18. Kapitel

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P. o. V Marius

"Wir müssen reden."

Ich sah, dass sie Gänsehaut bekam und sich von der Ablage aufrichtete, um mir in die Augen zu sehen, schüchtern und etwas verschämt, aber auch fragend und etwas ängstlich.

Ich ließ meinen Whey-Shake einfach Whey-Shake sein, stieß mich von der Kante ab, an der ich gelehnt hatte und trat die paar Schritte an sie heran, nur, um mich neben ihr, sie an der kurzen, ich an der langen Seite der Kücheninsel, wieder abzustützen und sie eingehend zu mustern.
Ich nutzte die Kraft, die das Schweigen zwischen uns hatte, zu meinem Vorteil aus, genoss es richtig, ihre Unsicherheit spüren zu können. Ich konnte nicht anders, als mir, nachdem ich sie genau betrachtet hatte, lasziv auf die Unterlippe zu beißen und dann zu grinsen.

Ihr wurde immer unwohler, was ich daran erkannte, dass sie nicht mehr in der Position still stehen konnte und sich mehr aufrichtete, die Arme vor der Brust verschränkte. Da wollte wohl jemand nicht angreifbar sein und seine wahren Wünsche zulassen.
Das formulierte ich auch aus: "Ist dir meine Nähe unangenehm oder wieso ziehst zu dich zurück?" Ich musste immer noch grinsen, weil sie in keinster Weise mir etwas entgegen zu setzen hatte. Sie schluckte sichtbar und verlagerte da Gewicht von einem Bein auf das andere, lehnte sich wieder auf die Arbeitsplatte, aber die Arme näher zum Körper gezogen.
Ich reduzierte den Platz zwischen uns und berührte leicht ihren Handrücken, was sie kurz zusammenzucken ließ, worauf ich ihr einen belustigten Blick zuwarf. "Was ist denn los, mh? Du bist doch sonst so scharf auf mich, Baby girl." Meine Worte hatten einen etwas abfälligen, spottenden Ton und sie verfehlten ihr Ziel um keinen Millimeter.

Sie errötete, was sie am heutigen Tag schon oft hatte durchmachen müssen, und verlegen stotternd versuchte sie, sich zu rechtfertigen. "Wie...woher...Äh, ich meine, wie kommst du darauf?" Ich grinste wieder, den allzu verletzenden Hohn ein wenig reduzierend. "Das ist doch ziemlich offensichtlich. Denkst du, mir fällt nicht auf, wie du auf meine Worte und vor allem meine Berührungen reagierst? Und ich merke, wenn du mich anstarrst. So vor dich hinträumst von... weiß ich ja auch nicht genau", stichelte ich.  "Die Herzchen auf deiner Schreibtischunterlage... Nicht sehr subtil." Ich grinste weiter vor mich hin.
"Außerdem wäre es, wenn du mich zum Abgewöhnen fändest, sicher nicht dazu gekommen, dass du eben in meinem Bett aufgewacht bist."
Ich zuckte kurz grinsend mit den Schultern, leckte unterbewusst kurz meine Lippen. "Ich würde mal sagen, der Fall ist recht klar. Du findest mich gar nicht so schlecht, hab ich Recht?" Ich ließ eine wohlgewählte Redepause, um ihr Zeit zu geben, das alles zu schlucken, sie weiter zu verunsichern und in meine Fänge zu locken.

"So ist es doch, hm?" Auffordernd sah ich sie an, und ich bemerkte, dass sie wie resignierend seufzte, ihren Widerstand und Widerwillen aufgab. Genau das wollte ich. Zweiter Punkt meines Masterplans abgehakt. Ehe sie zu sprechen begann, schluckte sie noch einmal fest. Ich machte sie so unsicher, dass ihr das andauernd passierte... Und das gefiel mir. Die ganze Macht über sie zu haben, sie in Händen zu halten... Nun gut, so weit war es nun auch wieder nicht. 

"Nun ja, ähm... Ich.. Ähh.. Ich vergöttere dich jetzt vielleicht nicht, das wäre doch zu viel gesagt... Aber ja.. ich finde dich gar nicht so übel. Ich... mag dich?" Sie wurde immer leiser und ihre Antwort hörte sich eher nach einer Frage an. Sie begann mit ihren Fingern zu spielen, sah nervös an mir vorbei, dann auf den Kaffee, dann erneut auf ihre Hände... "Lass das und schau mich an." Ich legte meine Hand auf ihre, um das nervöse Gefummel zu unterbinden, nun schwangen Strenge und Dominanz in meiner Stimme deutlich mit.
Wieder zuckte sie zusammen und blickte mir nun wirklich in die Augen. "Ich will eine anständige Antwort. Daran wirst du dich  wohl gewöhnen müssen. Genau wie an das Augenkontakt halten und mir nicht widersprechen." Eingeschüchtert und gleichzeitig fragend dreinschauend legte sie den Kopf schief, antwortete dann aber brav, schaffte es nicht, sich mir zu widersetzen: "Ja, du hast recht, zumindest ein bisschen. Ich mag dich sehr und ich fand dich von Anfang an... Interessant und...anziehend. Je länger ich dich jetzt kenne...." Sie hielt inne und seufzte dann, sah wieder auf den Kaffee, den sie an ihre weichen Lippen hob und davon trank. Ich nickte lächelnd, etwas herablassend vielleicht. "Na also, geht doch. Und, was war jetzt eigentlich dein Plan, nachdem du mit mir im Bett warst? Ich wette, du wolltest so schnell es geht abhauen und danach so tun, als wäre das zwischen uns heute Nacht nie passiert, hab ich recht, Süße?" Ich richtete mich auf und griff ihr Gesicht am Kinn, sodass sie nicht schon wieder den Kopf senken und somit den Augenkontakt abbrechen konnte.

"N-nein, ich... Also.." Sie stockte, mein Griff um ihr Kinn verstärkte sich. "Lüge mich ja nicht an. Das wäre ein Fehler." Ich spürte, wie sie zu beben begann, und ich lockerte meinen Griff um ihr Kinn wieder, ließ sie aber noch nicht los. Ich wollte ja keine  Abdrücke haben. Zumindest noch nicht. Leise und süß seufzte sie, ehe sie die Antwort gab, die offensichtlicherweise auch der Wahrheit entsprach. "Ja, das wollte ich eigentlich... Aber du nicht, oder wie?" Sie schien sich irgendwie gefasst zu haben, denn anders wäre ihr diese freche Frage nicht aus dem wunderhübschen Mund gefallen. "Ehrlich gesagt nein, ganz und gar nicht. Ich habe dich nämlich auch schon länger im Blick. Wahrscheinlich länger als du mich, aber das hat ja keine Bedeutung.

Ich habe etwas mit dir vor. Ich sehe uns in einem gewissen Verhältnis. Natürlich nur mit deiner Einwilligung. Aber ich glaube nicht, dass du es ablehnen wirst.
Ewigkeiten für mich geschwärmt, nur, um mich abzuweisen? Nein, das würde doch keinen Sinn ergeben. Wenn ich dann nämlich gar kein Interesse mehr für dich hätte..." Ich grinste spöttisch und konnte es mir nicht nehmen lassen, mit dem Daumen sanft, dass es nicht zu dem passte, was ich sagte, an ihrer Unterlippe entlang zu streichen. Ich konnte die Ambivalenz einfach nicht sein lassen, sie einerseits etwas unter Druck zu setzen, sie leicht zu verspotten, aber sie auch berühren und reizen. In ihr musste die Hölle los sein.



Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt