a lot to do

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"Wenn die Wahrheit nicht daraus besteht, dass du ein kleines, feines Arsch-" ich stoppte und sah dann in die verletzten Augen meines Gegenübers. "Ich weiß doch schon, wie du tickst. Ich kenne dich jetzt seit zwei Jahren."

"Die Wahrheit ist, dass ich Leon liebe und ich musste das erst für mich verstehen. Ich bin zu meiner Familie gereist, habe ihnen alles erklärt und dort einige Zeit verbracht. Ich hatte Angst vor der Wahrheit. Einfach Angst und als ich sie eingesehen hatte, mich darauf vorbereitete, es dir zu erklären, fand ich dich mit Timo. Und meine Überreaktion galt nicht dir, oder Timo. Ich hatte mich in dem Moment wie jemand gefühlt, der nichts selbst auf die Reihe bekommt und dann bin ich weg. Als ich dann aber mit dir reden wollte, fand ich dich mit Leon und das brach mir irgendwie das Herz, weil ich nicht verstand, wieso du es schaffst, mit deinem kleinen, zerbrechlichen Herz, mit Leon so ein gutes Verhältnis zu haben und ich nicht.

Und dann wurde ich scheiße eifersüchtig und ich war enttäuscht von mir selbst, habe mich mit dir verglichen, was komplett falsch war und dann musste ich mir zuerst klar werden, was ich wollte. Das wurde mir jetzt erst klar und dann bin ich direkt her und wenn du mich jetzt hassen willst, dann kann ich das nachvollziehen, aber bitte sei dir bewusst, dass-"

Ich unterbrach ihn, indem ich ihn in den Arm nahm und meinen Kopf fest gegen seine Brust drückte. Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab und tätschelte mir beruhigend den Rücken. Ich schloss meine Augen und für kurze Zeit fühlte sich alles so wie früher an. Alles fühlte sich vertraut an. "Ich könnte dich niemals hassen." Schluchzte ich und vernahm dann ein erleuchtertes Ausatmen.

"Es tut mir alles so verdammt leid, ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist und-" begann Max erneut, doch ich schüttelte nur immer wieder den Kopf, sodass er stoppte und mich dann ansah.

"Keine Entschuldigungen mehr, Max. Wir müssen etwas erledigen." Beschloss ich dann und Max sah mir nur verwundert hinterher, nachdem ich mich aus der Umarmung gelöst und mich auf den Weg in die Küche gemacht hatte. Er war mir missmutig bis hierhin gefolgt, sah mich an und zog dann eine Augenbraue nach oben. "Du hast so viel Scheiße verpasst, da wäre es unglaublich schwer, dir alles zu erzählen-"

"Soll das jetzt irgendwie eine kleine Racheaktion dafür werden, dass-"

"Oh mein Gott, Max Meyer! Nein." Unterbrach ich ihn mit fester Stimme und sah ihn mit tiefen Blicken in die Augen. Sie strahlten wieder mehr, als vorher und irgendwie machte es mich glücklich, seine blauen Augen wieder leuchten zu sehen. Sie waren schließlich lang mein Leuchtturm, der mich nach Hause geführt hatte. Bis dieser irgendwann erloschen war und ich auf hoher See verloren ging. Als dann ein Sturm aufzog, fand der Leuchtturm aber zurück zu neuer Leuchtkraft, also fand ich Heim.

Mein Zuhause war er.

Er war es, was ich wochenlang missen musste und nun war er zurück und ich konnte nicht anders, als mich mit ihm auf die wahrscheinlich letzte meiner Reisen zu machen. Ich wollte es mit ihm.

Und zwar nur mit ihm.

"Das klang gerade so..." er pausierte und sah mich mit schrägem Blick an: "Vorwurfsvoll." Ergänzte er seinen Satz und seufzte dann. Nachdem ich einige Sachen zusammengepackt und hektisch meine Schuhe angezogen hatte, zeigte er auf diese und grummelte skeptisch. "Sind das nicht Marcos?"

Ich nickte und lächelte. "Braucht er nicht mehr, brauch ich. Erste Sahne Deal." Zufrieden grinste ich und hielt ihn auf, als er durch den Türrahmen raus die Wohnung verlassen wollte. Dann zog ich ihn in eine tiefe Umarmung und legte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich hörte seinen Herzschlag und schloss die Augen. "Ich würde dir nie Vorwürfe machen, Max. Ich wäre selbst nicht besser gewesen. Und ich kann verzeihen. Viele Menschen können das vielleicht nicht, aber das Leben ist zu kurz, um nicht zu verzeihen."

Ich sah hoch in seine Augen. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, dann nickte er und umarmte mich erneut. "Ich danke dir, Leo. Für Alles. Wirklich Alles."

"Auch für den Einlauf?" Frech grinste ich und löste mich aus der Umarmung.

"Auch für den Einlauf." Lachte er und zog mich dann die Treppen runter. "Lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden, Fräulein." Er lachte erneut und ich schüttelte zufrieden den Kopf.

"Nein, nein. Dafür haben wir zu viel zutun!"

HerzschrittmacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt