Besuch aus dem Loch

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Ich denke, die letzte Woche könnte ich mit genau zwei Wörtern beschreiben: Pure Langeweile. Meine Woche bestand aus einem traurigen hin und her zwischen Superbowl und Premierleague. Die Bundesliga wurde auch hier und da einmal eingeschalten, interessierte mich auch, jedoch waren die Spiele so dermaßen langweilig, dass ich so ungefähr bei jedem dritten Spiel eingeschlafen bin. Wenn das mal reichte. Enttäuschend an meiner letzten Woche war vor allem, dass unsere Skype-Konversationen ungefähr immer mit einem "das wird schon, Leo" endeten, weil - noch enttäuschender- Mats sich nach den zwei gemeinsamen Tagen nicht ein einziges Mal gemeldet hatte. Ich meine, ich hätte mir denken können, dass diese zwei Tage wieder nur dazu dienten, mir zu zeigen, wie kaputt ich eigentlich war. 

Aber es kam nichts. Rein gar nichts.

Und ich wusste nicht mal ob ich darüber überhaupt noch traurig sein sollte, denn eigentlich wusste ich mittlerweile wie Mister Obermacho tickte. Und sich zu melden und nett zu sein und für mich da zu sein, zählte nicht zu seinen Eigenschaften.

Es klingelte an der Tür und ich sprang schon fast euphorisch auf. Ich öffnete ganz überstürzt die Tür und rieb mir die Augen, als ich sah, wer genau da vor meiner Tür stand. "Bene , was zur-" ich konnte meinen Satz gar nicht wirklich beenden, so froh, und dennoch enttäuscht war ich über das Auftauchen des Schalkers. In all den Jahren hatten wir regelmäßigen Whats-App-Kontakt gepflegt, sonst jedoch nicht viel mehr miteinander geredet. Irgendwie war ich sauer darüber, dass ich mich nicht so sehr über Bene freuen konnte, wie ich mich über Mats gefreut hätte, weil-

Ich wusste es nicht. 

"Was machst du denn hier?" lächelte ich dann und öffnete die Tür ein Stückchen weiter. sodass Bene meine Wohnung betreten konnte. "Ich hab dich ja ewig nicht mehr gesehen!" lächelte ich und fiel ihm dann in die Arme. Ich hatte den Schalkercapitän vermisst- sehr sogar. 

"Ich war gerade in der Nähe - um ehrlich zu sein, haben mich Lucas und Basti hier her geschickt. Ich wusste gar nicht wo genau du wohnst." leicht beschämt kratzte er sich am Hinterkopf, während ich laut aufseufzte. Lucas und Basti. Wer auch sonst. Die zwei hatten einen Riecher für unpassende Momente. "Nun ja, sie wollten, dass ich dich abhole. Also-"

"Moment mal!" Ich hob abwehrend die Hände - "Wo wollen wir überhaupt hin?". Ich überlegte gerade kurz, was ich für welche Fälle zum Anziehen hier hatte, sodass ich direkt losrennen konnte. Ich wollte schließlich nicht in Dortmundtrikot und Pumaleggings durch München laufen - oder doch?

"Also Lucas und Basti meinten, wir treffen uns vor der Johann-Fichte-Straße,7." Bene zuckte mit den Schultern und lächelte mich dann ein wenig unsicher an.

Ich lächelte zurück, machte ein begeistertes "Ahhhh", schüttelte dann aber den Kopf- "Ja, noch nie davon gehört." Nuschelte ich, während ich mit den Schultern zuckte und mich in meine Wohnung begab. "Komm doch rein, ich muss mir kurz überlegen, was ich anziehe." Murmelte ich und bat den Schalker in meine Wohnung. Bene blieb im Flur stehen und begutachtete die Wand, welche immer noch von Marco und Mario und eigentlich allen bemalt war.

"Muss schwer für dich sein." Murmelte Bene, als er das große Foto von Mario, Marco und Mats zusammen mit mir sah. Dann sah er mitleidig zu mir rüber und ich nickte nur schwach.

"Es ist doch normal, dass sich Menschen auseinander leben, oder?" Fragte ich und zuckte mit den Schultern. Ich glaube, ich scheiterte in diesem Moment ziemlich mit der Idee, verdammt taff zu wirken. Aber was anderes hielt ich in dem Moment nicht für richtig - oder so.

"Ja, ist ganz normal." Grummelte Bene dann und ging einen Schritt zurück zur Tür, als er merkte, dass ich fertig war.

"Können wir?" Fragte ich hektisch, bevor ich die Tür schloss, um dann zusammen mit Bene wohin auch immer zu fahren.

"Leo, ich wollte hier keine alten Wunden öffnen, ich-"

"Ich weiß." Lächelte ich und nickte dem Abwehrspieler dann zu. "Das will niemand."

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