look at me

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"Also, wir müssen uns langsam zusammensetzen, Frau van Basten. Es wird Ihnen nicht besser gehen und ich denke, wenn Sie weiter so machen, wie Sie gerade leben, endet die ganze Geschichte ganz und gar nicht gut." Doktor Dickens, der streng wie immer seine Brille aufgesetzt hatte und über diese drüber sah, um mich vielleicht schärfer anzusehen, als mit Brille, legte seine Arme auf den Schreibtisch und lehnte sich vor, um mich besser fokussieren zu können. Er seufzte und wartete auf eine Reaktion meiner Seits, die nicht kam, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, dem Arzt vor mir nicht zu zuhören, sondern nur genervt zu Mustern.

"Sie scheinen das alles nicht ganz so ernst zu nehmen, aber sie stehen kurz davor, einfach einzuschlafen. Ihre Herztöne sind grauenvoll." Betonte er noch einmal und ich nickte einfach nur bevor ich ironisch anfing zu lachen und schon nach hinten Griff, um meine Tasche zu nehmen und dann zu gehen. "Frau van Basten, das ist hier alles sehr ernst zu nehmen!" Wurde er lauter und musterte mich nun noch strenger.

"Was kann ich denn dagegen tun, hm?" Seufzte ich leise und zog meine eine Augenbraue nach oben, um etwas uneingeschüchteter zu wirken, als ich es wirklich war. Schließlich erklärte mir Doktor Dickens gerade meinen Todestag und ich saß ihm nur hilflos und wehrlos gegenüber und konnte nichts tun, als die ganze Sache über mich ergehen zu lassen. Ich wartete schließlich auch auf seine Antwort, die auch nicht direkt kam, lehnte mich dann zurück und musterte den Arzt genau.

"Sie brauchen einen Spender." Sagte dieser gerade aus, tippte irgendetwas in seinen Computer ein und dann sah er mich wieder an. "Ich denke, das ist bei dem Zustand Ihres Herzens die beste und-" er schnaufte einmal kurz, um mich noch einmal ansehen zu können "ich denke auch einzige Lösung." Dann grummelte er leicht, tippte wieder wild auf der Tastatur herum und sah mich an.

"Unterlassen Sie das bitte." Murmelte ich leise und deutete auf die Tastatur, die mir tierisch auf die Nerven ging, einfach, weil sie die Ruhe störte, die ich gerade sehr genoss. Die Ruhe, die ich brauchte, um mich zu beruhigen und um mich davon abzuhalten, direkt loszuheulen. 

Der Arzt räusperte sich nur und nickte. "Tut mir leid." Murmelte er dann leise und sah mich traurig an. "Das alles." Hing er noch hinten ran und ich nickte nur dankend, lächelte den Arzt an und stand dann vorsichtig auf, um Doktor Dickens nicht direkt zu überfordern.

"Gut, ich denke, ich muss dann." Ich lächelte verlegen und zeigte auf die Tür hinter mir, kratzte mir am Hinterkopf und gab ihm dann die Hand, um guten Gewissens den Raum verlassen zu können. Ich stolperte also überfordert aus dem Sprechzimmer, ging den langen, weißen und langweiligen Flur entlang zum Wartebereich. Ich stellte mich an den Tresen, machte einen Termin für den nächsten Donnerstag aus und atmete dann tief in mein Asthmaspray, um vor Verlegenheit nicht direkt zu ersticken. Wieso ich so verlegen war, wusste ich nicht, versuchte es deshalb auch einfach irgendwie zu ignorieren.

Das alles funktionierte ganz gut, bis ich in bekannte, braune Augen sah, die mir sofort wieder das Blut in den Kopf schießen ließen. Diese Augen funkelten, doch wendeten sich direkt ab, sobald sie mich sahen. Die Person hinter den schönen, braunen Augen, schüttelte nur ganz langsam und vorsichtig den Kopf, presste dabei die Lippen auf einander und zuckte nur entschuldigend mit den Schultern, ehe die mir bekannten Augen von meinen wichen und Dann wieder verschwanden. So, wie sie immer verschwanden und so, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Und das einzige, das ich mir wünschte, war dass mich diese Augen noch einmal ansehen würden und mich dann nicht mehr loslassen würden.

HerzschrittmacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt