12. Kapitel

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P. o. V. Mary

Über den Abend regelte ich es so, dass Bella sogut wie durchgehend ein alkoholisches Getränk in der Hand hielt, an die sie sich jedoch immer lange klammerte. Ich hatte keinen konkreten Plan, aber es könnte nicht schlecht sein, wenn sie etwas lockerer wurde. Als sie mit einer anscheinend netten Arbeitskollegin ins Gespräch kam, zog mich Daniel zu Ardy und sich. "Deine Kleine da, die ist echt nice." T grinste. Auch Ardy sah mich herausfordernd an. "Da läuft doch sicher was, so wie die dich ansieht." Ich schüttelte den Kopf und erntete dafür Blicke der Verständnislosigkeit. "Wieso das? Du wärst bescheuert, wenn du sie dir nicht schnappst!", gab T zu bedenken. Ich machte eine beschwichtigende Geste mit meinen Armen. "Eh, ist ja gut, ich bin ja an ihr dran... Sie würde sich doch vorzüglich als Sub machen, oder?" Ich konnte nicht anders als mir kurz über die Lippen zu lecken. "Ouhh, ja.... Du hast da nen Glücksfang gemacht!" Der Kleinere nickte bekräftigend.

Ich grinste. Mir war gerade eine gute Idee gekommen, die ich sofort mit meinen Freunden teilte: "Wisst ihr was? Wenn ihr es schafft, ein paar Gespräche mit ihr zu führen und sie davon zu überzeugen, dass ich sie sehr schätze, würde ich auch mal teilen." T pfiff leise durch die Zähne. "Sharing? Kein schlechtes Angebot, man." Auch Ardy nickte. "Gut, gebongt", raunte ich noch, ehe ich mit meinem Champagner einen Weg zu der Auserkorenen suchte, um ihre Knie ein wenig weich zu kochen.

Etwas später kam Daniel sehr breit grinsend zu mir. "Gibt's was Neues?", fragte ich schon, obwohl ich wusste, dass er diese Frage mit 'ja' beantworten würde.

Und wie ich es geahnt hatte, er nickte heftig und seine Augen glänzten, als wäre ihm etwas Glückliches widerfahren. "Das ist deine Chance, man. Ich habe sie nach ihrem Zuhause gefragt, Smalltalk eben, und in dem Gespräch ist ihr eingefallen, dass sie keine Schlüssel dabei hat; sie hat sich in Ungedanken ausgesperrt." Er musste leicht lachen. "Verdammt niedlich, du hast nicht übertrieben. Und sie meinte, als ich dann besorgt nachgefragt habe", er musste wieder leise lachen, "dass sie bis morgen warten müsste. Und anscheinend weiß sie nicht so genau, wo sie hin soll. So von wegen Stress mit Verwandten..." Er wiegte  den Kopf und drehte seine Hand abschätzend hin und her, grinste breit.

Kaum hatte mein Gegenüber diesen Satz vollendet, begannen meine Augen zu leuchten. "Das sind ja großartige Neuigkeiten, danke T!"

Damit ließ ich meinen immer noch grinsenden Freund stehen und ging schnurstracks, bemüht aber nicht zu auffällig, zu Bella.

P. o. V. Bella

Verdammt, verflixt und zugenäht! Ich bin so eine hirnlosee Idiotin, dachte ich mir. Einfach den Schlüssel zu vergessen und mich so auszusperren... Na toll. Ich seufzte. Hatte ich also Recht gehabt mit dem Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben.
Und Herr Tjarks wusste von dem kleinen Fauxpas; ich hatte zu ein bisschen viel getrunken, ärgerte ich mich. Aber ich konnte ja schlecht die Blumen mit dem wahrscheinlich ziemlich teuren Sekt hier gießen. Oder war es nicht sogar Champagner? Ich hatte echt versucht, langsam zu trinken und mir nicht von selbst etwas einschenken zu lassen, aber immer wieder wurde mir das leere Glas abgenommen und ein volles in die Hand gedrückt. So langsam beschlich mich der Eindruck, dass Herr Ley mir mit Absicht zu trinken gab. Wollte er meine Trinkfestigkeit testen? Wollte er mich abfüllen? Meine Professionalität auf die Probe stellen und untersuchen, wie ich bei so etwas reagierte, wann und ob ich irgendwann ablehnte...?
Kleine Mengen Alkohol ließen so schnell Grenzen verschwimmen... Und der Übergang zu "ein Glas zu viel" ging so schnell, man merkte es immer erst, wenn es zu spät war.

Ich sah mich gerade nach einem neuen Gesprächspartner um, damit ich hier nicht trostlos herumstehen musste, als Herr Ley persönlich mal wieder sehr zielstrebig auf mich zukam. Oder wirkte es nur so? Ich war nicht mehr Herrin meiner Sinne, so viel stand fest.

"Sie sind alleine?" Ich nickte. "Ich wollte ohnehin langsam gehen..." "Was? Ach, einen müssen wir noch zusammen trinken..."

Einige Zeit und auch ein Glas Champagner später merkte ich, wie leer es in dem Saal geworden war. Ich war gerade mal wieder am Überlegen, wo ich die Nacht verbringen konnte, als das Triumvirat zu mir kam. "Ich wollte mich noch persönlich verabschieden." Herr Tjarks schüttelte mir, die ich komplett verdutzt dastand, die Hand, und auch Herr Bora wiederholte diese Geste.

Herr Ley wandte sich an mich. "So, ich würde dann auch das Feld räumen. Glücklicherweise ist mir heute Abend die Verantwortung für die letzten Nachbereitungen abgenommen worden. Ich stehe gern als Mitfahrgelegenheit für Sie zur Verfügung." Er grinste.

Ich holte tief Luft. "Das... Das ist sehr nett, Herr Ley, aber wie ich eben leider feststellen muss, werde ich nicht nach Hause können, da ich mich ungeschickterweise ausgesperrt habe." Er machte ein betroffenes Gesicht. "Oh nein, wie ärgerlich. Wissen Sie denn, wo hin? Kann ich Ihnen helfen?" Ich wurde das Gefühl nicht los, einen sarkastischen Unterton zu hören. Der Alkohol...

Ich zuckte zuerst mit den Schultern und verneinte dann die erste seiner beiden Fragen. Er sah mich dann doch ziemlich entschlossen an. "Wissen Sie was? Sie kommen einfach mit zu mir."

Diesmal stand mein Mund berechtigter Weise lange offen. "Ich, ähh.." "Bella. Sie können nicht draußen übernachten, was denken Sie denn, nun nehmen Sie schon an. Ich beiße nicht." Er hatte nun etwas in der Stimme, das streng war und keinerlei Widerspruch duldete, und ich konnte nichts kontern. Ich schluckte. "Also gut..."

An seinem Auto angelangt hielt er mir diesmal, schon wieder, die Tür auf. Mit einem beschämten "Danke" stieg ich ein, und kaum war er losgefahren, übermannten mich das schlechte Gewissen und noch einige andere negative Dinge.

"Herr Ley, Sie müssen sich doch jetzt nicht den Aufwand aufhalsen-...", begann ich gerade, als er mir scharf das Wort abschnitt. "Wenn ich es anbiete, meine ich es so. Außerdem, ich denke es ist endlich an der Zeit, dass ich..." Er brach kurz ab, war mit einer Verkehrssituation beschäftigt, räusperte sich dann.

Verdutzt sah ich ihn an. Was zur Hölle meinte er?

"Dass ich das Du anbiete. Und dann auch gerne 'Marius'. Das ständige Siezen... Ich fühle mich ohnehin schon so alt." Er grinste.

Ich hatte aufgehört, die Male, bei denen mir die Spucke wegblieb, zu zählen, aber es war gerade wieder so ein Augenblick. "Ich... Äh... O-okay, vielen D-dank, Marius..." Es war verdammt ungewohnt. Und ich stotterte. Wie peinlich...

"So, um noch einmal darauf zurückzukommen. Ich habe es schon von Daniel, also Herrn Tjarks erfahren und habe seitdem den festen Plan gehabt, dich nicht dir selbst zu überlassen."

Ich schluckte und schwieg, für den Rest der Fahrt.

damn, was ist denn da los :0 ohjemine... was glaubt ihr, wie wird der werte Marius weiter agieren?

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt