"Leon, was meinst du?" Ich spürte, wie mein Herz anfing, schneller zu schlagen, einfach nur, weil ich aufgeregt war. Aufgeregt darauf, was jetzt passieren würde, was er mir jetzt sagen würde, was ich jetzt hören würde. Aufregung machte sich in mir breit, brachte mich leicht zum Schwitzen und ich wurde mit Adrenalin überschüttet. Adrenalin, das mich töten könnte. Ein Hormon, das mein Herz so schnell schlagen lassen konnte, dass der Herzschrittmacher nicht hinterher kam. Es konnte mich umbringen. Jeder seiner Sätze konnte mich umbringen.
"Basti meinte einfach, dass ich auch auf der Liste stehe. Mehr wollte er nicht sagen." Grummelte Leon dann und ich spürte sein Lächeln auf meiner Haut. Ich wusste, dass der Mittelfelder gar nicht wusste, was gerade mit mir abging und ich wusste, dass er dafür keine Schuld trug.
"Bastian also..." überlegte ich laut. Mir war ab sofort bewusst, dass Basti nun wusste, was ich vorhatte. Er wusste alles. Er wusste den Punkt mit dem Kleid, er wusste jeden dieser Punkte. Er wusste alles und ich hatte keine Chance, etwas dagegen zu tun. Und das nervte mich. Es nervte mich tierisch. Diese Liste war das letzte, das ich in meinem mickrigen Leben noch schaffen wollte. Ich hatte sie ins Leben gerufen, um zu verstehen, wieso ich eigentlich lebte. Ich war nicht so, wie die anderen Kranken Menschen dieses Planeten. Ich schätzte mein Leben nicht wert. Ich hatte es nie wertschätzen gelernt, weil jedes mal, wenn ich glücklich war, mir das Leben einen Arschtritt verpasst hatte. Mit dieser Liste wollte ich mich wehren. Ich wollte mir damit selbst bewusst machen, wie wertvoll das Leben ist und nun hatte mir Basti auch dieses Gefühl genommen.
"Ja, ich will nur sicher gehen, dass da nicht sowas drauf steht wie: Leon schlagen, oder so." Murmelte er dann lachend und ich musste auch ein wenig schmunzeln. Natürlich stand sowas in dieser Art nicht auf der Liste (außer bei Mats Hummels, den ich definitiv noch einmal schlagen wollte).
"Leon schlagen ist notiert." Grummelte ich und tief in meinen Inneren spürte ich immer noch eine Art Wut gegenüber Bastian. Ich lehnte mich also Zähneknirschend zurück und beobachtete die Straße. Basti hatte sich in den letzten Stunden nicht viele Freunde gemacht. Jedenfalls war Lukas nicht gut auf ihn zusprechen, Jonas sowieso nicht, weil er gerade in einer Form Kölnerdepressionen schwebte und ich war einfach nur angepisst darüber, dass Bastian scheinbar meine Liste gelesen hatte.
"Gib mir mal Basti." Grummelte ich also, weil ich einfach mal ein wenig Drama machen wollte. Wieso auch nicht? Ich hatte gar keine Ahnung wo wir hin wollten und anstatt zu nerven, wollte ich einmal richtig die Kranke, Depressive raushängen lassen. Tief in mir stieg der Teufel auf, der sich tierisch darüber freute, jetzt richtig die sau raus zu lassen. Er freute such darauf, aus seinen kleinen, dunklen und engen Raum meines Herzens, das ich ihm gewährte, empor zu steigen und Unheil zu verbreiten. Ich spürte das breite Grinsen des Teufels tief in mir und sofort musste ich auch anfangen zu lächeln.
"Basti, Leo will mit dir sprechen." Hörte ich Leon noch sagen und dann war kurz Ruhe. Ungeduldig klopfte ich mit meinen Fingern auf dem Armaturenbrett der Tür des Autos und starrte durch das Fenster raus auf die Straße. Ich wusste nicht genau, wo wir uns gerade befanden, jedoch lang würden wir nicht mehr fahren. Hoffte ich jeden falls, ich musste schließlich so langsam auch auf die Toilette. "Du bist jetzt auf laut, Leo." Gab mir der Lockenschopf das Okay und ich atmete so viel Sauerstoff ein, wie ich nur konnte, um direkt loslegen zu können.
"Bastian Schweinsteiger." Begann ich ausatmend und provokant. Ich versuchte so wütend und tötend, wie nur möglich zu klingen und atmete noch einmal tief ein.
"Bitte nenn mich irgendwie anders. Bastian Schweinsteiger klingt so..." er legte eine kurze Denkpause ein und antwortete dann: "gezwungen". Ich nickte nur augenrollend und schüttelte dann mit dem Kopf.
"Ok, Bastian und elender Penner. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, in meine Blacklist zu gucken und das zu lesen? Das war sehr privat. Das ist sehr privat und das geht niemanden etwas an! Was fällt dir ein?! Für dich mag es nur eine Liste sein, für mich ist es aber etwas mehr! Und alles war gut und dann kamst du und mischt dich wieder irgendwie in mein Leben ein." Ich seufzte und machte deshalb eine kurze Pause, weil ich merkte, dass mir das ganz dann doch ziemlich nah ging.
"Beruhig dich, Kleine und warte ab, ok? Wenn wir mit unserer Tour fertig sind, kannst du dich immer noch bei mir bedanken." Dann überlegte er kurz. "Und dich für dein Penner entschuldigen."
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Herzschrittmacher
FanficFortsetzung von (1)"Ich kommentiere nur.", und (2)"Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE." Die Geschichte um Leonie und Mats geht in die dritte und (!Achtung Spoiler:) letzte Runde! Werden Sie diesmal ihr Glück finden, oder plant ihr Schicksal erneu...