Just a little signature

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Die Nacht über blieb ich wach, dachte über Bastians Worte nach und saß still schweigend in meinem Bett, das mir Fiete bereitgestellt hatte und las. Ich las erst die neuesten Artikel über den deutschen Fußball, dann las ich meine Emails, meine Nachrichten und schließlich sah ich einmal auf WhatsApp, eine App, die ich gefühlt nie benutzte. Ich wusste selbst nicht wieso, schließlich war es in dieser Welt Kommunikationsmittel Nummer eins. Ich ging auf Mats' und meinen Chat, las mir die wenigen Nachrichten, die noch übrig waren, da Mats sie fast alle gelöscht hatte. Ich schniefte einmal, wünschte, ich könnte in der Zeit reisen, um mir einen neuen Teampartner auszusuchen. Vielleicht hätte ich dann gar nicht erst Fußball gespielt, vielleicht wäre ich auch eher zum Arzt gegangen. Vielleicht wäre mein Leben dann nicht so dahin, wie jetzt.

Ich lehnte mich gegen die kalte Wand und zog meine Knie an, dann fummelte ich mein Handy aus der Hosentasche und starrte auf das kleine, schwarze Ding. Ich spiegelte mich im schwarzen Display. Mehr tat ich nicht, ich saß da und starrte mich selbst an. Dann schließlich, kramte ich einen Zettel aus meiner anderen Hosentasche. Der Zettel war doppelt und dreifach gefalten und schimmerte schon nicht mehr weiß. Er war voller Kaffee- und Essensflecken.

Schließlich schloss ich meine Augen, überlegte, was das Leben noch für mich parat hatte und in wie fern es mir etwas nützen würde, länger am Leben zu bleiben, als das Schicksal für mich vorgesehen hatte.

Dann legte ich meinen Kopf in den Nacken und seufzte. Als ich meine Augen öffneten, spürte ich, wie eine Träne an meiner Wange runter kullerte und durch einen kurzen Windzug merkte ich, dass sich die Tür geöffnet hatte. Ich wischte mir also sofort die Tränen aus den Augen, steckte den Zettel zurück und sah dann in Fietes Augen. "Alles okay bei dir?" Fragte der jüngere dann, lächelte und blieb in der Tür stehen. Ich nickte nur und sah ihn dann genau an.

"Kannst du nicht schlafen?" Fragte ich, um von mir abzulenken und sah Fiete ernst an, der nur lächelnd den Kopf schüttelte, einen Schritt in den Raum machte, um die Tür hinter sich zu schließen.

"Nein, mein Haus ist voller schnarchender Männer, also keine Ahnung, womit du gerechnet hast, aber es ist laut da draußen. Sehr laut." Grummelte er nur in tiefer Stimme. Ich nickte wieder nur auf seine Antwort und lehnte mich wieder zurück. "Was hattest du da für einen Zettel?" Fragte er neugierig und ich spürte, wie mein Herz anfing zu rasen, weil ich mir noch keine Ausrede ausgedacht hatte. Ich starrte also nur nach unten, ohne ihm zu antworten. Ich seufzte schwer, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah dann Fiete an, der nur besorgt und mitleidig zu mir, zeigte fragend auf den Platz neben mir, den ich benickte. Er setzte sich also vorsichtig neben mich und legte dann einen Arm um mich, um mich näher an sich ran zu ziehen.

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und schniefte laut. Ich ließ alles raus und genoss es einfach, dass jemand neben mir saß und mir dabei zu hörte. "Schhh, was ist denn los?" Fiete legte fürsorglich eine Decke um mich und tätschelte meinen Rücken. Dann riss ich mich für eine kurze Zeit zusammen, fummelte den Zettel wieder aus meiner Hosentasche und hielt ihm diesen hin. Fiete zögerte nur kurz und nahm mir dann das Stück Papier ab. Er faltete den Zettel misstrauisch und sehr langsam auf und begann dann zu lesen. Einige Minuten herrschte völlige Ruhe, dann faltete Fiete den Zettel zusammen, stand auf und verließ das Zimmer.

Ich starrte nur auf das Blatt, tat nichts, außer Schluchzen und sitzen. Mein Herz raste und gleichzeitig fühlte es sich so leer und so schwach an, dass ich glauben vermochte, es könnte aufhören zu schlagen. Fiete kam mit einem Stift wieder, schloss die Tür hinter sich und hielt mir den Kugelschreiber hin, während er sich neben mich setzte. "Ich möchte nicht sagen, dass ich dafür bin, dass du eine Patientenverfügung unterschreibst-" er stoppte und sah mich an. -"Aber wenn du das wirklich möchtest, dann bleibe ich hier und werde dich dabei unterstützen." Wieder sah er zu mir, vernahm mein kurzes, stummes Nicken und tätschelte mit dann weiter den Rücken.

"Ich bin für dich da, Leo. Und das bleibt unter uns."

HerzschrittmacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt