prison of own thoughts

379 10 7
                                    

"Naja, es könnte einfach sein, dass mein Herz irgendwann aufhört zu schlagen. Mein Herzmuskel ist so schwach, dass er sich aufbläht, um seine mangelnde Leistung zu kompensieren. Naja, und irgendwann schlafe ich halt ein..." erklärte ich so leicht wie möglich und hörte nur die zwei Verlobten schlucken, die sich übel ansahen und dann leicht eingeschüchtert nickten.

"Aber Dietmar hält das alles noch ein wenig am laufen und wenn ich irgendwann nicht mehr gehen kann, suche ich mir eine Brücke." Zuckte ich mit den Schultern, meinte es aber komplett ernst, weil ich mir schwörte, dass wenn ich nichts mehr machen kann, ich mich von einer Brücke stürzen würde. Es war wie das älter werden: wenn ich alt und zerbrechlich gewesen wäre, hätte ich es auch beendet. So musste ich es nun früher machen. Änderte aber nicht viel an der Grundidee.

"Aber da muss man doch etwas machen können, ich meine-" begann Lukas dann total aufgebracht und sah mich mit großen Augen an. Er lehnte sich in den Sessel, nachdem ich mehr oder weniger sichtbar den Kopf geschüttelt hatte.

"Nun ja, da muss es einen Menschen geben, der das gleiche Blut wie ich hat und hirntot ist und Organspender ist und dann könnte ich eine fünfzehnprozentige Chance haben." Überlegte ich, sah dann zu Basti der nur die abgestandene Luft aus seiner Lunge auspustete.

"Aber fünfzehn Prozent sind immerhin fünfzehn Prozent.", versuchte er positiv zu denken, nickte dann leicht erfreut und als ich Nur seufzte und mit dem Kopf schüttelte, um dagegen zu demonstrieren, dass mir ein Außenstehender, der rein gar nichts mit mir und meinen Gedanken und meiner Lage zutun hatte, Hoffnung machte.

Ich wollte nicht, dass mir irgendjemand aus meinem Umfeld gut zuredete. Dass mir irgendwer so viel Hoffnung zu sprach, dass ich dann den Boden unter den Füßen verlor, wenn mir der Arzt das Okay zum gehen lassen gab. Und das alles hätte Vielleicht eine Chance in meinem Gemüt, wenn ich selbst damit klar kam. Wenn ich selbst damit klar kam, dass es Menschen an meiner Seite gab, die Hoffnung hatten. Die dafür kämpfen wollten, dass ich ein normales Leben führen könnte. Dass ich Menschen an meiner Seite hatte, die daran glaubten, dass ich irgendwann noch einmal einen Ball am Fuß hatte. Doch ich kam mit alle dem nicht klar Und das wär mein Problem. Weil ich selbst schon die Hoffnugn aufgegeben hatte.

Denn mein Kopf machte mir einen Strich durch die Rechnung. Mein Kopf war es, der mich Gefangen hielt in einem Wirrwarr aus Gedanken, die mir sagten, ich würde sterben und Gedanken, die mir sagten, dass ich irgendwann noch einmal Glück mit dem Schicksal hatte. Mein Kopf war es, der es mir unmöglich machte, daran zu glauben, dass ich noch einmal glücklich werden würde. Mein Kopf war es, der mich einsperrte in meiner eigenen, kleinen Welt ganz weit außerhalb von irgendwelchen kranken Spielen. In meiner Welt gab es zwei Schichten: die Lebenden und die, die bald in den Himmel reisen würden.

Denn ich war eingesperrt in einem Gefängnis, das ich mir selbst baute. Das mir mein Kopf selbst baute.

"Meinst du, sie ist gestorben?" Lukas hatte sich so dicht vor mich gestellt, dass ich seinen warmen Atem in meinem Gesicht spürte. Ich zuckte Zusammen und zwinkerte mit den Wimpern. "Oh, nein." Grinste er dann, klopfte mir freundlich auf die Schultern und trat dann einen Schritt zurück.

"Ich glaube, ihr müsst gehen." Sagte ich dann hektisch, sammelte ihre Sachen zusammen, die ich Basti in die Hand drückte und lächelte schief.

"Ich steige nicht nochmal in das Golfcart." Murmelte Lukas geknickt und sah mich dann leicht empört an.

"Luk, lass sie." Antwortete Basti höflich, wie immer und lächelte mir dann lieb zu, ehe er seinen Verlobten zur Tür zerrte.

"Können wir dein Auto haben?" Fragte Lukas dann mit einem Hundeblick auf den Augen und schmollte mit den Lippen.

"Ich brauche das selbst." Grummelte ich, in der Hoffnung, die zwei würden endlich gehen.

"Du darfst doch gar nicht mehr fahren." Stellte Lukas fest und lehnte sich sehr provokant und freundlich wie immer in den Türrahmen.

"Lukas." Knurrte dann Basti, zog seinen Verlobten aus der Tür, umarmte mich zum Abschied und lächelte entschuldigend.

"Lukas!" Rief ich den zwei nach, ergriff den Auto Schlüssel und warf ihm den Profisportler zu. "Passt gut auf Kaddi auf." Murmelte ich dann und schloss seufzend die Tür.

Glücklich darüber, dass mir niemand mehr in meinem eigenen Gefängnis rumhampelte, weil ich besessen darauf war, allein in meiner eigenen Welt zu leben.

HerzschrittmacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt