8. Es kann beginnen

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»Aufstehen Sonya.«
Verwirrt öffnete ich meine Augen.
»Aber ich heiße doch Juliet.«
Er fing an zu lachen und erklärte mir:
»Sonya (Соня) ist ein russisches Wort für Schlafmütze.«
Mein Kopf verarbeitete die Worte und ich wühlte in sämtlichen Schubladen hinter sämtlichen Türen meines Hirnes herum, doch dieses Wort war noch nie in meinem Wortschatz gewesen.
»Echt? Ich kann grundlegende Dinge auf Russisch, aber dieses Wort ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Sind Sie Russe?«
Kopfschüttelnd stieg er aus dem Auto und öffnete mir gleich darauf die Tür mit den Worten: »Ich war eine Zeit lang in Russland inhaftiert, da schnappt man mal was auf.«
Langsam stieg ich aus dem Fahrzeug und streckte sämtliche Gliedmaßen von mir weg, um meine verspannten Muskeln zu entspannen.
»Sind wir da?«, fragte ich ungeduldig und unterdrückte gleich darauf ein Gähnen.
Mit ernster Miene nickte er und starrte auf eine verlassene Fabrik.
Was hast du anderes erwartet?
Dass er dich in sein Haus spazieren lässt und ihr bei einer gemütlichen Tasse Tee plaudert was der Auftrag ist?
Natürlich nicht.
Das wäre ziemlich töricht von mir gewesen, hätte ich das angenommen.
Moran antwortete nicht, lief in Richtung der Fabrik und deutete mir, ihm nachzulaufen.
Gehorsam lief ich ihm nach und obwohl mir tausend Fragen durch den Kopf gingen, gab ich keinen Laut von mir.
Ich musste beinahe rennen um ihm zu folgen,da Moran's Beine wesentlich länger waren als meine und er somit größere Schritte machen konnte.
»Wann sind wir da?«, fragte ich nach einer Zeit des Gehens woraufhin er stehen blieb.
»Jetzt.«, antwortete er nur knapp.
Als ich mich einmal um mich selbst drehte, bemerkte ich, dass der Wagen nicht mehr zu sehen war und wir einmal um das Gebäude gelaufen waren.
Prüfend schaute er mich an und meinte: »Sie müssen da rein. Ich werde nicht mit rein kommen.
Wo genau da drinnen Sie hin müssen kann ich nicht sagen, laufen Sie einfach rum er wird Sie schon finden.«
Ich wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, um die alte Fabrik zu betreten als ich an meiner Schulter zurück gehalten wurde.
Sebastian Moran hatte beide Hände auf jeweils eine meiner Schultern gelegt und schaute mir ernst in die Augen.
Er atmete aus und öffnete langsam den Mund:» Juliet. Ich möchte Ihnen einen gut gemeinten Rat geben. Moriarty ist kein netter Mensch. Seien Sie höflich zu ihm und machen Sie was er sagt, wenn Sie nicht an einem äußerst qualvollen Tod sterben möchte. Sie wollen nicht enden wie sein letzter Klient der ihn aufgeregt hat.«
Unbeeindruckt aber auch gleichzeitig interessiert fragte ich ihn:»Pourquoi? Was hat Moriarty mit ihm gemacht?«
Moran schüttelte bloß ungläubig den Kopf.
»Es ist vollkommen egal. Wenn Sie jetzt Angst bekommen riecht er das, dann wird es auch nicht besser. Tun Sie einfach was ich gesagt hab dann läuft alles glatt. Viel Glück.«
Ich nickte ihm zu und murmelte 'спасибо'.
[Spasiba]
(Danke)
Er öffnete mir die Tür und als ich diese betrat, wurde es augenblicklich kühler.
Neugierig schaute ich mich um und als ich eine Treppe sah, beschloss ich diese hinauf zu gehen.
Innerlich verfluchte ich mich dafür, so viel Zeit und Nerven aufzuwenden für einen Spinner, der sich selbst Consulting Criminal nannte.
Die Treppe knarzte unter meinen Füßen und mit jedem Schritt hatte ich das Gefühl, sie würde gleich unter mir nachgeben und einstürzen.
Aber nichts dergleichen geschah.
Am Ende der Treppe befand sich ein großer Raum, dessen eine Wand komplett weggerissen war und man somit nach draußen auf ein Waldgebiet schauen konnte.
Mit flinken Füßen lief ich durch den Raum, direkt an die weggerissene Wand und sah mich um.
Ich befand mich genau an der gegenüberliegenden Seite von Morans Wagen.
Langsam trat ich noch ein paar Schritte vor, dass meine Schuhspitzen mehrere Zentimeter über dem Boden ragten und ich nun direkt auf den Abgrund unter mir schauen konnte.
Nach siebenunddreißig Atemzügen hörte ich Schritte, welche diesmal nicht von mir stammten.
Es kann beginnen.

Juliet | Moriarty FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt