Update: tot

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"Ich werde definitiv nicht zurück nach München. Nicht jetzt. Ich schaff das nicht. Das können Sie sich sowas von abschminken." Knurrte ich, als mir der behandelnde Arzt versuchte zu erklären, dass ich einen Anfall hatte und mein Herzschrittmacher scheinbar nicht mehr in Takt war. Da war dieser Arzt, der mir versuchte zu erklären, nachdem ich in einer vertrauten Umgebung neben einem EKG erwachte, dass mein Herz irgendwann schlapp machen würde, wenn ich nicht sofort zurück in die Herzklinik nach München gehen würde.

"Es tut mir auch sehr leid, Ihnen so entgegen treten zu müssen, Frau van Basten, aber-" versuchte es der Arzt weiter, doch ich wank nur ab und lachte ironisch auf. Für mich sollten Ärzte Lebensretter darstellen, doch dieser zeigte mir nur die dunkle Realität, die ich beim besten Willen nicht sehen wollte.

"Sie können sich ihre ganze Ich-halte-Sie-nur-am-Leben-Einstellung in den Arsch schieben, geehrter Herr Dickens." Ich wank zickig ab, drehte mich und ging wieder auf mein Zimmer, um meine Sachen schnellstmöglich zusammen zu packen und aus diesem Sterilem Gebäude zu fliehen. So, wie ich es die letzte Zeit immer tat und so, wie ich es immer tun werde. In der Hoffnung, ich würde das alles überleben.

"Ich bin Ihr behandelnder Arzt und ich schlage ihnen vor, das hier anzunehmen und so schnell wie irgendwie möglich nach München zu fahren." Der Arzt hielt mir ein Asthmaspray vor die Nase, deutete auf das Fenster und wirkte plötzlich strenger, als vorher. Ich schüttelte aber nur den Kopf, packte meine Sachen und sah dann den Arzt böse an. Er sollte gehen. Mehr wollte ich gar nicht von ihm. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen.

"Ich werde definitiv nicht zurück in dieses Krankenhaus." Knurrte ich empört, begann fürchterlich zu husten und entschied mich dann doch dazu, nach dem Spray zu greifen, um den erstickenden Reiz in meiner Lunge erträglich zu machen.

"Sie haben leider keine andere Wahl." Erklärte der Arzt und ich fragte mich, ob dieser kein Empathievermögen hatte, oder ob er es einfach überspielte, weil er das in seinem Job nicht zeigen durfte. Was auch immer es war, ich stempelte meinen amüsanten Freund als Arschloch ab und lächelte dann nett.

"Danke, aber ich komme klar." Erklärte ich dann, raffte mich auf und der Arzt stellte sich mir in den Weg, damit ich gar keine Wahl hatte, als ihm bei seiner Moralpredigt zu zuhören. Ich seufzte also, stemmte meine Hände in die Hüfte und knurrte hin und wieder leise.

"Ich kann Sie auch als nicht zurechnungsfähig eintragen lassen, dann wohnen sie vorerst im Krankenhaus, bis wir einen passenden Spender gefunden haben. " zwang mich der Arzt zu Boden und ich schaffte es nur noch, meine Augenbrauen teuflisch in mein Gesicht zu ziehen.

"Das wagen Sie nicht." Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf und wusste nun nicht mehr wo oben und unten war. Der Arzt, der mir eigentlich eine Chance zum Leben geben sollte, nahm es mir gerade. "Ich dachte, Ärzte retten Leben." Grummelte ich also verletzt und der Blonde vor mir nickte nur.

"Es ist meine Pflicht, Ihr Leben zu retten und das ist leider nicht anders möglich." Der Arzt nickte und schaute mich durch seine grünen Augen musternd an. Er durchbohrte mich mit seinen Blicken, ehe ich ihnen auswich und meinen Kopf drehte.

"Dann lassen Sie mich gehen. Andererseits zerstören Sie nur mein Leben." Und damit drängelte ich mich an dem Größeren vorbei, fand auf dem Weg Jonas, Mario und Marco, die beunruhigt auf einer Bank saßen und stumm gegen die Decke starrten und fiel ihnen in die Arme. Es gab gerade nichts Schöneres, als in den Armen der Wichtigsten Personen meines Lebens zu liegen. Dann flüsterte ich nur noch mit rauer Stimme, bevor ich meine Augen schloss:

"Kein Wort zu Max. Der macht sich nur unnötig Sorgen und er hat bald ein wichtiges Spiel, auf das er sich konzentrieren soll."

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