93. Kapitel

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P. o. V. Bella

Marius hatte meine Lüge wirklich nicht bemerkt. Er war komplett ahnungslos. Ich freute mich auf der einen Seite über meine gelungene Aktion, war auf der anderen Seite enttäuscht, dass er sich nicht so sehr für mich interessierte, dass er es herausfand. Das hätte ich ihm doch zugetraut und auch ein wenig erwartet.
Ich hatte mir Gedanken über das Geschenk gemacht und je häufiger ich die Situation in meinem Kopf durchspielte, desto besser gefiel es mir. Ich hatte mir alles ausgemalt und wusste ganz genau, wie ich es anstellen  wollte. Zusätzlich war mir noch eine nette Idee gekommen, an deren Lösung ich wohl noch arbeiten musste, aber alles zu seiner Stunde. Ich hatte ja noch ein wenig Zeit und hinbekommen würde ich das allemal.
Heute, an diesem Freitag, war meine Mission aber erst einmal mir etwas zum Anziehen zu besorgen. Ich war mir immer noch nicht ganz sicher, was ich denn nehmen sollte und hatte nach kurzer, peinlich berührter Recherche im Internet beschlossen, mich beraten zu lassen.
Dass ich wirklich in so ein, nun ja, verruchtes Geschäft gehen würde, ließ mich nervös von einem Pump auf den anderen tippeln, während ich im Aufzug für herunter stand. In der Stadt gab es einige solcher Läden, aber einer hatte mit hoher Seriösität und guten Bewertungen mein etwas spärliches Vertrauen gewonnen, das ich einem solchen Metier entgegenbringen konnte.
Durch Hörensagen war mir auch schon einmal etwas zu Ohren gekommen, deswegen war ich fast überzeugt, dass das gut werden würde.

Unsicher und mich beobachtet fühlend entfernte ich mich von dem großen Platz, steuerte auf die U-Bahn zu, um zwei Stationen zu fahren. Fußmärsche in allen Ehren, aber kein Meter zu viel in hohen Schuhen.
Ich verließ die Station und sah mich in der Straße, in der ich herausgekommen war, um. Nur noch ein wenig weiter gehen, da war es. Mein Herz schlug, als wäre ich hierher gesprintet und ich fand meine pubertär anmaßende Aufregung wirklich peinlich.
Nach einmal kurzem Durchatmen betrat ich den Laden, sah mich ein wenig schüchtern, unsicher und überfordert um. Die geballte Ladung an offenem Umgang mit Sex und seinen tausenden Facetten traf mich wie die Faust in den Magen. Doch mir blieben kaum dreißig Sekunden Zeit, ehe ich von einer schrill, aber nett wirkenden Dame angesprochen wurde. "Guten Tag, Madame. Ehe ich Ihnen meine Hilfe bei Beratung anbiete, würde ich Sie bitten, mir Ihren Personalausweis zu zeigen." Ich nickte schnell. "Ja, sicher. Hier." Ich hatte ihn schon in der Hand, war mir doch bewusst, dass ich auch theoretisch minderjährig sein könnte, obgleich ich nicht unbedingt danach aussah. Sie nickte und reichte ihn mir zurück. "Dankesehr. Jetzt aber: Kann ich Ihnen behilflich sein?" Ich nickte dankbar. "Oh ja, das können Sie, Frau..." Ich warf einen Blick auf das an ihrem Shirt angepinnte Schildchen, wo nur der Vorname Verena zu finden war. "Nennen Sie mich bitte Verena." Ich nickte, sie lächelte und ich betrachtete sie mir genauer. Ihre Haare waren in einem dunklen Lilaton gefärbt und ein wenig splissig von den Dauerwellen, die sie trug. An einer Hand waren mehr Ringe zu finden, als ich insgesamt Finger hatte und auch ihr Makeup, ihre glitzernde Kleidung, ihre ellenlangen künstlichen Nägel und ihre hochhackigen Schuhe mit Nieten darauf ließen sie etwas extravagant wirken.

"Also, was kann ich für Sie tun? Suchen Sie etwas bestimmtes für sich, ein Geschenk, sind Sie im Auftrag einer anderen Person hier?" Ich musste schmunzeln über die vielen Ideen ihrerseits. "Also ich suche etwas für mich, das ich aber für ein Geschenk brauche." Sie hob wissend die Augenbrauen. "Sie wollen Ihren Freund oder Ihre Freundin überraschen, nicht wahr?" Ich nickte. "Genau so. Ich habe mir da auch schon was überlegt, das einzige, was noch nicht sicher ist, ist, was ich anziehen soll." Sie winkte mich, ihr zu folgen und redete weiter beim Gehen: "Normale Dessous eher nicht, oder? Naja, dann wären Sie nicht hierher gekommen, was?" Sie lachte, ich schmunzelte. Sie war mir sofort sympathisch. "Das stimmt!" Auch ich lachte leise. Wir erreichten die Regale mit den Kleidern und ich wurde geblendet von so vielen nackten Brüsten. Halleluja.
"Wissen Sie, in welche Richtung es geht, oder... nein, ich formulier's anders. Wie mag's Ihr Freund denn, mh? Ist er irgendein besonderer Typ?" Ich errötete leicht und nickte. "Er ist... Sadist. Mein Dom." Sie nickte wissend. "Ahh, wenn das so ist... Also nichts, dass Sie die Kontrolle übernehmen, obwohl das auch ganz schön ist manchmal. Männer wollen immer das, was sie noch nie hatten." Verschwörerisch zwinkerte sie mir zu, ich schmunzelte. "Wenn ich mich es traue... Aber ich habe auch mit seinem besten Freund gesprochen und er gab mir den Tipp, das mal noch nicht zu versuchen. Er ist schwer vereinnahmend und hat es nicht gern, wenn er nicht seine Macht behält, verstehen Sie?" Sie nickte und warf mir ein wissendes Lächeln zu. "Und wie ich verstehe. Dann weiß ich ja jetzt, was sich ungefähr eignen würde." Sie ging die Regale ab, warf dann prüfend einen Blick auf mich. "Welche Kleidergröße?" "38", gab ich ein wenig unsicher zurück. "Meine Liebe, wenn ich das so sagen darf, Sie müssen gar nicht unzufrieden mit ihrem Aussehen sein." Lieb lächelte sie mich an und ich sah kurz verschämt weg, schenkte ihr ein schüchternes Lächeln. "Dankesehr..." Dann griff sie in die Regale. "Also einmal habe ich hier besondere Reizwäsche, also man sieht mehr, als dass man verdeckt", sie lachte leise, "aber es hat eine tolle Wirkung." Ich sah mir das Konstrukt auf dem Bild an und entschied, dass ich mir noch die Alternativen zu seltsamen und ein wenig albernen Brusthebern und weiß der Geier was ansehen würde.
"Dann hätte ich aber noch so etwas hier, ich denke, das passt auch gut zu Ihnen und Ihrem Freund. Leder, ich denke das könnte doch gut passen...." Wieder zwinkerte sie. "Das ist ein Harness, gibt's verschiedenste Versionen davon. Ein Konstrukt aus Riemen und Schnallen, das Sie anlegen und dann super darin aussehen." Aufmunternd lächelte sie und ich nickte langsam. "Klingt gut." "Super, dann sehen wir uns die verschiedenen Arten an, je nachdem, wie viel Sie tragen oder eben nicht tragen wollen. Farbe nehmen wir schwarz, oder...?"

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt