20. Ich will nochmal

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Morgens stand ich auf, Jim hatte eine Kanne Kaffee und eine Kanne Tee gekocht.
Wir saßen gegenüber voneinander, die warmen Tassen in unseren Händen und ab und zu hörte man jemanden einen Schluck trinken.
Jim musterte mich immer lächelnd, irgendwann bekam er einen Anruf, er verabschiedete sich entschuldigend schmunzelnd und verließ dann das Haus.
So lief jeder morgen seit zwei Monaten ab.
Zwei Monate lang saß ich in diesem Haus fest und wartete darauf, dass sich irgendwas änderte.
Will ich überhaupt noch sterben?
Seit ich hier wohnte, vergaß ich alles was in meiner Vergangenheit geschehen war.
Der Schmerz verschwand nicht, aber Jim betäubte ihn, wenn er bei mir war. Und das gefiel mir.
Denn woher sollte ich wissen, dass ich noch am Leben war, wenn ich keinen Schmerz mehr fühlte.
Sonnenstrahlen weckten mich an jenem Morgen aus dem Schlaf und langsam tapste ich in die Küche, um meinen täglichen Kaffee zu trinken.
James war bereits wach, hatte Kaffee und Tee gekocht, wie jeden Morgen und stand gedankenverloren in seinem Anzug da.
Wieso sah er so verboten gut in diesen Anzügen aus?
Als er mich sah erhellte sich seine Miene und er lachte leise, als ich auf den Kaffee zuschlurfte.
»Guten Morgen Jude. Gut geschlafen?«
Mit zusammengekniffenen Augenbrauen starrte ich ihn wütend an und murmelte bloß 'natürlich'.
Ich setzte mich an den Tisch, mit meiner Tasse Kaffee in der Hand und er setzte sich direkt neben mich.
Immer wieder spürte ich, wie er mich von der Seite musterte und gerade als ich ansetzen wollte, ihn zu beschimpfen, klingelte sein Handy.
Er nahm ab und stand auf.
Langsam lief er um den Tisch und ließ mich während des Gespräches nicht aus den Augen.
Genervt trank ich weiter meinen Kaffee und versuchte mich von seinem Blick nicht wütend machen zu lassen.
Ich bekam kaum etwas von dem Gespräch mit, da es mich weder interessierte, noch etwas anging, jedoch hörte ich wie er sich am Ende freudig verabschiedete.
So liefen seine Telefonate doch sonst nie ab.
Freudestrahlend klatschte er in die Hände und meinte:»Wir haben deinen Koffer gefunden.«
Sofort weiteten sich meine Augen und jegliche Müdigkeit war verschwunden.
Meine Mundwinkel wanderten nach oben und ich sprang von meinem Stuhl auf.
Langsam lief ich auf Jim zu, und bevor ich wusste was ich überhaupt tat, umarmte ich ihn und nuschelte lächelnd 'Danke' gegen seine Brust.
Jetzt bringt er dich ganz sicher um.
Mit der Zeit wurde ich mir immer unsicherer, ob es richtig war ihn zu umarmen und gerade als ich meine Arme wieder wegziehen wollte, legte er seine um mich und zog mich fester zu sich.
»Kein Problem, mon amour.«, gab er zurück und ich fühlte wie er sein Kinn auf meinen Kopf legte.
Bei dem Ausdruck 'mon amour' müsste ich lächeln.
Ich hatte bis jetzt noch kein einziges Wort Französisch von ihm gehört, und als er das sagte hörte es sich einfach nur unfassbar gut an.
Eine Weile verharrten wir in dieser Position bis er murmelte:»Ich muss arbeiten. Wir sehen uns heut Abend.«
Er löste sich von mir und küsste mich leicht auf meinen Haaransatz.
Schmelze ich gerade?
Zügig lief er zur Tür, öffnete diese und bevor er hinaus ging, drehte er sich noch einmal um und winkte mir lächelnd zu.
Nachdem ich zurück gewunken hatte, schloss er die Tür hinter sich.
Ich will nochmal.

Juliet | Moriarty FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt