ein Teil von ihm

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"Ok, wow. Metaphieren kann der Schweizer noch." Murmelte Timo baff und mit hochgezogenen Augenbrauen. Er pustete sich eine Strähne aus der Stirn und stemmte dann seine Arme in die Hüfte. Er begutachtete den Torwart misstrauisch und legte dann seinen Kopf schief.

"Was zur Hölle ist da passiert, Roman? Du musst mit uns reden." Mario kniete sich vor seinen Kollegen und belächelte ihn zärtlich und fürsorglich. Roman jedoch, schüttelte nur überzeugt seinen Kopf und schwieg weiter den Boden an. Das Kühlpack, das ich ihn gab, hielt er nüchtern gegen seine Stirn und grübelte über irgendetwas. Er hörte uns jedenfalls nicht zu, er hatte auf Durchlauf geschalten und saß nun nur noch seine Zeit hier ab.

"Roman, wir finden dich auf einer Straße irgendwo in München. Du warst komplett betrunken und hast zuvor gegen eine Wand geschlagen. Du warst nur noch ein Haufen Elend auf der Straße. Also bitte sag uns, was-ist-da-passiert?" Die letzte Frage zog Mario lang, indem er zwischen jedem Wort betonend eine Pause machte.

Doch Roman schwieg weiter, schüttelte nur wieder den Kopf und ich sah die Jungs an. "Jungs, geht wieder vor die Playstation." Murmelte ich und Marco nickte einverstanden. Mario folgte dem Blonden nur unter Zwang in das Wohnzimmer und Timo seufzte noch einmal skeptisch, bevor er sich dann auch umdrehte und den Raum verließ.

"Ist doch ekelhaft, dass die Zwei sich so krass lieben, oder?" Roman blickte zu mir hoch, sah mich dann an und nickte zu Mario und Marco, die Händchenhaltend die Küche verlassen hatten. Ich lächelte nur, als ich Romans Stimme hörte und nickte dann. Ja, irgendwo hatte er schon recht. "Wie läuft es eigentlich mit Max?" Er legte den Kopf schief und merkte schnell, dass er einen Wunden Punkt getroffen hatte, weshalb er nur ein leises "Oh" murmelte und dann wieder auf den Boden sah.

"Ja, naja." Atmete ich aus. "Selbst dein bester Freund kann dir nunmal die Flügel brechen. So ist das in dieser Zeit." Grummelte ich und sah dann Roman an, der wieder hochgesehen hatte und leicht lächelte.

"Und das erste, das man vergisst, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, ist seine Stimme." Murmelte dann Roman und rundete so meinen Gedankengang perfekt ab, weshalb ich nichts sagte, sondern nur schweigend nickte. "Es ist bestimmt schwer, oder?" Fragte er dann wieder und ich weitete nur die Augen und begann groß zu nicken. Oh ja, es war sehr schwer. Alles war sehr schwer.

"Was ist da draußen wirklich passiert, Roman?" Fragte ich ihn dann zärtlich, setzte mich neben ihn und tätschelte seinen Rücken. Doch der Schweizer schien nicht sehr begeistert über die ganzen Fragen über ihn zu sein, weshalb er wieder nur mit den Schultern zuckte und schwieg. Ich nickte also und begann zu seufzen. "Gut, dann keine Fragen mehr zu gestern Abend." Beschloss ich und er lächelte mir nur dankend zu.

"Aber irgendwann kannst du nicht mehr davor wegrennen, Roman. Irgendwann wird es dich einholen, zu Boden drücken und keine Gnade weichen lassen." Murmelte ich und meinte damit natürlich nur, dass Schweigen nicht die Beste Art war, um seine Probleme zu lösen. Doch der Torhüter, den ich einst so liebte und als starken Mann kennenlernen durfte, zuckte wieder nur desinteressiert mit seinen Schultern und spielte dann mit seinen Fingern.

"Ich weiß, aber kennst du nicht dieses verdammt leere Gefühl? Dieses eine, desinteressierte Gefühl, indem sich dein Körper befindet? In dem es dir sogar egal ist, wenn du ohne zu gucken über die Straße läufst, weil dir Scheiß egal ist, ob ein Auto kommt, oder nicht? Und jetzt sei mal ehrlich, Leo. Schaust du, ob ein Auto kommt, bevor du über die Straße läufst? Ich weiß nämlich, was- oder wen du mit Mats verloren hast. Das heilt nicht mehr. - Nie mehr. Und das Schlimmste ist, wenn du von der Person träumst, die du liebst und verloren hast und dann aufwachst und die ganze Scheiße von vorn beginnt. Aber das ist irgendwie ein Teil von mir. Von uns und von denen auch."

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