27. Kapitel

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P. o. V. Bella

Ich erwachte, weil das Sonnenlicht mich demonstrativ piesackend an der Nase kitzelte. Ich setzte mich schlaftrunken auf, blinzelte und atmete tief ein und aus. Marius war wie am Tag zuvor schon nicht mehr im Bett. Mein Blick glitt aus dem Fenster auf die wunderschöne Aussicht: Die Stadt am Vormittag und die Sonne des Spätsommers tauchte sie in ein helles Licht. Währenddessen ließ ich den gestrigen Tag Revue passieren. Ich hatte mich dafür entschieden. Für ihn.
Für eine spannende und prickelnde, reizende und grenzwertige Zukunft und Beziehung. Das Wort schien mir nicht so recht dazu zu passen, doch fand ich keine stimmige Alternative für das, was nun zwischen uns war, sein oder werden sollte. Fakt war aber: es wurde weder leicht noch langweilig werden. Was ich mir damit eingebrockt hatte, ob positiv oder negativ, das würde ich wohl erst in einiger Zeit bewerten können. Einen Versuch war es allemal wert, vor allem weil dieser Versuch - wahrscheinlich sehr viel - Sex mit Marius bedeutete.
Ich grinste ein wenig in mich hinein aufgrund dieses Gedankens, aber was sollte ich tun?

Für Sex hatte ich mich ihm mit Haut, Haar und Seele verschrieben; also eigentlich nur, um mein Verlangen nach ihm zu befriedigen. Er hegte keine Gefühle für mich außer vielleicht Sympathie und natürlich Lust, aber ich hatte das Gefühl, dass mein Status nicht viel höher als der eines geliebten Autos war. Vielleicht übertrieben ich mit dieser Annahme auch wieder. Er war ja kein Monster.

Er war ein übermenschlich gut aussehender Geschäftsführer, der... Nun gut, ein Sadist, der Leute gern schlug und erniedrigte.

Das fühlte sich schon etwas seltsam an. Besonders, weil ich wusste, dass er mich auserwählt hatte, von ihm benutzt zu werden. Er liebte Stil und alles, wirklich alles in seinem Leben war perfekt, und da war es ein wenn auch seltsames Lob an mich, dass er mich als angemessen genug für ihn und seinen Lifestyle eingestuft hatte.

Ich rieb mir die Augen und ließ meinen Blick im Zimmer umherschweifen. Ich fand diesmal jedoch keine Kleider, die er mir rausgelegt hatte, also musste ich wohl oder übel in nicht mehr als dem dünnen Nachthemd die Küche aufsuchen. Mit vorsichtigen, tapsigen Schritten schlich ich durch das große Anwesen. Die geschätzte Größe des Hauses und seine erahnte Weitläufigkeit sowie die allgegenwärtige Stille versuchte ich zu verdrängen.

Wiederum betrat ich die Küche, doch Marius stand nicht wie gestern unübersehbar mitten im Raum. Er war auch sonst nirgendwo im Umfeld zu entdecken und ich hatte keine Lust, in dem fremden Haus unerlaubt auf Entdeckungsreise zu gehen, also seufzte ich leise und begann, die Küche genauer zu inspizieren.

Er hatte kein Zettelchen für mich hinterlassen, deswegen schlussfolgerte ich, dass er von mir nicht gestört werden wollte.

Ich entschloss mich, Wasser aufzusetzen, um Tee zu kochen. Kramte aus einem Schrank nach etwas Suchen zwei Tassen und eine Kanne heraus, und fand auch losen Tee.
Eigentlich hätte ich Kaffee in diesem Moment bevorzugt, aber ich wusste ja nicht, wie man mit der futuristisch wirkenden Kaffeemaschine umging.

Dass er losen Tee, verschiedene Sorten, in eleganten beschriften Teedosen aufbewahrte, wunderte mich nicht. Das passte zu seinem Stil. Ich hielt bewundernd meine Nase in ein Kästchen nach dem anderen und nahm einen tiefen Zug von Pfefferminze, aromatischen Früchtetees, zitronigem Earl Grey und frischem grünen Tee. Schließlich entschied ich mich für letzteren, goss ihn auf und ließ ihn kurz ziehen. Kaum balancierte ich die beiden gefüllten Tassen zum Tisch, um sie als halbes falsches Franzosen-Frühstück zu bezeichnen, als mein Chef eintrat. Schnell stellte ich die Tassen ab, in der Hoffnung, dass das alles überhaupt in Ordnung für ihn war.

"Guten Morgen..", grüßte ich ihn zuvorkommend.
Überrascht musterte ich ihn: Er trug eine Tennishose und Turnschuhe und kurze fingerlose Handschuhe.
Leicht glänzte noch Schweiß auf seinem nackten Oberkörper und er sah schon wieder so unverschämt gut aus...!
Nach jeglicher sportlichen Aktivität sah ich für meinen Teil immer vollends zerstört aus und lief total rot an im Gesicht. Aber er war genau so perfekt wie immer! Ich verschränkte beleidigt die Arme und sah ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf an, da er es anscheinend nicht für nötig gehalten hatte, mir einen guten Morgen zu wünschen. Er streifte sich die Handschuhe ab und kam dabei den Blick konzentriert auf seine Hände gerichtet, zu mir.
"Morgen, Kleines. Dann doch endlich mal wach." Er schmunzelte etwas spöttisch und ich blickte auf die Uhr, die in der Küche hing. Es war kurz vor zehn, ich schlief am Wochenende immer so lang. "Ich komme dir besser nicht zu nahe, ich hab trainiert", lachte er dann und zog mich stattdessen mit seinem Blick fast aus.

Sofort kribbelte mein ganzer Körper und wurde mir über und über warm; ich lächelte. "Ach, ist doch kein Problem", murmelte ich wieder schüchtern, doch er unterbrach mich. "Tststs, da merkt man wieder, wen ich da angeschleppt habe... Danke fürs Teekochen." Der Blonde suchte nahm sich aus dem. Kühlschrank eine Tupperdose und ließ sich neben mir am Tisch nieder, ich setze mich dann auch einmal. "Ich bin ein schrecklicher Gastgeber", entfuhr es ihm und er fasste sich an die Stirn. "Darf ich dir was anbieten?"

Ich schüttelte den Kopf. "Wobei, so ein Kaffee wie gestern wäre doch nochmal echt super....", fügte ich schüchtern hinzu. Er grinste, nickte und begab sich umgehend daran, mir das schwarze koffeinhaltige Getränk zu brühen.

Er frühstückte schweigend, während ich meinen nicht nennenswerten Hunger mir Kaffee ertränkte.
Dann räumte ich schnell ab und das Geschirr in die Spülmaschine. Ich war darauf bedacht, mich so zu bücken, dass man keine barrierefreie Aussicht auf meinen Po hatte. Meine Gedanken schweiften zu den letzten Geschehnissen des Tages zuvor und mir fiel ein, dass ich ja einige Regeln gebrochen hatte und ich eigentlich noch Strafe erhalten müsste. Vergessen hatte er es ja wohl nicht? Aber erinnern wollte ich ihn auch nicht.
Er hätte mich ja auch auch gestern noch bestrafen können, schoss mir durch den Kopf. Vielleicht erließ er sie mir und etwas Hoffnung breitete sich in mir aus. Es schien mir auch gar nicht so unwahrscheinlich, nachdem er genau so lieb wie sonst zu mir gewesen war. Außerdem ich war mit allem unsicher: hatte mir dieses Seltsame gestern wirklich gefallen? Ich hatte zugegeben ein wenig Angst, Neues kennenzulernen, zudem könnte sich meine Vermutung bestärken, dass mir wirklich einiges zusagte, und das wollte ich nicht. Ich wollte auf der einen Seite eine ganz normale junge Frau sein, die mit ihrem Freund normalen Sex hat, mal mehr, mal weniger hart, aber ich wollte definitiv nicht jemand sein, der es gut fand, geschlagen, gedemütigt und dominiert zu werden. Andererseits...

Ich bäumte mich gegen die Gedanken auf, denn zwei Stimmen hatten in meinem Kopf begonnen, sich zu streiten. Verdammt. Dies passierte mir immer, wenn ich über für mich kritische oder problematische Angelegenheiten nachdenken musste, wenn ich zu etwas zwei Meinungen hatte.

Ich presste meine Lippen fest aufeinander und schloss meine Augen, atmete tief ein und aus und die Stimmen wurden leiser. Ich schloss die Spülmaschine und wollte wieder zum Tisch gehen. Ich drehte mich um und ging einen Schritt, dann prallte ich sofort gegen etwas Warmes. Mit einem leisen Quieken blickte ich hoch- direkt in sein wunderschönes Gesicht. Ich war total gegen ihn gerannt, wie unangenehm... "Komm, ab ins Bad mit dir.." Er hob mich hoch, legte mich über seiner Schulter ab, sodass ich kopfüber an seinem Rücken baumelte. "Ey! Was soll das?", beschwerte ich mich, doch dafür erntete ich nur einen Klaps auf meinen Hintern. Sofort blieb ich ruhig. Okay, Ansage verstanden.



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Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt