got a heart full of dreams

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Kranke Menschen hatten ein Herz voller Träume. Das war nicht so, weil ihr Leben kürzer war, als das Anderer, sondern weil sie ihr Leben erst so richtig zu schätzen wussten. Kranke Menschen hatten Träume, die sie sich zu erfüllen wussten, weil sie verstanden, dass das Leben nur lebenswert war, wenn man an seine Träume glauben konnte und das war natürlich schwer, bei Träumen, die niemals in Erfüllung gehen würden. Deshalb sagen auch die Normalen dieser Erde, Kranke wären immer glücklicher, als sie. Einfach, weil sie wussten, worauf es im Leben ankam und um das zu begreifen, brauchten die meisten Menschen ihr ganzes Leben. Sie hatten nie die Chance ihres in vollen Zügen zu leben. Deshalb waren normale Menschen tief in ihrem Inneren traurig.

Und dann machten sich die Normalen immer auf den Weg, ihr inneres Glück zu suchen und während sie auf der Suche nach etwas waren, das es auf dieser Erde gar nicht gab, waren die Kranken dabei zu sterben. Und letztendlich waren wir es, die ihr Leben genutzt hatten, weil wir es zu schätzen wussten. Und wenn ein Mensch einen Kranken fragen würde, ob er denn glücklich war, würde er sofort mit ja antworten. Und wenn dieser Mensch fragen würde, ob er es denn nicht unfair fände, dass genau er krank war, würde der Kranke immer mit nein antworten, weil er alles in seinem Leben erreicht hätte. Anders, als andere, die ihr Leben damit verschwendeten, ihr großes Glück zu suchen. Etwas zu suchen, das man weder sehen, noch anfassen konnte. Etwas zu suchen, dessen Existenz nicht im geringsten bewiesen war.

Das die Leute, manchmal ihre Krankheit ausnutzten, um auf dem behinderten Parkplatz zu parken, oder kostenlos Bus, oder Bahn zu fahren, war nur die Sahne auf der Torte. Es gab aber auch andere Möglichkeiten, die Krankheit in irgendeiner Form auszunutzen...

Als es an der Tür klopfte, grinste ich breit und stand von der Couch auf. Ich wartschelte durch die Wohnung, zog mir den Pullover von Leon über, den er mir gestern gegeben hatte, als er mich nach Hause brachte. Die Ärmel hatte ich über meine Hände gezogen und durch den viel zu langen Pullover sah man die kurze Hose, die ich trug, nur noch ein wenig durch schimmern. Ich gähnte stark und sah dann durch den Spion. Wieder musste ich grinsen, als der braunhaarige Verteidiger ungeduldig vor der Tür stand und sich nervös durch die Haare fuhr.

Ich öffnete die Holztür also mit einem Ruck und öffnete dann gut gelaunt meine Arme. "Ey, Köööl-" begann ich, doch der Verteidiger brachte mich zum Schweigen, in dem er auf mich zu sprang und mich fest drückte. Er nahm mich in den Arm, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen und legte dann liebevoll sein Kinn auf meiner Schulter ab.

"Alles gut, bei dir Kleine? Was ist passiert? Hast du dir weh getan?!" Jonas löste sich aus der Umarmung und sah mich ernst an. Er musterte meine Arme, meine Beine, meinen Körper. Er starrte in meine Augen und sah immer abwechselnd in beide Augen. Ich fing jedoch nur an zu lachen. "Was? Was ist?" Jonas, der mich immer noch ungeduldig und aufgebracht ansah, öffnete plötzlich seine Augen, als ich immer noch einfach kommentarlos vor ihm stand und lachte.

"Du Arschloch!" Empörte er sich dann nach langem Einatmen und trat einen Schritt zurück, um die Tür hinter sich zu schließen. "Du hast nur so getan, als ob es dir so schlecht geht, damit ich her komme!" Empörte er sich weiter und ich lachte nur nickend.

"Zweihunderter IQ, Sherlock!" Lachte ich weiter und musste Grinsen. Klar, die Krankheit eiskalt auszunutzen, ist nicht der wahre Weg. Solang es aber funktionierte, (und schließlich ging es hierbei um meine Blacklist, also sei es mir entschuldigt), fand ich es lustig.

"Du bist kacke, Leo! Ich hab mir Sorgen gemacht!" Grummelte der Kölner eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Jaja, jetzt hab dich nicht so." Lachte ich und sah ihn wieder an. "Ich brauch dich aber für etwas. Das ist wirklich essentiell wichtig." Murmelte ich dann kleinlaut und schon lächelte der Kölner wieder.

"Was ist denn so essentiell für dich, Kleine?" Lächelte er, stemmte die Arme ungeduldig in die Hüfte und lehnte sich dann gegen die Wand, um sein Bein zu entlasten.

"Ich brauche dich, um mein Auto wieder zu holen." Sagte ich dann trocken, sah Jonas nur dabei zu, wie er seine linke Augenbraue nach oben zog und seine Lippen auf einander presste, um nicht zu lachen. "Jetzt guck mich nicht so an! Bastian und Lukas haben das entführt und jetzt ist Point Numero Two auf meiner Blacklist das wieder zu holen!" Knurrte ich entschlossen.

"Stehe ich auch auf deiner Blacklist?" Lächelte er niedlich und legte dann den Kopf süß schief. Nachdem ich ihn aber nur unbeeindruckt angesehen hatte, seufzte er und nickte verstanden. "Also bin ich kein Punkt auf der Liste..." murmelte er leise.

"Du bist der Ein-dreiviertelste Punkt der Liste." Erklärte ich und ging dann von ihm weg.

"Du bist der Vorpunkt zu Punkt zwei der Liste, Kölner."

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