Paula ist weiß wie eine Wand und zittert. Schweigende fünf Minuten vergehen, bis wir viele schwere Schritte hören, dann Frau Höfers Stimme. „Ach Herr Funke, das passt ja. Im Wohnzimmer." In Paulas Augen spiegelt sich plötzlich das pure Entsetzen. „Scheiße, Phil", zischt sie aufgebracht, springt auf und rennt in ihre Küche, wo sie die Schiebetür, die Küche und Wohnzimmer trennt, zuzieht. „Fine?", kommt es überrascht von Phil. Neben ihm kommt Jacky zum Vorschein und hinter ihm sehe ich mir zwei fremde Sanitäter. „Aber wir sind doch nicht wegen-", beginnt er zu sagen, doch ich blocke ab. „Nein, nicht wegen mir. Wegen Paula, die sich in der Küche verschanzt hat. Vor knappen fünf Minuten lag sie noch bewusstlos vor der Tür." Beide reißen sofort besorgt die Augen auf. Die zwei Sanitäter fühlen sich gerade sichtlich fehl am Platz. Die wissen gar nicht, über wen es hier wirklich geht.
Phil legt das Ampullarium auf den Wohnzimmertisch und geht ruhig zur Tür, die er zuerst probiert aufzumachen. Doch sie scheint abgeschlossen zu haben. „Paula, sei doch vernünftig. Du weißt, dass eine Synkope abgeklärt werden muss", spricht er behutsam auf sie ein. Ich vernehme ein tiefes Einatmen aus der Küche. „Verschwinde!", ruft sie aufgebracht. Phil seufzt. „Nein, ich verschwinde nicht. Ich wurde gerufen, um zu helfen. Und das werde ich auch tun." „Du weißt genauso gut wie ich, dass du keinen Patienten zur Behandlung zwingen kannst. Und ich werde dir nicht unter die Augen treten. Außerdem kann ich meinen Gesundheitszustand gut selbst einschätzen, stell dir vor." „Paula, es tut mir doch leid. Können wir nicht, nachdem alles abgeklärt ist, nochmal in Ruhe reden?" „Steck dir deine Entschuldigung sonst wo hin und verschwinde verdammt nochmal!" Oh oh, Phil scheint sich da aber ordentlich in etwas hineingeritten zu haben. Ein verzweifelter Gesichtsausdruck zeichnet sich ab, als er sich von der Tür zu Jacky wendet, die hinter ihm steht. „Ich warte unten. Könntest du dich bitte kümmern?", fragt er mit gesenkter Stimme. „Natürlich. Ich denke, dass das sonst auch hier zu nichts führt." Phil nickt den beiden Sanitätern zu. „Und ihr zwei kommt bitte auch mit runter. Sie braucht gerade einfach nur eine Freundin." Bevor Phil in den Flur verschwinden kann, halte ich ihn noch kurz auf. „Bist du dir sicher, dass du nicht reden willst? Kalt scheint dich das alles nicht zu lassen. Du weißt, wo mein Zimmer ist." Aus traurigen Augen guckt er mich an, dass sich mein Herz zusammenzieht. „Ich weiß nicht", sagt er noch knapp und geht dann einfach.
Nach vielem Zureden von Jacky ist Paula schließlich aus der Küche gekommen. „Setz dich mal auf die Couch, dann gucke ich nach ein paar Werten." Doch kaum sitzt Paula auf der Couch, verfällt sie in einen bitteren Heulkrampf. Überfordert mit der Situation rücke ich nur etwas näher an sie ran und nehme sie fest in den Arm. „Paula, was ist mit dir los? Beziehungsweise mit dir und Phil?", probiere ich mein Glück, doch vergebens. Aus ihr werde ich heute nichts mehr bekommen. Genauso wenig wie aus Phil.
Die Werte berauschen Jacky auch nicht wirklich. „Hast du denn irgendwelche Symptome? Paula, du weißt, wie das abläuft. Rede mit uns, sonst werden wir auch nicht schlau." Jacky guckt Paula besorgt an und legt ihr eine Hand auf den Rücken. Langsam beruhigt sich Paula wieder und beginnt mit dem Erzählen. „Ich brauche wahrscheinlich nur ein paar Hormone und alles ist wieder gut." Damit beendet sie ihre Erzählungen. „Klingt plausibel, immerhin bist du hier die Ärztin und weißt das noch besser als ich. Komm, wir gehen jetzt mal runter in den RTW und du kommst in die Klinik." Nur unter Protest lässt sich Paula mitnehmen. Sie hat was von Regelblutung, Schmerztabletten, zu wenig gegessen und zu hohem Blutverlust gesagt. Dazwischen noch irgendwelche Fachbegriffe, die ich nicht wirklich zuordnen kann und von denen ich noch nie gehört habe. Über das Gebiet reden die Männer zu Hause jetzt nicht wirklich häufig. Unterm Strich scheint sie einfach zu viel Blut verloren und zu wenig gegessen zu haben. Da kann man auch mal umkippen.
Im RTW soll zwischen Phil und Paula eine mörderische Stimmung gewesen sein, laut der Aussage des einen Sanitäters. Hat Jacky mir geschrieben. Aber das kann ich mir gut vorstellen.
-----------------
Vielen Dank an @book-love18 für deine Idee und große Hilfe! Hier muss ich sagen, dass ohne ihrer/deiner Hilfe heute wahrscheinlich kein neues Kapitel gekommen wäre. Also ein dickes Dankeschön an dich! :) (Ich denke mal, es war in Ordnung, die Idee zu übernehmen?)
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
DU LIEST GERADE
7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfiction|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...