Herzschrittmacher

und dann trifft er dich genau dort

Ich musste zweimal blinzeln, um mir wirklich sicher zu sein, wer gerade vor meiner Nase stand. Mein Mund öffnete sich und ich drehte mich ruckartig um. "Leo, warte doch bitte!" Ertönte seine Stimme, doch ich lief einfach wieder in das große Gebäude hinein, spürte, dass meine Beine langsam nachließen und hörte die Schritte hinter mir. Seine Schritte. Mein nächster Blick galt dem Hinterausgang, den ich verwendete. "Fuck ist das kalt." Vernahm ich seine Stimme, drehte mich und betrachtete ihn. Sein weißes Tshirt war eine Nummer zu groß, eine Jacke an diesem kalten Tag trug er nicht. Seine schwarze Jeans stand ihm so gut wie das schlichte Shirt, das einfach nur an ihm herab hing.

"Was zur Hölle tust du hier?" Ich sah ihn traurig an, räusperte mich dann und kam nochmal zu Wort: "Nach all der Zeit?" Flüsterte ich leise und starrte dann betrübt auf den Boden. Ich wollte diese Konversation nicht. Ich wollte diese Begegnung nicht. Ich wollte endlich mit diesem Menschen abschließen.

"Ich wollte mich für die ganze scheiße entschuldigen." Grummelte er, legte seinen Kopf schief und legte seine Hand unter mein Kinn, damit er mir in die Augen sehen konnte. Er sah schlecht aus. Seine Augen waren rot unterlaufen und seine Augenringe machten mir Angst. Er hatte sein Lächeln verloren und er hatte das Leuchten in seinen Augen nicht mehr. Ihn so zu sehen, schmerzte mir mehr, als ihn überhaupt sehen zu müssen. Genau das gleiche dachte er wahrscheinlich auch von mir, deshalb befreite ich mich von seinem Griff und starrte wieder auf den Boden.

"Die Scheiße, dass du zwei Mal feige abgehauen bist? Oder die Sache, dass du mir das Herz gebrochen hast?" Ich legte meinen Kopf schief und wollte gerade gehen, da vernahm ich ein Feuerzeug. Erschrocken blickte ich hoch. Dann stand er dort, mit einer Zigarette zwischen den Lippen und war gerade dabei, diese anzuzünden. Ich schlug ihm die Zigarette vom Mund weg und starrte ihn erschrocken an. "Was ist denn mit dir passiert?"

Doch er erwiderte nichts, sah mich an und schaute traurig. "Weißt du, wie scheiße teuer sowas ist? Ich versteh so wie so nicht, was rauchen bringen soll." Es war mehr eine Konversation für sich, doch ich nickte nur und rettete mich wieder von seinem Blick. "Es tut mir alles so leid, Leo." Hing er dann hinten dran und ich schüttelte nur meinen Kopf, lachte humorlos und desinteressiert auf und sah ihn dann wieder an.

"Ist das hier jetzt so eine Konversation, um dein schlechtes Gewissen wieder in den Griff zu bekommen?" Ich blitzte ihn böse an, stemmte die Arme in die Hüfte, damit ich mich größer wirken ließ, als ich ihm gegenüber war. Er schüttelte nur den Kopf, doch ich lachte wieder nur. Ich glaubte ihm nicht. "Pass auf, ich habe auch viel Scheiße gebaut. Viel zu viel um genau zu sein, aber ich bin nicht jedesmal immer und immer wieder feige abgehauen. Ich war für meine Freunde da. Und jetzt gib mir einen Grund, wieso ich mit dir reden sollte, Mats Hummels."

Ich drehte mich, setzte zum Laufen an und verschwand dann durch die Tür den Flur hinunter, immer mit den Worten im Kopf, dass ich mich jetzt nicht umdrehen dürfe. Ich legte einen Gang zu, kam zurück zu den Jungs und sah sie dann an. Ich starrte sie alle abwechselnd an und zeigte dann auf mein Auto. "Er fährt nicht bei uns mit. Jonas, Lukas, Lee?" Ich sah die drei hintereinander an. "Kommt." Befahl ich, setzte mich in mein Auto und wartete darauf, dass wir losfahren konnten. "Was tut er hier?" Knurrte ich, als sich Lukas in das Auto geschwungen hatte und den Motor startete.

"Wir sammeln halt alle ein, die nicht rechtzeitig zur Hochzeit da wären." Erklärte er monoton und ich nickte. Klar, was auch sonst? Wäre ja auch zu kompliziert, einmal auf den Verteidiger zu verzichten.

"Wusstet ihr, dass er raucht?"  Fragte ich dann und Leon zuckte nur mit den Schultern, drehte sich zu mir um und legte den Kopf schief. "Ich meine, er ist Profisportler - er unterschreibt damit praktisch seine Kündigung. Wieso sollte er das tun?"

"Vielleicht raucht er ja, weil er genau so tot und zerbrochen ist, wie du."