ausschweifungen zu tun haben konnte. Aber den Gedanken verwarf ich meist schnell, denn alles in allem ergab das wenig Sinn oder warf, genauer gesagt, nur neue Fragen auf, die auch mich betrafen. Denn woher käme dann bei mir die so scheinbar latent ausgeprägte Neigung? Hatte ich etwa einen Vaterkomplex, weil ich ihn 'Daddy' nannte? Ich schloss kurz meine Augen, um die Gedanken zu vertreiben.
Mächtige Schmerzen machten sich im Rücken, auf meinem Hintern, in meinem Unterleib, in meinem Gesicht, auf meinen Brüsten, meinem Bauch und auch meinen Handgelenken bemerkbar. Fast mein ganzer Körper schien geschunden, schien Blessuren von dem Abend, nein der ganzen Nacht davongetragen zu haben. Leise seufzte ich. Nicht, dass mir das Rollenspiel nicht gefallen hatte- im Gegenteil. Ich verstand das gesamte Konzept BDSM oder wie immer man das, was Marius da trieb (und treiben wollte), nannte. Natürlich ging es auch um ein wirkliches, existentes Machtgefälle, aber es machte einfach viel mehr Spaß, wenn beide Parteien es übertrieben und sich noch viel mehr in ihre Rolle hineinfanden.
Nur wusste ich nicht ganz damit umzugehen. Ich konnte nur von meiner Seite sprechen, dass ich das Wehrhafte und Gequälte nur gespielt hatte, jetzt wieder zurück war in meinem Körper, mit meiner Seele. Ob es ihm auch so ging?
Wenn nicht, ging er immer mit mir so um wie gestern? Wir hatten einen neuen Hochpunkt in unserer Bettgeschichte erreicht, so intensiv (um es harmlos auszudrücken) wie gestern hatten wir es noch nie gehalten.Wie sollte ich überhaupt mit ihm umgehen jetzt, wo er solch verletzliche Seiten an mir kannte und wir (besser gesagt er) ins nächste Level vorgestoßen waren? Wie konnte ich mit ihm umgehen nach seiner Abwesenheit, nach der Sache mit David und würde Herr Tjarks mich weiter erpressen?
Überfordert von all den Fragen drehte ich mich von dem Blonden weg, um klare Gedanken zu bekommen. Ich versuchte alles zu ordnen.
Marius war mein Boss, gleichzeitig meine Affäre, eine Art Fickbeziehung, von der ich mehr wollte als er. Ich aber hatte mich entschieden, mich ihm zu fügen, um ihm nahe sein zu können und er gab mir sexuelle Befriedigung, die sehr zufriedenstellend sein müsste- wenn er nicht andauernd Grenzen maßlos überschreiten würde. Mich wirklich benutzte und nicht nur so, dass es okay für mich war. In seiner Abwesenheit war das Einzige wichtige an mir mein Körper gewesen, mal wieder, und obwohl es mir ein Kribbeln zwischen den Beinen beschert hatte, war ich nicht zufrieden mit der Art, wie er sich alles nahm, ohne zurückzugeben oder nur im Entferntesten an mich dachte.
Denn er setzte mir zu. Ich war so an ihn gebunden, dass ich ihm niemals widersprechen konnte, aus Angst, er würde mich nicht mehr wollen.
Deswegen David, den ich mochte, der sehr nett war, auf einer Augenhöhe, aber scheinbar auch absolut auf mehr aus als die platonische Beziehung, die wir vor wenigen Tagen erst zerstört hatten.
In dem Moment und auch am nächsten Tag hatte mir das nicht leidgetan, im Gegenteil: Er war eine wertschätzende Abwechslung zu dem groben Blonden gewesen, der zwar beim Anblick meines Körpers die Fassung verlor (was an sich Kompliment genug war), der es hingegen für selbstverständlich nahm und der nicht danach mit mir auf seinem Balkon die obligatorische Kippe danach rauchte. Er interessierte sich gar nicht für mich, für meine Person, meine Meinung zur Politik, zur Welt, meinen Musik- und Filmgeschmack, meine liebsten Erinnerungen. Als Menschen kannte er mich nicht- und schien mich doch zu kennen, so wie er so souverän mit mir umging. Und ich wusste auch ganz genau, wer er war und gleichzeitig war er ein Fremder, wenn ich ihn mir betrachtete in seinem makellosen Anzug.
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Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️
Fanfiction"Wenn es bei dir irgendwann nicht mehr so läuft, geh einfach ins Pornobuisness, dreh' einen Dreiteiler und nenn' ihn "Fifty Shades of Ley"!" "Woher willst du wissen, ob ich ein guter Darsteller wäre?" Spöttisch grinste er. Röte schoss mir ins Gesich...