67. Kapitel

247 7 5
                                    

P. o. V. Marius LEY

Sie hatte sich am Ende für bestimmt eine halbe Stunde in den Toiletten eingesperrt, sah aber, als sie dann zurückkam, nicht einmal im Entferntesten verheult aus. Ihr Verhalten konnte man gut als kalt, geduckt und erzwungen, sowie unentspannt bezeichnen. Daran konnte ich so schnell nichts ändern- sie würde sich bestimmt fangen und mit der Situation umgehen können. Sie musste es.

Zuhause angelangt, zog sie sich ungefragt aus. Ich hob nur eine Braue, sah sie kurz an, wandte mich dann wieder ab und legte mein Jackett ordentlich über einen Stuhl. "Wenn du jetzt was Neues zum Anziehen erwartest, muss ich dich leider enttäuschen", ließ ich sie wissen und es schien sie zu treffen. Jetzt war die Frage, ob sie es wieder anziehen oder so bleiben würde. "Ich muss mich ja später sowieso ausziehen...", gab sie irgendwie resigniert zu und legte das Kleid ordentlich zu meinem Jackett, sah mich dann an. Erst nach kurzem traute sie sich, Blickkontakt herzustellen. Sie schluckte. "Wie viele...?" Ich wusste genau, was sie meinte. Unbeteiligt öffnete ich die ersten Knöpfe meines Hemdes. "Weiß ich nicht mehr." Ein abwimmelndes kurzes Lächeln. Taddl hatte mir einen Segen beschert. Ich war so cool und souverän wie bei den vorigen Mädels und konnte endlich richtig mit ihr loslegen.
"Lüg mich nicht an." Ihre Stimme klang verletzt. Mein Blick wanderte zu ihrem und Herausforderung legte sich in ihn. "Wie redest du mit mir?" "Du weißt es ganz genau. Wie viele Frauen haben in dem Bett gelegen, in das du mich jetzt seit neustem reinzwingst?!" Ich schenkte mir ein Glas Wasser aus, füllte auch ein zweites. "Sieben."
"Sieben..." Sie ließ es so erschüttert klingen, als ob es um Waisenkinder aus Afrika und nicht um die Anzahl meiner verflossenen SM-'Beziehungen' ginge. "Niemand hat gesagt, dass du so schlecht sein musst wie sie. Niemand hat gesagt, du hast nur eine begrenzte Zeit bei mir. Das liegt in deiner Hand."

Ich sah, wie sie schluckte, wie ein dicker Kloß in ihrem Hals herunterwanderte. Es war ihre Wut auf mich und nun gab es zwei Möglichkeiten: Entweder ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf, würde diese Wut ausleben oder aber, sie versuchte, sie zu verdrängen.
Ich tippte auf die zweite Möglichkeit- und behielt recht. Zumindest teilweise, denn sie benahm sich nun keineswegs fehlerfrei.
"In dem Bett schlafe ich nicht." Ihre Stimme brachte Verletztheit und Enttäuschung mit sich, die mich aber nicht tangierten. Ich hatte mich darauf besonnen, dass mein Herz ja aus Stein war und ich das nutzen musste. "Du wirst in dem Bett schlafen." "Neiiin, werde ich nicht!" Trotzig verschränkte sie ihre Arme, blickte mich herausfordernd an. "Dann schläfst du eben auf dem Boden. Nicht mein Problem." Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, aber zu ihrem Glück blieb sie still.

Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Erst halb acht. Na toll- der heutige Abend würde unangenehm und nervenaufreibend werden, das wusste ich. Sie hatte meinen Blick bemerkt und es wirkte bei ihrer Antwort so, als könne sie Gedanken lesen: "Egal was du immer vorhast, mich bekommst du heute nicht mehr ins Bett. Ich geh' mir was Gescheites anziehen." Sie drehte sich auf dem Absatz rum und wollte gehen, ich aber hielt sie an der Schulter grob zurück. Barsch knurrte ich: "Du ziehst das an, was ich sage und wenn ich sage: Keine Kleider, dann ziehst du verdammt noch mal nichts an!" Sie verzog missbilligend das Gesicht, wirklich ausgemacht schien ihr das aber noch nicht zu haben. Sofort und wie von selbst schloss sich eine meiner Hände um ihren Hals und drückte leicht mit dem Daumen zu. Das war eine gute Methode, sie zu verängstigen und ich wusste, wie man es richtig anstellte. "Ich weiß nicht, ob dir das gerade eben nicht genau genug war oder wieso du dich so aufführst, aber wenn du nicht schnell die Machtverhältnisse verstehst, schlitz ich sie dir in deinen Rücken, damit du sie nicht mehr vergisst", knurrte ich und spürte, wie sich ihre Muskeln unter diesen Worten verkrampften und eine Woge der Angst ihre Wut wegspülte. Dann ließ etwas locker, damit sie a) nicht in Ohnmacht fiel und b) mir antworten konnte.
Sie räusperte sich kläglich mit angsterfülltem Blick, nickte hastig. "Ja, Master." "Geht doch, du kleines Miststück. Ich werde dir jetzt endlich Manieren beibringen, damit du immer schön weißt, wo dein Platz ist, ja? Die alten Regeln hast du ja hoffentlich noch nicht vergessen, oder? Denn wenn doch, das Wiedereinschärfen würde ich doch schmerzhafter gestalten..."
Schnell schüttelte sie den Kopf. "Nein, Sir, ich weiß noch alle Regeln", piepste sie und ich lächelte voller Genugtuung. "Na, dann lass uns anfangen."

Ich ging in die Küche und winkte sie mir hinterher, sie folgte mir brav. Ich deutete auf die Stelle neben der Tür, durch die man in den Flur gehen konnte. "Knie dich da hin. Hände auf die Oberschenkel und Handflächen nach unten, Kopf etwas und den Blick streng gesenkt halten. Du bleibst so, bis ich dir andere Aufforderungen gebe." Sie biss sich hin- und hergerissen auf die Lippe,  zögerte kurz. "Ja, Sir." Dann nahm sie Platz. Ich sah auf sie herab und nickte dann nur etwas, wandte mich dann daran, etwas Essbares zuzubereiten.
Während ich dann der Einfachheit halber Toast mit Schinken und Käse gefüllt, in gekleppertem Ei getränkt, in der Pfanne wendete, richtete ich wieder das Wort an sie. Wir beide durften uns etwas beruhigt haben und ich würde jetzt einen Versuch starten, ordentlich mit ihr zu reden.
"Baby, wie geht es dir?" Sie räusperte sich, murmelte dann mit etwas zitternder Stimme: "Wie soll es mir schon gehen, Sir?" Ich seufzte nur und brummte: "Eigentlich solltest du deine Lektionen lernen und deswegen bleibst du auch noch so sitzen, ja? Aber gleich gibt es etwas zu Essen.." "Ach? Wär mir gar nicht aufgefallen..", scherzte sie trocken, ich musste etwas grinsen, drehte mich zu ihr und auch ihre Mundwinkel hoben sich etwas, als sie mein Lächeln sahen. "Ha-ha. Du kleiner Witzbold." Dann stellte ich das Essen fertig, tat es von der Pfanne auf zwei Teller und stellte dieselbigen auf den Tisch. Dann verschwand ich kurz, um etwas zu holen; ich war außerdem gespannt, ob sie trotzdem weiter sitzen blieb. Ich griff mir ein Shirt von mir und brachte es mit in die Küche und wirklich, sie saß immer noch da. Ich wies sie mit einer kleinen Handbewegung an, aufzustehen; sie folgte der Aufforderung mit einem Seufzen. "Komm mal her, Bebi. Arme hoch." Ich lächelte, als sie mit misstrauischer Miene die Arme anhob und sich dann von mir das Shirt überstreifen ließ. "Danke, Daddy." Ich winkte nur leicht ab und nahm Platz, sie mir gegenüber. "So... guten Appetit, Kleines." Das kontinuierliche harsche Umspringen mit ihr schien mir absolut nicht angebracht- und ich glaube, dass ich sie auch nicht übermäßig streng behandeln wollte. Warum, das war mir schleierhaft.


Nach dem Essen, Ab- und in die Spülmaschine Räumen lehnte ich gerade an der Theke und trank ein Glas Vodka- nach dem Tag hatte ich das gebraucht- da stand meine Kleine auf und kam auf mich zu, unsicher, zögernd. "Ist was?" Sie druckste herum, ehe sie fragte: "Darf ich dich etwas fragen?" Ich nickte. "Ob du eine Anwort bekommst, ist die Frage." Sie lächelte einen Moment etwas verkrampft, dann rückte sie raus. "Kann das zwischen uns wieder so werden wie vorher..? Wenn ich mich benehmen würde, so wie du es magst... Ich meine, das habe ich ja vorher größtenteils auch gemacht. Aber da war es anders- jetzt ist es seltsam gewesen und heute Nachmittag..." Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln. "Prinzipiell ändert sich nichts, nur, dass ich dich nicht mehr so in Watte packe, aber das ist ja kein Problem, oder? Mir wäre es eine Freude, wieder so ein schönes Verhalten wie die letzten Tage zu sehen." Sie nickte dann nur und piepste ein leises Danke, fragte dann, ob sie ins Bad könne. Ich nickte, sie verschwand. Ihr hinterherblickend leerte ich mein Glas und stellte es klirrend ab, meine Hand verkrampfte sich um das Glas herum.



Na wie geht es uns so?
Kurze Frage: was sind eure Lieblingsweihnachtsplätzchen? :)

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt