108. Kapitel

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P. o. V. Bella

Fassungslos starrte ich den Braunhaarigen an, der abfällig grinsend antwortet: "Ja, nimm sie mit und mach irgendetwas Schönes mit ihr." Wie in Trance spürte ich den Blonden nach meinem Handgelenk greifen, mich zu sich ziehend, eine Hand dann auf meinem Hintern platzierend. Besitzergreifend, einnehmend. So, wie ich ihn kannte.
Langsam mir über die Situation bewusst werdend, richtete ich zum ersten Mal in der Anwesenheit beider ein paar zusammenhängende, verbitterte Worte an David: "Wenn Marius auch mal einen Gang zurückschalten würde und so im Bett wäre wie du es die Male warst..." Der Braunhaarige trat so nahe an mich heran, dass ich sein Aftershave wieder riechen konnte, hob mein Kinn mit dem Zeigefinger an: "Mittel zum Zweck. Orgasmus ist Orgasmus, aber auf den Kuschelsex könnte ich auch verzichten." Marius lachte zustimmend. "Recht hat er. Komm, ich habe mit dir noch ein ernstes Wörtchen zu reden, Madame." Ich löste meine Hand von ihm und warf ihm einen tödlichen Blick zu. "Der Diminutiv trägt in diesem Fall nicht zu deiner Bedrohlichkeit bei", zischte ich, griff meine Tasche und verschwand aus der Tür hinaus, versuchte schnell, ohne zu rennen, Platz zwischen mich und diese beiden unmöglichen Menschen zu bringen.
Leider kam ich nicht weit, ehe ich wieder von hinten gepackt wurde. "Dich sollte man wie ein Vögelchen einsperren, sonst fliegst du einem davon", raunte er und brachte mich, sogar ohne Gewalt anzuwenden, zu seinem Auto. Ich blieb dort angekommen aber trotzig stehen. "Denkst du echt, ich fahre mit dir?" Meine verschränkten Arme waren nicht nur zur Untermalung meiner Ausdrücke, sondern eher zum Schutz meiner selbst. Marius lächelte belustigt. "Das muss ich nicht denken, das weiß ich. Komm, stell dich nicht so an. Ich vergewaltige dich schon nicht." Er hob abwehrend die Hände. "Erst einmal reden." Ich seufzte, wischte mir die Träne aus dem Augenwinkel, straffte dann meine Schultern und setzte mich auf den Beifahrersitz neben ihn, dem ihm ein triumphierndes Lächeln um die Lippen spielte. 

Jenes erlosch aber auch sofort wieder und sein Blick wurde strafend. "Was bitte hast du dir dabei gedacht?" Ich verschränkte erneut die Arme, keifte: "Was ich mir dabei gedacht habe? Was sind wir, hm? Nicht in einer Beziehung. Ich kann machen, was immer ich will, verdammt. Und wenn es einen netten Typen daten ist, dann tue ich das und okay, es war nicht geplant, dass wir zusammen ins Bett gehen, aber das ist nun einmal so passiert und ganz ehrlich, er hat mir wenigstens das Gefühl gegeben, dass ich mehr wert bin. Dass mein Körper nicht selbstverständlich ist." Marius grinste. "Logisch, ich bin superreich und kann allein meines Geldes wegen ziemlich jede haben, den Bonus hat er nicht. Er muss sich seine Fischchen doch noch mit Sympathie und Aussehen fangen, das hat er, zugegebenermaßen." Nun ballte ich die Hände zu Fäusten. "Verstehst du überhaupt ein Wort, dass ich dir sage, Marius Ley?! David kennt mich wahrscheinlich besser als du es in zehn Jahren wirst! Er interessiert sich für mich, er sorgt sich um mich, er unternimmt was mit mir und dann haben wir Sex, okay, aber weißt du, das ist nicht alles! Es geht nicht immer nur ums Bumsen, du bist wie ein kleiner Junge, wie so eine pubertierende männliche Göre, die einfach nur noch ans Vögeln denkt. Du kennst nicht meinen Lieblingsfilm, nicht meine peinlichen Storys, du kennst meinen Charakter doch gar nicht und deswegen, sage ich dir, hast du kein Recht, mich als dein Eigentum zu bezeichnen, während du was weiß ich was treibst! So geht das nicht, mein Lieber, so geht das nicht."
Sein Blick, wie kalt seine Augen wurden, ließ nicht nur mein Blut gefrieren, sondern auch fast Eisblumen an den Fenstern erscheinen. Mir ward Angst ums Herz, denn auch der Ton, in dem er sprach, stand seinem Blick in nichts nach. "Erstens: Du hast kein Recht, mich so zu nennen. Zweitens: Präteritum. Er sorgte sich um dich oder meinetwegen Perfekt, er hat sich für dich interessiert. Drittens: Du wirst mit jedem Wort naiver. Ich dachte, du bist etwas erwachsener. Ich dachte, du könntest das verkraften, dass ich dich nicht auf romantische, süße Pärchenabende ausführe, weil wir verdammt nocheinmal kein Pärchen sind. Ich weiß nicht, wann du es verstehst, du hast keinen Anspruch auf mich; wenn du mit mir Sex haben willst, musst du dich an die Regeln halten und die mache nun einmal ich.
Du bist nun einmal mein Fickobjekt und meine Güte, wenn das hart klingt, dann ist das nicht mein Problem. Du hast dich schon einmal entschieden, als ich dir zum ersten Mal nahegelegt habe, dass ich mich zwischenmenschlich für absolut nichts Tiefes interessiere.
Ich liebe es, mit der Psyche von Menschen ein wenig zu spielen und Grenzen auszutesten- mittlerweile könntest du wissen, dass ich ein kleiner Player bin, auf verschiedenen Ebenen. Und ich bin nun einmal bereit, wenn ich so etwas mit jemandem eingehe, mich mehr auf die Person einzulassen- mit dem ganzen Schnickschnack.
Zum Beispiel gebe ich gerne Geld für dich aus, ich mach dir manchmal gerne was daher, aber meistens will ich einfach nur ficken. Mehr halt nicht."

Überrollt von der Wucht seiner Worte lösten sich meine Hände, plumpsten lose in meinen Schoß. Mein Blick glitt leer und entmachtet zu ihnen, dann wieder auf mein Gegenüber.
Wenn er eins geschafft hatte, dann, dass ich jetzt gar nichts mehr wusste.

"Fahren wir jetzt zu mir oder musst du klarkommen, versuchst du mich wieder zu schlagen?", scherzte mein Gegenüber.
"Willst du mit mir-..." Meine Stimme brach ab, ich schaute ihn fragend von unten an. Er nickte locker. "Ich mag nicht." Er zuckte mit den Schultern. "Gut. Ich fahr dich noch heim, wenn du möchtest." Ich schwieg nur, schnallt mich mit zittrigen Fingern an. Das Geräusch, wie er den Motor anließ, schrillte bedrohlich laut in meinen Ohren. Die Fahrt über starrte ich wie paralysiert auf die Straße, dreckig, fleckig, an manchen Stellen aufgerissen; keinen Blick warf ich auf den Himmel, der grau und wolkenverhangen mein Unwohlbefinden nur noch gesteigert hätte.
Vor meiner Wohnung hielt er, verstört warf ich ihm einen kurzen Blick von unten zu, murmelte ein kurzes 'danke' und verschwand hastig aus dem Auto heraus.


Hab gerade bemerkt, dass ich vergessen habe, es den letzten Kapiteln hinzuzufügen:
Ich bin pro choice, absolut. Meiner Meinung nach darf jeder selbst entscheiden, ab welchem Alter oder unter welchen Umständen man etwas als Leben betrachtet und ob man dann abtreiben darf. In Deutschland gelten sowieso sehr strenge Abtreibungsauflagen (bis maximal 12 Wochen), meinem Geschmack nach ist Abtreibung noch zu schwer für viele bedürftige Frauen erreichbar. Aber es soll hier nicht um Politik und die nach meinem Sinne passendsten Gegebenheiten der Gesetzgebung gehen.
Marius' Verhalten ist absolut inakzeptabel. Egal, dass Bella sich im Endeffekt trotzdem dafür entschieden hat, steht es ihm nicht zu, beeinflussend auf sie einwirken zu wollen und das auch noch mit solchen Worten. Lasst euch niemals so etwas gefallen bitte. Nein heißt ganz klar nein und ihr habt euren Körper selbst in der Hand, solange es gesetzeskonform ist, macht, was IHR wollt. Hoffentlich war es nicht zu brutal von mir, das Thema Abtreibung anzuschneiden und sogar hier reinzubauen. Ich will weder jemandem zu- oder abraten, noch Abtreibung glorifizieren. Es ist immer eine schwere Prozedur, für Körper und Geist, niemand macht das gerne. Ich habe mich noch nie in der Lage befunden, trotzdem hoffe ich, dass nicht missverstänldich Abtreibung und die prekären Situationen rundherum als leichter Weg dargestellt wurden. Ich nehme auch Abstand von denjenigen, die harte psychische Leiden als einfache Stilmittel in ihre Geschichte miteinfließen lassen, ohne sich der echten Konsequenzen bewusst zu sein. Ich habe zu diesem Thema Nachforschungen angestellt und es auch lange abgewogen. Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt und stehe mit meinem Namen für meine Meinung, trotzdem würde ich mich über Rückmeldung eurerseits freuen. Vielen Dank.

Fifty Shades of Ley {Marley FF} |✏️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt