Zwei Trottel und ein Plan (2)

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"Also, euer Plan." Brachte ich die zwei Turteltäubchen auf den Punkt, trank einen Schluck Wasser, bietete den Zweien auch ein Glas an und setzte mich dann auf den Sessel, nachdem ich die SkyKonferenz öffnete, um diese nachzugucken, da ich sie, wegen des Arzttermins, verpasst hatte.

"Ehm ja, eigentlich haben wir noch gar keinen richtigen Plan..." grummelte dann Basti und kratzte sich schließlich verlegen am Hinterkopf. Er musterte seinen Verlobten, der nur fixiert auf den Fernseher starrte und sich nicht äußerte.

"Ach, das ist ja ein super Plan!" Lachte ich ironisch, weil ich in den Wochen hier irgendwie meinen Sinn für Humor verloren hatte, fuchtelte mit den Händen und beruhigte mich dann wieder, als ich sah, dass Schalke gegen Stuttgart verloren hatte. Was mich irgendwie freute. Schalke war eben nicht mehr das Schalke, über das man sprechen konnte. Höwedes, Goretzka und Max waren gegangen, weshalb ich gar keinen Draht mehr zu den Schlümpfen hatte.

"Naja, wir wollten eigentlich erstmal sicher gehen, ob du kommen würdest... Also zur Hochzeit. Die soll im August sein. Am Achten, Achten." Erklärte mir Basti und sah mich dann scharf an, weil er sich nicht ganz sicher war, ob er etwas falsches gesagt hatte.

Ich nickte darauf nur betroffen und zuckte mit den Schultern. "Du meinst, weil ich vorher abklappern könnte." Stellte ich fest, doch Basti schüttelte nur hektisch den Kopf.

"So meinte ich das nicht, Leo." Versuchte er sich zu retten und ich nickte dann wieder nur.

"Naja, ich überleg's mir. Aber seid mir nicht böse, wenn ich ein paar Stunden vorher absagen muss, weil ich am sterben bin." Grinste ich, weil ich mit der ganzen Krankheitsgeschichte so normal und humorvoll, wie möglich umgehen wollte. Ich lebte schließlich nun schon ein dreivirtel Jahr mit der Diagnose und seit einigen Monaten hatten sie mir einen Herzschrittmacher, den ich Dietmar nannte, eingesetzt. Und ehrlich, Scheiß auf das Leben, es war eh viel zu kurz.

"Ist gut." Nickte Bastian nicht ganz so zufrieden aussehend, weil er sich sicher eine andere Antwort erhofft hatte. Schließlich könnte das Jahr zweitausendachtzehn das letzte Jahr gewesen sein, das wir zusammen erleben würden. Vielleicht hatte Basti aber auch einfach nur gehofft, dass es mir hier besser ging. Was nicht so war, also war er sicher auch ziehmlich niedergeschlagen. Ich war schließlich immer sein kleines Keepermädchen gewesen. Seit dem ersten Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten.

"Weißt du, wir wollten auch Mats und Marco und eigentlich alle einladen." Knusperte Lukas vor sich hin, weil er eine Packung Kekse aus dem letzten Monat gefunden hatte, die er ebenfalls genüsslich aß. Als Antwort nickte ich nur, weil ich mir sofort nicht mehr so sicher war, ob ich kommen wollte. Ich wusste schließlich nicht, ob ich die anderen wieder sehen wollte.

Seitdem Max nämlich nach England gewechselt war, telefonierten wir nur noch und seit dem ich hier lebte, hatten Jonas und ich nur einen Trashtalk Chat auf Whatsapp und Marco und Mario versprachen, sie würden mich irgendwann mal besuchen kommen. Da die Bundesliga Saison aber wieder mitten im Rennen war, bekamen wir das irgendwie nie hin. Fiete, der keinen Führerschein hatte, wusste nicht, wie er von einem Ende von Deutschland zum anderen kommen konnte und Timo konzentrierte sich gerade voll und ganz auf seine Karriere.

Und ehrlich; ich wusste nicht mehr, in wie fern ich es schaffen würde, zu den Jungs zu reisen, weil ich es nicht einmal schaffte, zum Krankenhaus am anderen Ende der Straße zu gelangen, ohne eine Pause dazwischen einlegen zu müssen.

"Wie ist das eigentlich mit deiner Krankheit... Also was macht die?" Fragte Lukas dann interessiert und bekam dafür von Basti einen Schlag gegen den Hinterkopf verpasst.

"Sowas fragt man nicht. Dein Empathievermögen ist auch im Keller, oder Luk?" Knurrte dann Basti, doch ich winkte nur ruhig ab. Die Jungs hatten Schließlich auch ein Recht darauf zu erfahren, was in Zukunft auf mich, oder uns zu kommen würde.

Wenn es sowas wie eine Zukunft überhaupt für mich gab.

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