vor dieser Tür

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Ich hatte beschlossen, meine Wohnung von sämtlichem Staub zu befreien, dann Essen zu kochen - Nudeln Bolognese, mochte jeder. Ich war also innerhalb kürzester Zeit einkaufen, hatte mich umgezogen, mich geduscht und hatte meine Wohnung aufgeräumt, und stand nun schon am Herd. Ich träumte vor mir hin, sah raus auf die Straße und lauschte meiner Musik, die, wie immer, so laut war, dass ich keine anderen Geräusche wahrnehmen konnte. Ich träumte also, stand vor einem riesigen Gerät, freute mich schon auf mein Essen, als ich doch etwas hörte.

Grimmig verzog ich mein Gesicht, lauschte und merkte, dass ich mich wohl verhört haben musste, also beließ ich die Musik bei der Lautstärke, spielte an meinem Handy und las die letzten Kickerartikel. Den ersten, der mir auffiel, war einer über die Hochzeit, die nun zwei Tage her war. In einigen wenigen Tagen würde die Bundesliga wieder starten und ich saß immer noch hier, grummelte vor mir hin und tat so gut wie gar nichts.

Ich wusste nicht, wann mein Leben so aus dem Ruder gelaufen ist, jedoch hatte ich nun gar nichts mehr, an dem ich festhalten konnte.

Als ich wieder ein merkwürdiges Geräusch vernahm, wurde ich misstrauisch, machte die Musik leiser und lauschte genauer. Ich vernahm das Klingeln meiner Klingel, also schlenderte ich zu meiner geliebten Haustür und starrte diese dann an. Eigentlich war ich immer misstrauisch wenn ich keinen Besuch erwartete, doch als es ein weiteres Mal klingelte, öffnete ich einfach das weiße, schwere Holzbrett, ohne vorher durch den Spion gesehen zu haben.

Ich bereute dieses voreilige Handeln direkt wieder, als ich vor mir einen großen, blonden Stürmer zu stehen hatte. Ich starrte ihn nur mit großen Augen an, schnappte schwer nach Luft und schloss die Tür wieder, bevor ich oder er nur einen Ton machen konnten. Ich atmete schwer, ließ mich an der Tür fallen und nahm mein Handy hervor, schaltete die Musik im Takt lauter und ließ die Boxen die Musik nur so durch meine Ohren schallen. Abgesehen davon, dass ich gerade die wahrscheinlich wichtigste Person in meinem Leben ignorierte, waren mir auch die Nachbarn egal.

Die mir dann, nach einiger, kurzer Zeit überlegen, doch nicht so egal waren, also schaltete ich die Musik wieder leiser und seufzte laut. Dann stand ich auf, rief Jonas an und wartete auf seine Stimme.

"Leo? Alles in Ordnung?" Ich lächelte, schüttelte dann den Kopf und hörte nun kein Klingeln mehr, sondern ein eher verzweifeltes Klopfen an der Tür, von welchem ich die Vibrationen an meinem Rücken vernehmen konnte. "Leo? Was war das?" Jonas klang nun nicht mehr ganz so entspannt, also seufzte ich und nahm meinen Mut zusammen.

"Hier ist jemand." Murmelte ich nur, sah durch den Spion und stemmte danach meine andere Hand in die Hüfte.

"Jemand, wer?" Erhaschte ich nur Joans' kurzen Atemzug, der nun mehr gehetzt, als erschrocken oder nervös, besorgt klang. Ich zuckte nur mit den Schultern, realisierte, dass er mich nicht sehen konnte und seufzte dann. "Leo, mach mir keine Angst! Ich steig in den nächsten Flieger." Ich vernahm ein Rascheln, was mir klar machte, dass Jonas seine Aussage ziemlich ernst meinte und sich gerade auf den Weg runter zum Auto machte.

"Nein, nein." Machte ich, hörte wieder ein Klopfen. Dann atmete ich tief ein und lauschte in den Hörer. "Jonas?" So hakte ich nach, dass er mir noch zuhörte und nicht in komplette Panik verfallen war. Nach einem Grummeln seinerseits, lächelte ich und atmete tief aus. "Danke. Danke für alles, ich komme klar. Wir hören uns morgen." Erklärte ich nur, legte, ohne auf eine Antwort zu warten, auf und öffnete die Tür einen kleinen Spalt.

"Was willst du?" Knurrte ich, sah durch den Spalt nach draußen und sah in die Augen des Stürmers, der mich erleichtert anlächelte und sich dann nervös durch die Haare fuhr.

"Leo, können wir reden?" Seine Stimme drohte zu brechen und er erschien mir auf einmal gar nicht mehr so stark und selbstbewusst, wie sonst. Irgendwie brach mir sein Anblick das Herz, trotzdem versuchte ich stark zu bleiben, weshalb ich mit dem Kopf schüttelte. Ich sah jegliche Hoffnung in seinen Augen schwinden. Jämmerlich versuchte ich dagegen anzukommen, doch etwas hinderte mich daran, einfach die Tür zu schließen und zu gehen.

"Weißt du, was vor dieser verdammten Tür passiert ist, Max?

Vor dieser scheiß Tür hast du mich in den Abgrund gestoßen."

HerzschrittmacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt