13. Kapitel

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P. o. V. Bella

Es hatte sich eine besondere Atmosphäre im Auto ausgebreitet: Seine Dominanz war schier überall zu spüren und er schüchterte mich alleine durch seinen strenge, konzentrierten Blick auf die Straße ein. Zugleich aber spielte mein Kopf verrückt und vor meinen Augen manifestierten sich ziemlich pikante Szenen, die wie einen Film abliefen. Ausschnitte meiner vergangenen Träume schlichen sich ein, ich fühlte beinahe wirklich, wie er mich berührte und sein Anblick war so gestochen scharf, als hätte ich ihn schon einmal so gesehen. Als wäre es keine Fantasie, sondern eine konkrete Erinnerung.
Ein bitteres Lächeln fuhr über meine Lippen wie ein vorbeirasender Alptraum. Ich war so naiv.

Da er neben mir saß, ich ihn roch und seine herrische Aura spüren konnte, entstand ein Kribbeln in mir und gleichzeitig spürte ich alleine von meinen Gedanken die Röte ins Gesicht schießen. Alle Vorstellungen waren so echt und ich hatte - vielleicht unbegründet - Angst, dass er mir anmerken konnte, was ich dachte. Welche Fantasien durch meinen Geist spukten.

Ich versuchte ruhiger zu atmen und mich runter zu kriegen. Er war einfach nur nett und ließ mich eine Nacht bei sich übernachten... Ich würde am nächsten Morgen einfach früh verschwinden, mich am Montag noch einmal dafür bedanken und dann das Erlebnis aus meinem Kopf streichen. Restlos. Genau wie ihn. Abstand war das goldene Wort, ich musste einfach jemand anderen finden; vielleicht konnte ich mir etwas Urlaub nehmen und wegfahren, in die Berge vielleicht, einfach um auf andere Gedanken zu kommen.

Aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich ihn aus meinem Gedächtnis und meinem Herzen verbannen? Oder tat mir seine Nähe dafür einfach zu gut? Ich verwarf die Gedanken, legte den Fokus weiter darauf, das Kopfkino auszuschalten.

Und doch konnte ich mich gegen die Vorstellung seines göttlichen Körpers ohne oder mit nicht viel Bekleidung nicht auflehnen und ich versuchte, meine Gedanken nicht zu schmutzig werden und mir einfach nichts anmerken zu lassen. Das Problem: Ich bin eine grottenschlechte Lügnerin.

Nach gar nicht all zu langer Fahrt, die am Ende durch ein bisschen Smalltalk über die Musik im Radio aufgelockert worden war, erreichten wir eine längere Sackgasse am Rande eines Feldes, von wo aus eine lange, breite Einfahrt zu einem modernen, aber doch stilvollen Haus führte.

Das Baugrundstück musste riesig sein und ein Vermögen gekostet haben, denn es stand im noblen Neubaugebiet der Stadt und da keine benachbarten Häuser in direkter Nähe standen, schloss ich daraus, dass er ein extra großes Grundstück zur Erhaltung dieses netten Effekts erworben hatte.

Es war hell cremefarben, vielleicht auch weiß gestrichen; das Dach war, wie die Steine der Auffahrt, anthrazitfarben und die dunklen Effekte, die großen Fenster, das relativ flache Dach und der hintere nun in der Dunkelheit beleuchtete Teil waren geschmackvoll aufeinander abgestimmt. Eine Stadtvilla eben.

Ich atmete einmal tief ein und aus. "Hier wohnen S-.. äh wohnst du?", fragte ich schüchtern an ihn gewandt, und ich traute mich sogar, ihn anzusehen. Alles nur, um die Atmosphäre aufzulockern und die wieder entstandene Stille zu brechen.

Ein Fehler: dadurch kamen all die verfluchten Gedankenspiele wieder ins Wirbeln... und trotzdem konzentrierte ich mich auf das, was er mir als Antwort gab.

"Ja, und ich liebe es. Es war ein großes Stück Arbeit, aber ich bin mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden. Gefällt es dir?" Er lächelte mich an und in seinem Blick schien ich so etwas wie das Wissen, dass ich mich ihm vollkommen hingeben würde, lesen zu können, doch ich schob es erneut auf meine fantastischen Auswürfe.

Ich nickte dann endlich langsam. "Ja, sieht modern aus. Ich bin normalerweise nicht so begeistert von Stadtvillen, aber das hier gefällt mir gar nicht schlecht." Hoffentlich war ich ihm jetzt nicht auf die Füße getreten. Aber dann war ich eben unhöflich und ehrlich, besser als gelogen und geschleimt, nicht?

Er grinste und parkte das Auto in einer Garage, deren Tür sich von alleine hochschob. Wir stiegen aus und sofort fühlte ich mich überfordert, wie es immer war, wenn ich in eine neue Umgebung kam, die für meine Begleitung jedoch vertraut und privat war.

Er deute mit einem leichten Wink an, dass ich ihm folgen sollte, was ich auch tat. Wir kamen durch eine weiße Tür in einen geräumigen, mit Marmorplatten ausgelegten Flur, von dem mehrere Türen abgingen, eine Treppe führte nach oben und ein offener Durchgang in die Küche.

Ich folgte ihm über sein Interieur staunend, jedes Detail war auf das Gesamtbild abgestimmt, sehr hochwertige und wirkte Niegel-nagel-neu. Schließlich landeten wir in der Küche, wo er spitzbübisch grinste und  die Arme zu den Seiten ausbreitete: "Da wären wir. Willkommen. Was darf ich dir zu trinken anbieten? Vielleicht ein Gläschen Rotwein?" Schon stand er an der Wand hinter der Kücheninsel, in der ein Regal für Weinflaschen eingelassen war. Er ließ mir quasi gar keine Wahl, ich konnte ihm nicht schon wieder auf die Füße treten und den Wein ablehnen. Also nickte ich langsam, kaum hatte ich das getan, sprach er weiter: "Trinkst du lieber trockenen Wein oder fruchtig?" Ich musste etwas schmunzeln. "Willst du mich abfüllen? Mir egal, ich kenne mich da nicht so aus, nimm dass, was du denkst, was am besten ist..." Er lachte. "Wer weiß..." Er zog grinsend eine Augenbraue hoch, dann lachte er wieder. Sein Lachen war melodisch und gefiel mir mindestens genau so gut wie alles andere an ihm. "Gut, dann den hier. Mein persönlicher Favorit." Er schenkte ein und kam mit den zwei Gläsern hinter der Theke hervor, überreichte mir eins und nahm die Flasche, um dann zu dem sehr edlen, aber auch irgendwie gemütlich aussehenden Sofa zu gehen, den Wein abzustellen und mir mit seinem Blick zu folgen. Auch ich ließ mich auf seinen auffordernden Blick hin nieder und seufzte leise. "Ich habe so ein schlechtes Gewissen, noch einmal danke... Ich glaube, ich kann mich dafür nie revanchieren." Nervös und etwas verschämt sah ich kurz zur Seite und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Er grinste erneut. "Ach, das wird sich wahrscheinlich früher erübrigen als du denkst... Aber komm, wir trinken jetzt mal einen Schluck und genießen den Abend noch."

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt