55. Das ist mir mehr als Recht

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»Es wird Zeit, dass ich einen Schlüssel bekomme.«, murmelte ich zu mir selbst, als ich die Klingel des Hauses betätigte.
Als auch nach sechs Minuten des Wartens und vier Minuten Sturmklingelns keiner öffnete, war ich mir sicher, dass keiner zu Hause war.
Sebs Auto ist nicht da.
Hoffnungsvoll, dass das Fenster in meinem Zimmer wie immer offen stand, lief ich die Hauswand entlang, um auf die andere Seite des Gebäudes zu kommen.
Es stellte sich schwerer heraus als gedacht, da das Grundstück um einiges größer war, als ich vermutete und so kostete es mich allein zweihundertvierundzwanzig Sekunden, um an das Ende der vorderen Seite zu kommen.
Du hättest anders herum laufen sollen.
Zum Glück sah ich aus der Ferne, dass mein Fenster fest verschlossen war.
Jim hatte es sicherlich geschlossen.
Resigniert lief ich zurück, jedoch etwas erleichtert, dass ich den ganzen Weg nicht zweimal laufen musste.
Gähnend ließ ich mich auf dem Treppenansatz zur Haustür nieder und starrte gedankenlos durch die Luft.
Ich wusste nicht einmal, wie spät es war.
Genervt stöhnend stand ich wieder auf und lief den Weg zum Haus etwas entlang um an eine freie Stelle zu kommen, wo mir keine Bäume die Sicht zur Sonne versperrten.
Sie stand noch ziemlich hoch oben, ich tippte jedoch darauf, dass es Nachmittag war.
Plötzlich hörte ich das Geräusch eines Motors hinter mir und drehte mich herum.
Es war Sebs dunkelgrauer Aston Martin.
Hektisch stieß jemand die Beifahrertür auf und ich war mir ziemlich sicher, dass es Jim war.
Etwas erstarrt stand ich an Ort und Stelle, unfähig mich zu bewegen.
Vielleicht weil ich geschwächt war, vielleicht aber auch, weil ich Jim endlich wieder sah und die ganze Wirklichkeit wieder mit mir in Verbindung schien.
»Jim.«, flüsterte ich sehnsüchtig seinen Namen und er lief in großen und schnellen Schritten auf mich zu.
Wie ein Kleinkind, welches zu seiner Mutter wollte, streckte ich meine Arme nach ihm aus und weinte seinen Namen.
Unaufhaltsam liefen mir immer und immer mehr Tränen hinab und es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis die paar Meter zwischen uns überbrückt waren.
Als er kurz vor mir stand stolperte ich einen Schritt nach vorne und fiel ihm die Arme.
Ich hatte meine Arme fest um seinen Nacken verschränkt, zog ihn so fest es ging an mich und atmete exzessiv seinen Geruch ein.
Er legte seine Arme um meinen Rücken, drückte mich ebenfalls ziemlich fest an sich und stellte sich dann wieder aufrecht hin, sodass meine Füße den Boden nicht mehr berührten.
Sacrebleu, wie klein bin ich denn bitte?!
Wahrscheinlich sah es ziemlich kitschig und leicht ekelerregend liebevoll aus, wie wir eng umschlungen dastanden, jedoch war das eins der schönsten und erleichterndsten Gefühle, die ich je hatte, weshalb es mir so scheiss egal war, wie wir dabei aussahen.
»Ich liebe dich Juliet, mon amour. Ich habe mir so Sorgen gemacht.«, sprach er leise und auch etwas entkräftet in meine Haare.
Hinter uns hörte man ein Schnalzen mit der Zunge, welches ich auf Sebastian zurückführte und er sagte bloß, spielerisch eifersüchtig:»Jim meinte, WIR haben uns Sorgen gemacht. Lasst uns rein gehen, dort könnt ihr euch auch noch weiter erdrücken. Dann mach ich uns Tee und du erzählst, was passiert ist.«
Zustimmend nickte ich und zappelte mit den Füßen, um zu symbolisieren, dass ich wieder auf den Boden wollte.
Jim lachte bloß gemein und trug mich so ins Haus.
»Bist ganz schön klein, mon amour.«, neckte er mich, worauf ich ihm die Zunge rausstrecke.
Schmunzelnd setzte er sich auf das Sofa des Wohnzimmers, welches direkt angeschlossen zur Küche war.
Er setzte sich zwar, loslassen tat er mich trotzdem nicht und hielt mich fest, als wollte er mich davon abhalten jemals wieder wegzugehen.
Das ist mir mehr als Recht.

Juliet | Moriarty FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt