"Weißt du, wenn er mich einfach mal machen lassen würde, dann hätte ich auch dieses Tor geschossen." Mario stapfte wütend und voller Elan in die Umkleidekabine, während Mats und ich hoffnungslos versuchten, den Jungs nach einer verkorksten ersten Halbzeit, mut zu zu Reden.
"Mario, die Vorlage war wirklich nicht verwendbar." Mats grummelte kurz, "also jetzt nichts gegen dich, Marco, oder so!" Hing er dann ran und sah Marco leicht lächelnd an, der jedoch, schüttelte nur den Kopf, wank ab und ging in die Kabine.
"Nein, es geht hier nicht um die Vorlage!" Meckerte Mario weiter, sah sich um und erblickte dann Felix hinter meinem Rücken, der sich dort schützend verfrachtet hatte. "Es geht um ihn!" Damit zeigte er auf seinen Bruder und ging motzig Marco hinterher.
Ich seufzte nur und sah Mats an, der wie ein Toter kreidebleich da stand und sich nicht rührte. Er atmete nicht und er zuckte auch nicht mit einer Wimper. Irgendwann musste er doch atmen und atmete laut und ausgiebig aus, was mich irgendwie zum Lachen brachte. "Was zur Hölle ist zwischen euch vorgefallen?" Fragte Mats dann, als er sich zu Felix umdrehte, der bisher nur stillschweigend neben uns stand.
"Nicht mehr, als das, was ihr wisst." Felix schaubte. "Das mit Mario und mir wird dieses Jahr nichts mehr." Er grummelte und zuckte dann mit den Schultern. Dabei sah er schon ziemlich traurig aus, was mich wirklich bedrückte. Ich kannte Mario gar nicht so angespannt und Marco wirkte auch nicht wirklich glücklich.
"Anderes Thema." Felix drehte sich zu mir. "Wie lange bist du noch in Dortmund?" Er lächelte. Ich zuckte mit den Schultern, daran bedacht, dass ich in einem verdammt schicken Hotel untergebracht war, was ich nicht so schnell verlassen wollte. Andererseits, musste ich einmal nach Hause, die Plastikpflanzen gießen und meinen Kram zusammensuchen, um das Spiel nächste Woche kommentieren zu können.
"Ich denke, ich bleibe so lang, bis das mit euch geklärt ist." Setzte ich einen Zeitpunkt fest, doch Felix lachte nur erschöpft auf und wank ab.
"Also erstens, wirst du dann einige Jahre hier bleiben müssen und zweitens, werde ich morgen wieder nach München reisen. Ich hab keinen Bock mehr auf dieses Loch."
"Dieses Loch ist zufälliger Weise meine Heimat und die Heimat deines Bruders, Felix." Knurrte ich. "Du kannst dir nicht immer alles so einfach machen und einfach abhauen." Ich seufzte. Dann behielt ich kurz inne und schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, das wollte ich nicht."
Felix nickte und wank ab. Dann lächelte er schlapp und ging. Und ich hatte es wieder einmal verkackt.
Erste Sahne, Leo.
"Gut, wen vergraulen wir als nächstes?" Fragte Mats total ernst, weshalb ich ihm gegen die Schulter schlug. Meine Gebrüder Grimm gab es nicht mehr. Eine Chance, dieses Spiel zu wenden gab es nicht mehr. Eine Chance zu gehen, nie wieder hier einen Fuß hinzusetzen, gab es nicht mehr.
Es war vorbei.
Irgendwie.
Ich ging in die Umkleidekabine, in der Mario entnervt auf der Bank saß und seinen rechten Fuß massierte. Ich ging auf meinen besten Freund zu, zeigte auf den Fuß und lächelte ruhig. "Darf ich?" Wollte ich wissen und als er mit der Schulterzuckte, aber dann doch nickte, nahm ich diesen und dehnte ihn einmal durch.
Ich hatte definitiv schon besseres in der Hand, als einen durchgeschwitzten Männerfuß, jedoch wollte ich meinem Freund helfen, wenn er Hilfe brauchte. Und er sah gerade nicht ganz so glücklich aus. Ich spürte wie verkrampft und steif sein Fuß war, also sah ich Mario ernst an. "Wie lange ist das schon so?" Mario zuckte nur mit der Schulter, also seufzte ich. "Hör zu, mit diesem Fuß ist es klar, dass du keine Tore schießen kannst. Du solltest zum Arzt gehen. Zweitens, dein Bruder ist hier, um wieder etwas mehr Zeit mit dir zu verbringen. Er wollte ich überraschen, nach dem Spiel. Er wollte mit dir mal wieder etwas Essen gehen, oder was weiß ich."
Ich sah Mario ernst an. "Lass dich bitte einmal auf ihn ein, ja? Felix reist sonst schneller wieder ab, als dir lieb ist." Murmelte ich dann und hoffte, dass die zwei endlich wieder zu sich finden würden.
Mario nickte kurz, stand dann auf und verließ die Kabine, noch bevor er sich die Schuhe angezogen hatte. Diese baumelten in seinen Händen. Marco tauchte neben mir auf und sah mich ernüchternd an. "Er redet momentan nicht so viel. Mit niemandem." Ich nickte und verließ ebenfalls die Höhle der Löwen.
Als ich auf die Tribüne sah, wo Felix und Mats sicher schon auf mich warteten, sah ich Mario und Felix. In einer dicken Umarmung. Ich lächelte.
Da waren sie also wieder, die Gebrüder Grimm.
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Herzschrittmacher
FanfictionFortsetzung von (1)"Ich kommentiere nur.", und (2)"Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE." Die Geschichte um Leonie und Mats geht in die dritte und (!Achtung Spoiler:) letzte Runde! Werden Sie diesmal ihr Glück finden, oder plant ihr Schicksal erneu...